
Insgesamt will die EZB jeden Monat Anleihen im Volumen von 60 Milliarden Euro ankaufen, gut 40 Milliarden entfallen dabei auf Staatsanleihen der Euro-Länder. Die Verteilung der Ankäufe auf die Länder richtet sich dabei annähernd nach dem Kapitalschlüssel. Also danach, welche Anteile des Kapitals der EZB von den einzelnen Ländern gezeichnet wurden. Damit entfallen auf deutsche Bundesanleihen etwa 25 Prozent der geplanten Staatsanleihenkäufe.
Die EZB scheint auch bereit zu sein, einen hohen Preis für die Anleihen zu bezahlen. EZB-Chef Mario Draghi hat auf der letzten Pressekonferenz angekündigt, Anleihen mit einer Rendite bis zur Höhe des Einlagesatzes zu kaufen. Dieser steht zurzeit bei -0,20 Prozent. Das heißt: Die EZB wird Papiere mit einer Rendite von bis zu -0,20 Prozent akzeptieren.
Die Krisenpolitik der Euro-Zone seit 2010
Erstmals muss mit Griechenland ein Euro-Mitglied ein internationales Hilfsprogramm beantragen, um eine Staatspleite zu verhindern. Das Programm erweist sich später als nicht ausreichend.
Ein „Europäischer Rettungsschirm“ wird beschlossen. Er soll sicherstellen, dass die Zahlungsfähigkeit der einzelnen Euroländer gesichert wird. EFSF („Europäische Finanzstabilisierungsfazilität“) reichte Kredite aus, für die die Euro-Länder mit Garantien bürgten. Der maximale Garantieanteil Deutschlands betrug rund 211 Milliarden Euro. Unter diesen Rettungsschirm schlüpfen - neben Griechenland - später auch Portugal, Irland, Spanien und Zypern.
Parallel beginnt die Europäische Zentralbank (EZB) erstmals mit dem Kauf von Staatsanleihen. Das „Securities Markets Programme“ (SMP) sollte den Anstieg der Renditen von Anleihen angeschlagener Euroländer bremsen. Das SMP läuft bis Anfang 2012.
Die EZB verspricht, notfalls unbegrenzt Anleihen von Krisenstaaten zu erwerben. Gekauft wurde nach dem Programm „Outright Monetary Transactions“ (OMT) bisher noch keine Anleihe. Dennoch beschäftigt der OMT-Beschluss den Europäischen Gerichtshof (EuGH).
Mit dem ESM („Europäischer Stabilisierungsmechanismus“) geht ein neuer Rettungsschirm an den Start, der den EFSF dauerhaft ablöst. Wichtigster Unterschied der beiden Einrichtungen: Der ESM erhält eigenes Kapital, zu dem die Euroländer beitragen. Der deutsche Kapitalanteil beträgt 21,7 Milliarden Euro; hinzu kommen Garantien mit einem deutschen Anteil von 168,3 Milliarden Euro.
Wieder eine Premiere bei der EZB: Die Notenbank beschließt ein riesiges Anleihekaufprogramm - im Fachjargon „Quantitative Easing“ (QE). Damit sollen Milliarden und Abermilliarden Euro in die Wirtschaft gepumpt werden - als Stütze für die schwache Konjunktur.
Es ist ungewöhnlich, dass ein Käufer bereits vor dem Verkauf sowohl die gewünschte Menge als auch den Höchstpreis bekannt gibt. Potenzielle Verkäufer haben nun eigentlich keinen Grund, der EZB die von ihr gewünschten Anleihen unter diesem Höchstpreis zu verkaufen. Zumindest gilt dies für Märkte, in denen das vorhandene Volumen gemessen an der nun einsetzenden zusätzlichen Nachfrage gering ist. Die Preissetzung der EZB ist also darauf angelegt, innerhalb kurzer Zeit ein maximales Volumen an zusätzlicher Liquidität zu schaffen.
Das Angebot wird nicht reichen
Am Beispiel der deutschen Bundesanleihen lässt sich das demonstrieren. Deutschland wird 2015 nach jetziger Planung keine neuen Schulden machen. Entsprechend werden in diesem Jahr Bundesanleihen in Wert von „nur“ 140 Milliarden Euro emittiert werden. Die EZB alleine muss aber Bundesanleihen im Volumen von 160 Milliarden Euro aufkaufen. Hinzu kommt, dass Banken in Deutschland die regulatorisch notwendige Liquiditätsreserve um rund 20 Milliarden Euro aufstocken müssen. Dafür dürfen sie nur Papiere verwenden, die hoch liquide und jederzeit veräußerbar sind, also hauptsächlich Bundesanleihen. Damit ergibt sich für Bundesanleihen in 2015 eine strukturelle Nachfrage von etwa 180 Milliarden Euro. Das neue Angebot an Bundesanleihen wird also bei weitem nicht reichen.
Der Kampf der EZB gegen die Krise
Nach der Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers öffnen die großen Zentralbanken die Geldschleusen, um mitten in der Panik an den Finanzmärkten die Geschäfte am Geldmarkt am Laufen zu halten.
