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Anleihenkauf

Warum geht die EZB dieses Risiko ein?  

Nun hat die EZB ihr gigantisches Programm zum Ankauf von Anleihen gestartet. Sie hofft damit, die Wirtschaft im Euro-Raum anzukurbeln. Doch wird dieses Programm seine ehrgeizigen Ziele auch wirklich erreichen? Welches sind die Nebenwirkungen mit denen wir schon bald rechnen müssen?

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Aktienmärkte müssen einen Teil der Überschussliquidität absorbieren. Quelle: dpa

Insgesamt will die EZB jeden Monat Anleihen im Volumen von 60 Milliarden Euro ankaufen, gut 40 Milliarden entfallen dabei auf Staatsanleihen der Euro-Länder. Die Verteilung der Ankäufe auf die Länder richtet sich dabei annähernd nach dem Kapitalschlüssel. Also danach, welche Anteile des Kapitals der EZB von den einzelnen Ländern gezeichnet wurden. Damit entfallen auf deutsche Bundesanleihen etwa 25 Prozent der geplanten Staatsanleihenkäufe.

Die EZB scheint auch bereit zu sein, einen hohen Preis für die Anleihen zu bezahlen. EZB-Chef Mario Draghi hat auf der letzten Pressekonferenz angekündigt, Anleihen mit einer Rendite bis zur Höhe des Einlagesatzes zu kaufen. Dieser steht zurzeit bei -0,20 Prozent. Das heißt: Die EZB wird Papiere mit einer Rendite von bis zu -0,20 Prozent akzeptieren.

Die Krisenpolitik der Euro-Zone seit 2010

Es ist ungewöhnlich, dass ein Käufer bereits vor dem Verkauf sowohl die gewünschte Menge als auch den Höchstpreis bekannt gibt. Potenzielle Verkäufer haben nun eigentlich keinen Grund, der EZB die von ihr gewünschten Anleihen unter diesem Höchstpreis zu verkaufen. Zumindest gilt dies für Märkte, in denen das vorhandene Volumen gemessen an der nun einsetzenden zusätzlichen Nachfrage gering ist. Die Preissetzung der EZB ist also darauf angelegt, innerhalb kurzer Zeit ein maximales Volumen an zusätzlicher Liquidität zu schaffen.

Das Angebot wird nicht reichen

Am Beispiel der deutschen Bundesanleihen lässt sich das demonstrieren. Deutschland wird 2015 nach jetziger Planung keine neuen Schulden machen. Entsprechend werden in diesem Jahr Bundesanleihen in Wert von „nur“ 140 Milliarden Euro emittiert werden. Die EZB alleine muss aber Bundesanleihen im Volumen von 160 Milliarden Euro aufkaufen. Hinzu kommt, dass Banken in Deutschland die regulatorisch notwendige Liquiditätsreserve um rund 20 Milliarden Euro aufstocken müssen. Dafür dürfen sie nur Papiere verwenden, die hoch liquide und jederzeit veräußerbar sind, also hauptsächlich Bundesanleihen. Damit ergibt sich für Bundesanleihen in 2015 eine strukturelle Nachfrage von etwa 180 Milliarden Euro. Das neue Angebot an Bundesanleihen wird also bei weitem nicht reichen.

Der Kampf der EZB gegen die Krise

Um die Nachfrage zu decken, müssten Halter von Bundesanleihen bereit sein, sich von einem Teil ihrer Bestände zu trennen. Die großen Investoren in Bundesanleihen sind Banken, Versicherungen und Zentralbanken. Keine dieser Investorengruppen hat einen Anreiz, die in der Vergangenheit angeschafften Bundesanleihen nun zu verkaufen.

Banken wie auch Versicherungen brauchen diese Anleihen mit ihren noch vergleichsweise hohen Renditen, um ihr Geschäftsmodell aufrecht zu erhalten und um regulatorische Anforderungen erfüllen zu können. Mit dem Verkauf von Anleihen aus ihrem Bestand müssten sie zukünftige Erträge aufgegeben. Das könnten sie nur ausgleichen, wenn sie an anderer Stelle höhere Risiken eingehen, was aber wohl weder von den Kunden der Versicherungen noch von den Regulatoren der Banken gewünscht sein dürfte.

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