Wie erklären Sie sich den Forschungsdrang der Griechen?
Es gibt ein traditionell gutes Bildungssystem mit einem Fokus auf den Naturwissenschaften. Außerdem werden die Kinder sehr stark von ihren Eltern unterstützt. Die Griechen leben ihren Traum, das Allerbeste für ihre Kinder zu tun. Viele Eltern schicken ihre Kinder auf Privatschulen und finanzieren Nachhilfeunterricht.
Wer muss den ersten Schritt machen: die Auswanderer oder die Regierung in Athen?
Die griechische Regierung wäre klug beraten, die Hilfe systematisch einzufordern und die Rahmenbedingungen zu verbessern. Leider ist das oft nicht der Fall. In Polen beispielsweise hat man kürzlich angefangen, mit europäischer Hilfe aus Brüssel Ableger von Max-Planck-Instituten aufzubauen – mit polnischen Wissenschaftlern an der Spitze, die zuvor in Deutschland gearbeitet haben. Ähnliches wird in Griechenland seit Jahren versucht – ohne Erfolg. Dafür gibt es strukturelle, aber auch kulturelle Gründe: Die griechische Verwaltung will sich nicht mit Transformationsländern auf eine Stufe stellen lassen, obwohl Griechenland de facto ein Transformationsland ist.
Gibt es Auswanderergemeinden aus anderen Ländern, die ihrer alten Heimat geholfen haben?
Ja. Koreaner und Japaner haben in den vergangenen Jahrzehnten mit Direktinvestitionen den Aufbau von innovativen Unternehmen finanziert. Auch die irische Diaspora soll während und nach der Finanzkrise sehr aktiv gewesen sein, wenngleich es darüber keine fundierten Daten gibt. Im Übrigen könnte die griechische Diaspora auch auf andere Weise helfen.
Nämlich?
Die griechische Diaspora bietet sich auch als potenzielle Nachfragergruppe für heimische Produkte an. Kluge Unternehmer in Griechenland könnten ihre Produkte auf dieses Weise ins Ausland verkaufen.
Was muss als nächstes passieren, damit die Diaspora eher bereit ist, in Griechenland mitzuwirken?
Ich glaube, es wäre das Beste, wenn sich die griechische Regierung endlich die Reformvorschläge der Gläubiger zu Eigen machen würde. Strukturreformen wie die Vereinfachung der Regulierung der in den Produktmärkten, ein massiver Abbau der Bürokratie und der vielzahligen, sich gegenseitig widersprechenden Vorschriften und eine Reform der Zivilprozessordnung wären ein sehr wichtiger Beitrag, um die griechische Diaspora für ihr eigenes Land wieder zu gewinnen.