Abspalter fordern Bankrun Der katalanische Sturm fällt aus

Im Konflikt um die Unabhängigkeit Kataloniens haben die Separatisten die Bürger der spanischen Region zu einem Sturm auf die Banken aufgerufen. Einzelne Schlangen bildeten sich – die Institute sehen aber keinen Bankrun.

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Ein Bankrun blieb aus. Quelle: REUTERS

Das Geschäft der beiden größten katalonischen Banken Caixa-Bank und Banco de Sabadell läuft normal, trotz des Aufrufs separatistischer Organisationen zu einem sogenannten Bankrun. Das sagten Sprecher der beiden Institute am Freitag, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg meldet.

Die Bürgerinitiative Katalanische Nationalversammlung (ANC) und der Kulturverein Omnium Cultural hatten in der Nacht zum Freitag an ihre Anhänger appelliert, massiv Geld von Konten der fünf größten Banken abzuheben. Die Aktion sollte zunächst vorrangig am Freitag zwischen acht und neun Uhr vormittags stattfinden. „Hebt den Betrag ab, den ihr wollt“, hieß es auf Twitter. Das Video zur Protestaktion wurde bis Freitagmorgen knapp 10.000 Mal geteilt und geliked.

Mit dem Bankrun solle gegen die Inhaftierung der Präsidenten der beiden Organisationen, Jordi Sànchez (ANC) und Jordi Cuixart (Omnium), und gegen die Firmenflucht protestiert sowie der Wille zur Gründung eines unabhängigen Staates in Katalonien bekundet werden, betonten beide Organisationen. Es sei „an der Zeit, zu zeigen, dass unsere Kraft von jedem einzelnen von uns abhängt und dass die Summe von kleinen individuellen Gesten alles verändern kann“.

Bei Twitter teilten am Freitagmorgen zahlreiche Katalanen Bilder ihrer Abhebungen am Geldautomat. Auch bildeten sich an einigen Banken in Barcelona und andernorts Schlangen.

Von einem wirklichen Ansturm auf die Institute, der das Finanzsystem unter Druck setzen würde, konnte aber nicht die Rede sein. „Ich bin hier, um zu protestieren – es ist eine symbolische Summe“, erklärte etwa die Angestellte Eva Marti, 42, gegenüber Reportern, als sie Geld an einem Caixa-Automaten in der katalanischen Hauptstadt Barcelona herausließ. „Ich bin seit Jahren Kundin der Caixa-Bank und überrascht, dass sie sich ausgerechnet jetzt aus Katalonien zurückzieht.“

Die katalanische Sängerin Lluis Llach empfahl auf Twitter ihren Followern, genau 155 Euro abzuheben – in Anspielung auf Artikel 155 der spanischen Verfassung, den die Zentralregierung in Madrid am Samstag in Kraft setzen will, um die Autonomie der Region auszusetzen.

Die Banken in Katalonien leiden schon seit längerem unter der politische Lage. Die Analysten der Berenberg-Bank sehen eine „Lose-Lose-Situation“ für die großen Institute: Für die Separatisten seien sie nicht katalanisch genug, die Gegner einer Unabhängigkeit hingegen sähen sie als Vertreter Kataloniens.

Caixa-Bank und Sabadell hatten nach dem umstrittenen Referendum ihren Hauptsitz aus Katalonien wegverlegt. Sabadell erwägt momentan einen Umzug des Top-Managements. Diese Schritte stoßen freilich im katalanischen Heimatmarkt auf Ablehnung. Die Berenberg-Analysten rechnen damit, dass beide Institute Kunden verlieren werden, und empfehlen, Caixa- und Sabadell-Papiere zu verkaufen. Die Aktien von Caixa gaben bis Freitagmittag an der spanischen Börse um 2,2 Prozent nach, die Papiere von Sabadell um 0,9 Prozent.

Laut Berichten vom Mittwoch haben beide Institute seit dem Unabhängigkeitsreferendum drei Prozent ihrer Einlagen verloren. Am Dienstag haben sie sich demnach 21,3 Milliarden Euro an Liquidität gesichert im Rahmen der Hauptrefinanzierungs-Auktion (MRO) der Europäischen Zentralbank (EZB) – sechs Mal mehr als von Beobachtern erwartet.

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