Die wichtigsten Notenbanken der Welt senken gemeinsam die Zinsen - ein historischer Schritt.
Die EZB senkt ihren Leitzins überraschend um einen dreiviertel Prozentpunkt auf 2,5 Prozent. Es ist der größte Zinsschritt seit der Einführung des Euro.
Die EZB stellt den Banken der Euro-Zone erstmals für ein ganzes Jahr Liquidität zur Verfügung. Mehr als 1000 Banken rufen 442 Milliarden Euro ab.
Die EZB beginnt mit dem Ankauf von Anleihen Italiens und Spaniens. Beide Länder waren zuvor ins Visier der Märkte geraten.
Der neue EZB-Präsident Mario Draghi startet seine Amtszeit mit einem Paukenschlag und senkt den Leitzins auf 1,25 Prozent. Unter seinem Vorgänger Jean-Claude Trichet hatte die EZB den Schlüsselzins zuvor in zwei Schritten von einem auf 1,5 Prozent angehoben.
In einer koordinierten Aktion stellen die EZB, die amerikanische Fed sowie die Zentralbanken Kanadas, Japans, Großbritanniens und der Schweiz den von der Krise gebeutelten europäischen Banken Dollar zur Verfügung. Den Instituten fiel es zuvor schwer, sich Dollar-Kredite zu beschaffen - viele US-Investoren hatten ihnen aus Angst vor den Folgen der Schuldenkrise den Geldhahn zugedreht.
Die EZB senkt den Leitzins auf ein Prozent. Zudem werden die Refinanzierungsgeschäfte für die Banken angekündigt.
Die EZB stellt den Geschäftsbanken in zwei Tranchen zusammen mehr als eine Billion Euro an Liquidität zur Verfügung.
Die EZB senkt den Leitzins auf 0,75 Prozent. Sie kappt zudem den Einlagesatz auf null Prozent. Sie will damit die Institute ermuntern, mehr Geld an Unternehmen und Haushalte zu verleihen.
Draghi erklärt in einer mittlerweile berühmten Rede, die Zentralbank werde "alles tun, was nötig ist, um den Euro zu retten". Dieses Versprechen gilt bis heute vielen Experten als Wendepunkt in der Krise. Seitdem haben die Schwankungen an den Finanzmärkten deutlich abgenommen und die Länder können sich wieder günstiger verschulden.
Der EZB-Rat beschließt gegen den Widerstand der Bundesbank neue umfangreiche Staatsanleihenkäufe am Sekundärmarkt. Ziel des sogenannten OMT-Programms ist es, die Zukunft des Euro in der Schuldenkrise zu sichern. Tatsächlich wurden aber bis heute keine Anleihen aus dem Programm gekauft.
Die EZB senkt ihren Leitzins auf 0,25 Prozent. Als Grund nennt sie die Gefahr einer zu langen Periode zu niedriger Teuerungsraten - sie will also mit noch billigerem Geld verhindern, dass die Wirtschaft der Euro-Zone in einen Teufelskreis aus sinkenden Preisen und Investitionen gerät.
Die EZB senkt den Leitzins auf 0,15 Prozent. Erstmals ist zudem der Einlagesatz für Banken negativ. Das hat zur Folge, dass Institute, die lieber Geld bei der Notenbank parken als es an Unternehmen und Haushalte zu verleihen, künftig eine Strafgebühr von 0,1 Prozent zahlen müssen.
Die EZB senkt die Leitzinsen auf das Rekordtief von 0,05 Prozent. Sie will zudem mit zusätzlichen milliardenschweren Geldspritzen die schlappe Konjunktur in der Währungsunion anschieben und die für den Geschmack der Notenbank viel zu niedrige Inflation anheizen. Die EZB kündigte an, ab Oktober den Banken Kreditverbriefungen und auch Pfandbriefe abzukaufen.
Die EZB kündigt an, monatlich für 60 Milliarden Euro Staatsanleihen und andere Wertpapiere zu kaufen. Bis Herbst 2016 dürften auf diese Weise mehr als eine Billion Euro zusammenkommen.
Um die Nachfrage zu decken, müssten Halter von Bundesanleihen bereit sein, sich von einem Teil ihrer Bestände zu trennen. Die großen Investoren in Bundesanleihen sind Banken, Versicherungen und Zentralbanken. Keine dieser Investorengruppen hat einen Anreiz, die in der Vergangenheit angeschafften Bundesanleihen nun zu verkaufen.
Banken wie auch Versicherungen brauchen diese Anleihen mit ihren noch vergleichsweise hohen Renditen, um ihr Geschäftsmodell aufrecht zu erhalten und um regulatorische Anforderungen erfüllen zu können. Mit dem Verkauf von Anleihen aus ihrem Bestand müssten sie zukünftige Erträge aufgegeben. Das könnten sie nur ausgleichen, wenn sie an anderer Stelle höhere Risiken eingehen, was aber wohl weder von den Kunden der Versicherungen noch von den Regulatoren der Banken gewünscht sein dürfte.