
Nikosia, Rom, Paris, Brüssel, heute Frankfurt, morgen Berlin. Der neue griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras und sein Finanzminister Yanis Varoufakis reisen von Regierung zu Regierung (und zur EZB), um für ihren im Wahlkampf geforderten Schuldenschnitt zu werben. Schon in der Wahl der Reiseroute zeigte sich, dass sie erst einmal Verbündete aus anderen Schuldenländern suchen wollten.
Um Deutschland machten sie zunächst einen Bogen, ja, sie attackierten Deutschland verbal und griffen dabei tief in die emotionale Mottenkiste und forderten Wiedergutmachungen für Vergehen aus dem Zweiten Weltkrieg. Diese Strategie scheint aber, Gott sei Dank, nicht zu verfangen. Die anderen Regierungen haben trotz eigener innenpolitischer Probleme kein Interesse daran, wieder einen Keil durch Europa zu treiben und Deutschland an den Rand zu drängen.





Für Links- und/oder Rechtsextremisten gibt es im Kreis der europäischen Regierungen noch immer keine Sympathien. Man achtet noch darauf, dass Verträge und Zusagen eingehalten werden. Dazu zählt auch das Bezahlen von Staatsschulden. Das haben Tsipras und Varoufakis auf ihrer Tour erfahren. Der Spruch „Reisen bildet“ gilt auch hier. Im Ton sind die beiden Griechen inzwischen auch schon moderater geworden. Statt von Schuldenschnitt ist nun von Schuldenerleichterungen die Rede. Darüber kann Herr Varoufakis auch mit Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble sprechen, wenn sie sich in Berlin zu einem ersten Kennenlerngespräch treffen.
Schäuble wird ihn freundlich und mit altersmilder Neugierde empfangen. Der Seniorminister wird viel Verständnis für die Sorgen und Nöte der Griechen zeigen, er wird honorieren, dass die Griechen große Opfer bringen. Doch großen Schuldenerleichterungen wird der Bundesfinanzminister nicht zustimmen. Pacta sunt servanda, die Verträge müssen eingehalten werden, lautet einer von Schäubles Kernsätzen. Und der Minister ist davon überzeugt, dass Strukturreformen viel wichtiger sind als Schuldenschnitte.
Natürlich möchte Schäuble auch nicht seinen eigenen Haushalt ruinieren durch Milliarden-Geschenke an Athen. Davon abgesehen wären die politischen Folgen für Deutschland (Euro-Kritiker) und die anderen Euro-Reformstaaten fatal, würden sich Tsipras und Varoufakis mit ihren Wahlkampfparolen in Europa durchsetzen. Am Ende können die beiden Griechen froh sein, wenn sie bei ihrer Betteldiplomatie die ein oder andere Million einsammeln können.