Die Sicherheit verbessern wollen dennoch viele Unternehmen. 40 Prozent der befragten Sicherheitsexperten geben an, dass sie 2016 ein höheres Budget zur Verfügung haben werden als 2015. Bis 2017 wollen 33 Prozent der Befragten in biometrische Zutrittskontrollen investieren, je 31 Prozent in elektronische Schließtechnik sowie Videoüberwachung, je 28 Prozent in Alarmsysteme sowie Daten-Verschlüsselungstechnik. Mehr als 80 Prozent der befragten Sicherheitschefs setzen für Kontrollaufgaben auch externe Dienstleister ein. Bis vor wenigen Jahren galten für sie vergleichsweise einfachere Aufgaben wie Objekt- und Werkschutz, Personenbegleitung, Pförtnerdienste oder Werttransporte als Schwerpunkt. Das hat sich geändert.
Islamistischer Terror gegen Europäer seit "Charlie Hebdo"
Die italienische Polizei deckt ein islamistisches Terrornetz auf. Unter anderem sollen die verhafteten 16 Kurden und ein Kosovare vorgehabt haben, mit Geiselnahmen den in Norwegen inhaftierten Terrorchef Mullah Krekar freizupressen.
Über der ägyptischen Halbinsel Sinai stürzt ein Airbus A321 der sibirischen Airline Kolavia mit 224 Passagieren - vor allem russischen Urlaubern - ab. Großbritannien und andere Länder meinen aufgrund von Geheimdienst-Informationen: wegen einer Bombenexplosion. Die Islamistengruppe Ansar Beit al-Makdis („Unterstützer Jerusalems“) behauptet, dafür verantwortlich zu sein.
Ein 25-jähriger marokkanischer Islamist wird im Thalys-Schnellzug Brüssel - Paris bei einem Anschlagsversuch mit einer Kalaschnikow von Fahrgästen überwältigt. Zwei Passagiere werden verletzt.
An einem Hotelstrand in der Nähe der tunesischen Touristenhochburg Sousse erschießt ein 24-jähriger Einheimischer mit Verbindungen zu radikalen Gruppen 38 ausländische Touristen, vor allem Briten.
Extremisten erschießen im Bardo-Museum der tunesischen Hauptstadt Tunis 21 Menschen, in der Mehrheit ausländische Touristen. Die Terrormiliz IS bekennt sich zur Tat.
In Kopenhagen feuert ein arabischstämmiger 22-Jähriger auf ein Kulturcafé, ein Mann stirbt. Der Anschlag gilt vermutlich einem Mohammed-Karikaturisten, der unverletzt bleibt. Vor einer Synagoge erschießt der Attentäter einen Wachmann, bevor er von Polizeikugeln tödlich getroffen wird.
Beim Attentat auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ werden in Paris zwölf Menschen getötet. Die beiden Täter kommen zwei Tage später bei einer Polizeiaktion ums Leben. Zu dem Anschlag bekennt sich die Terrororganisation Al-Kaida auf der arabischen Halbinsel. Ein mit ihnen bekannter dritter Täter erschießt in Paris parallel dazu eine Polizistin und nimmt in einem jüdischen Supermarkt Geiseln, von denen er vier erschießt, bevor er selbst von der Polizei getötet wird. Er bekennt sich zuvor zur Terrormiliz IS.
Längst kontrollieren deren häufig gering entlohnte Mitarbeiter Veranstaltungen, Botschaften, Flughäfen, Bahnhöfe, Atomkraftwerke, Asylbewerberheime, selbst Gefängnisse, bald sogar Kasernen. Etwa 200 000 Mitarbeiter erwirtschafteten 2014 in Deutschland rund 5,4 Milliarden Euro Umsatz mit Sicherheitsdienstleistungen. „Einen Nachfrage-Boom hat es in Deutschland aber selbst nach dem 11. September nicht gegeben und damit rechnen wir auch nach den Anschlägen in Paris nicht“, sagt Gregor Lehnert, Unternehmer und BDSW-Präsident.
Sicherheitsfirmen fehlt Personal
Zu glauben, durch den Einsatz privater Sicherheitsleute Terror-Risiken ausschalten zu können, wäre sowieso ein Trugschluss. Es fehlt den Sicherheitsunternehmen schlicht an den geeigneten Mitarbeitern – schon jetzt. In Deutschland müssen etwa immer mehr Flüchtlingsherbergen vor immer mehr Übergriffen geschützt werden. „Uns fehlen derzeit mindestens 5000 Mitarbeiter alleine dafür, und wenn diese Leute endlich gefunden haben, müssen wir sie erst noch entsprechend gut ausbilden“, so Lehnert.
Möglicherweise müssten die Unternehmen auch mehr bezahlen, denn auch das ist noch immer ein Problem in der Branche. Wenn einfachere - zudem weniger gefährliche - Tätigkeiten in anderen Branchen schon über dem Mindestlohn vergütet werden, müssten auch Sicherheitsfirmen eher noch etwas drauflegen.
Und noch ein weiteres Hindernis schränkt die Einsatzmöglichkeiten privater Sicherheitsdienste ein: Für hoheitliche Tätigkeiten wie den Schutz vor Terrorangriffen sind Polizisten zuständig, privaten Kräften ist das nicht erlaubt. Unternehmen und Privatleute dürfen Sicherheitsdienstleister nur mit der Ausübung der Rechte betrauen, die ihnen selbst zustehen. Dazu zählt das Hausrecht. Private dürfen zum Beispiel ihre Firmengebäude kontrollieren lassen. Die Anwendung von Gewalt ist in Notwehr oder Nothilfe für einen bedrohten Dritten erlaubt. Private Sicherheitsleute mit Waffen sind die große Ausnahme.
Mangelhafte Zusammenarbeit zwischen Privaten und Polizei
Frank Braun, Dozent an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung Münster, sieht allerdings ein Defizit bei der Zusammenarbeit von privaten Sicherheitsunternehmen und Behörden. „Es mangelt immer noch am nötigen Datenaustausch zwischen Privaten und Polizei, weil er gesetzlich nicht geregelt ist. Doch je besser der funktioniert, desto effektiver ist der Schutz vor Anschlägen.“ Das fordern Experten seit Jahren, ohne dass sich etwas geändert hat. Für Braun würde schon eine einfachere Maßnahme helfen, den Schutz der Bevölkerung gegen Terror zu verbessern: „Die Polizei leidet unter Personalmangel.“
Jetzt werden zwar überall junge Leute angeworben, doch auch die müssen erst ausgebildet werden - anders als bei der Privaten über Jahre. Braun sagt deshalb: „Wenn privaten Sicherheitsdiensten die Kontrolle des fließenden Verkehrs überlassen würde, könnten mehr gut ausgebildete und erfahrene Polizisten zur Terrorabwehr eingesetzt werden.“