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Abstimmung im Bundestag Rekord-Mehrheit für Griechenland-Hilfe

Die Bundesregierung sprach in der Debatte um eine Verlängerung der Griechenland-Hilfe von einer "schweren" Entscheidung - stimmte aber der neuerlichen Hilfe zu. Am Ende gab es gar einen Rekordwert.

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Der Bundestag hat am Freitag mit überwältigender Mehrheit der Verlängerung des Hilfsprogramms für Griechenland zugestimmt. Dafür votierten nach Angaben von Bundestags-Vizepräsidentin Claudia Roth 542 Abgeordnete, 32 Parlamentarier lehnten den Antrag ab, 13 enthielten sich. Das ist die größte Mehrheit, die im Bundestag je für eine Maßnahme zur Bewältigung der Euro-Schuldenkrise zustande kam.

Dabei hatte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) zuvor noch Verständnis für den wachsenden Unmut über die griechische Regierung gezeigt. Die Entscheidung über eine Verlängerung des aktuellen Hilfsprogramms für Griechenland um weitere vier Monate falle keinem Abgeordneten des Deutschen Bundestages leicht, sagte er am Freitag vor der Abstimmung des Parlaments: „Es fällt uns wahnsinnig schwer - jedem einzelnen von uns.“ Die Diskussion vor und nach der Wahl in Griechenland und auch in den vergangenen Tagen und Stunden habe diese Entscheidung nicht leichter gemacht.

Finanzminister Yanis Varoufakis hatte die erst kürzlich getroffenen Vereinbarungen mit der Euro-Gruppe zuletzt wieder mehrfach in Frage gestellt. Schäuble sagte, Solidarität habe auch mit Verlässlichkeit zu tun. Es sei viel Vertrauen zerstört worden. Europa sei aber eine Gemeinschaft und müsse zusammenstehen. Deutschland sollte alles tun, um Europa zusammenzuhalten.

Schäuble betonte: „Es geht nicht um neue Milliarden für Griechenland.“ Es gehe auch nicht um neue Vereinbarungen. Es gehe darum, zusätzlich Zeit zur Verfügung zu stellen, um das aktuelle Hilfsprogramm aus dem Jahr 2012 erfolgreich abzuschließen.

Die Voten des Bundestags zu Griechenland-Hilfen

In einigen anderen Euro-Ländern seien der Lebensstandard und die Sozialleistungen niedriger als in Griechenland. Der Kurs zur Stabilisierung der Währungsunion müsse fortgesetzt werden, forderte Schäuble. Die Euro-Zone insgesamt sei auf dem richtigen Weg. Griechenland allein könne nicht entscheiden, was richtig sei.

Estland stimmt Verlängerung der Griechenland-Hilfe zu

Die SPD hat Griechenland aufgefordert, die für eine Verlängerung des bestehenden Hilfsprogramms gemachten Zusagen auch einzuhalten. „Es liegt an den Griechen selbst, wir reichen ihnen die Hand“, sagte SPD-Fraktionsvize Carsten Schneider vor der Abstimmung des Bundestages. Sollte die griechische Regierung ihr Wahlversprechen finanzieren mit dem Steuerzahlergeld anderer Länder, dann werde das nicht gehen: „Das ist nicht akzeptabel.“

Die wesentliche Beschlüsse der Eurogruppe zu Griechenland

Wenn die griechische Regierung bereit sei, die Situation anzunehmen und die richtigen ökonomischen Antworten zu geben, werde auch über ein drittes Hilfspaket gesprochen werden. Die SPD verbinde durchaus Hoffnung mit der neuen Regierung in Athen. Diese habe eine Chance verdient, für eine gerechtere Besteuerung zu sorgen und auch diejenigen heranzuziehen, die über genug Vermögen verfügen. Jüngste Maßnahmen ließen ihn aber zweifeln.

Schneider mahnte in der Debatte Rationalität an. „Jedem muss klar sein: Die teuerste Lösung jetzt wäre der Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone.“

Varoufakis will Neuverhandlung über Schulden

Unterdessen hat Estland der Verlängerung des Hilfspakets bereits zugestimmt. Der Parlamentsausschuss für EU-Angelegenheiten unterstützte am Freitag die Entscheidung der Euro-Gruppe, das Programm bis Ende Juni zu verlängern. Trotz einiger Diskussionen sei ein einstimmiger Konsens erzielt worden, sagte ein Parlamentssprecher.

Varoufakis bekräftigte am Freitag, Athen wolle eine neues Abkommen über seine hohen Schulden. Griechenland und die Europartner würden künftig über eine Umstrukturierung der griechischen Schulden reden, sagte er im griechischen Fernsehen Antenna. „Noch ist nichts zu Ende. Uns steht ein Berg so groß wie Everest bevor.“ Der Grund, weswegen Athen eine viermonatige Verlängerung des Sparprogramms gewollt habe, sei, dass eine „Neuverhandlung über die Schulden beginnt“, sagte Varoufakis.

Griechenland habe versprochen, alle seine Verpflichtungen gegenüber seinen Gläubigern zu erfüllen, so wie sie vereinbart worden seien. Athen wünscht sich nach Worten des Ministers eine neue Schuldenvereinbarung, die in der Zukunft „Teil des (neuen) Abkommens sein wird“. Griechenland wird nach Einschätzung von Experten schon im Sommer ein drittes Hilfsprogramm brauchen, weil eine große Finanzierungslücke auch für die kommenden Jahre abzusehen sei.

Varoufakis wiederholte seinen Vorschlag, die Rückzahlung der griechischen Schulden an das Wirtschaftswachstum des Eurolandes zu koppen. Die Europäer müssten umdenken. „Wir müssen aufhören als Deutsche oder Griechen zu denken“, sagte Varoufakis.

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