„Alles ein großer Betrug“ Erst verlangt Italien EU-Geld – und nun nutzt Rom es nicht?

Seite 2/2

Italiens Wirtschafts- und Politik-Desaster

Aber Italien hat es eben auch viel härter getroffen:

  • Um fast 18 Prozent fiel dort das Bruttoinlandsprodukt (BIP) bis Ende Juni im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
  • Finanzminister Gualtieri hofft, den Negativwert bis Jahresende auf nur noch minus 8 Prozent zu reduzieren, allenfalls minus 10 traut ihm die OECD zu.
  • Über 500.000 Jobs sind Covid-19-bedingt weg, die Jugendarbeitslosigkeit hat die 30-Prozent-Marke überstiegen;
  • die Staatsschulden könnten zum Jahresende deutlich mehr als150 Prozent des BIP ausmachen, das neuerliche Staatsdefizit etwa 7 Prozent erreichen.

Der Staat hat hier ein paar Häppchen verteilt und dort ein paar Milliarden verstreut. Aber die großen, im Frühjahr angekündigten Programme stehen noch immer nur verbal im Raum. So sollte mit 50 Milliarden Euro das völlig überlastete Gesundheitssystem stabilisiert oder der Wirtschaft insgesamt neue Liquidität verschafft werden. Versprochen wurde auch ein mächtiger Digitalisierungsschub. Nichts davon geschah.

Es handele sich um die x-te Maßnahme, die zwar einige positive Elemente enthalte, so Dieter Steger, Senator der Südtiroler Volkspartei, „aber insgesamt kein neues Wachstum erwarten lässt“. Selbst die Regierung rechne nur mit „mikroskopischen Auswirkungen“ auf das Bruttoinlandsprodukt.


Das interessiert WiWo-Leser heute besonders


Douglas ist kein Einzelfall

So schummels sich Ikea, Karstadt & Co. am Lockdown vorbei


„Doppelt so lang schwätzen, halb so viel verdienen“

Warum VW-Händler keine E-Autos verkaufen wollen


Curevac-Gründer Ingmar Hoerr

„Ich dachte, der KGB hätte mich entführt“


Was heute wichtig ist, lesen Sie hier



Vor allem um die junge Generation in Italien ist es schlecht bestellt. Das zeigt sich gerade jetzt wieder, kurz nach Beginn des neuen Schuljahres. Es mangelt allerorten an Räumen, an Möbeln, an Lehrmaterial und vor allem an Personal. 250.000 Lehrerstellen waren zu Schulbeginn unbesetzt.

Schon in Vor-Corona-Zeiten lief in Italiens Bildungssystem zu viel schief: Die Quote der Schul-Abbrecher, zum Beispiel, ist mit 12 Prozent viermal so hoch wie der europäische Durchschnitt.

Deshalb müsse man jetzt zusätzlich viel Geld in die Hand nehmen, um das Bildungs- und Ausbildungssystem gründlich zu verbessern, forderte jüngst Mario Draghi, Ex-Chef der italienischen Notenbank und bis vor kurzem Präsident der Europäischen Zentralbank. Denn diese Generation werde einen Schuldenberg von rund 2,5 Billionen Euro tragen müssen.

Mehr zum Thema: Italien in der Krise – das Elend sitzt in Rom

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%