Schon in zwei Monaten könnte das Schreckensszenario für die Wirtschaft Realität werden: Am 29. März wird Großbritannien nach bisherigen Planungen die EU verlassen - und ein Abkommen mit Brüssel für die Beziehungen danach gibt es immer noch nicht. Mitte Januar scheiterte ein Deal von Premierministerin Theresa May mit der EU im britischen Parlament. Und vor der Abstimmung über einen Plan B am Dienstagabend bleiben die Fronten verhärtet. Grund genug für Firmen, mit dem Schlimmsten zu rechnen.
„Unternehmen quer durch alle Branchen bereiten sich auf den ungeregelten Brexit vor“, sagt Alexander Veith, Rechtsanwalt bei der Kanzlei Allen & Overy. Sie berät internationale Firmen bei ihren Vorbereitungen auf den Brexit. Besonders betroffen seien Konzerne, die Werke in Großbritannien hätten und im Ernstfall um ihre Lieferketten fürchten müssten.
Bei einem ungeregelten Brexit rechnet der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) allein für deutsche Firmen mit bis zu 10 Millionen zusätzlichen Zollanmeldungen pro Jahr und mehr als 200 Millionen Euro an neuen Kosten nur dafür. „Die eigentlichen Zölle könnten noch dazu kommen: Allein für die deutschen Autoexporte drohen dann Mehrbelastungen von rund zwei Milliarden Euro im Jahr.“
„Wenn es im schlimmsten Fall Grenzkontrollen gibt, kostet das jedes Mal Zeit und es werden erhebliche Zölle fällig“, sagt Anwalt Veith. Die Ankündigungen, Werke zu verlagern, seien keine leere Drohung. „Kein Konzern wird direkt zum 1. April Fabriken schließen, aber mittelfristig ist das durchaus realistisch.“
Auch auf der anderen Seite des Ärmelkanals wächst die Sorge. Tausende Firmen hätten Notfallpläne für einen ungeordneten Brexit aktiviert, teilte die britische Handelskammer der Zeitung „The Guardian“ mit. Viele erwägen demnach, Betriebsteile ins Ausland zu verlagern. Einige Unternehmen sind schon mit Plänen vorgeprescht - sie seien aber nur die „Spitze des Eisbergs“, meint die Handelskammer.




