Anschlag in London Täter war 52-jähriger Brite und vorbestraft

Scotland Yard gibt die Identität des Attentäters von London bekannt. Der stand schon einmal im Fokus der britischen Polizei. Hinter dem Anschlag scheint der IS zu stecken. Die Opfer kommen aus mindestens elf Ländern.

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Attentäter gebürtiger Brite

Den Terroranschlag von London hat ein vorbestrafter 52-jähriger mit dem Namen Khalid Masood verübt. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekannte sich zu der Tat, bei der es in London vier Tote und etwa 40 Verletzten gab. Der in Großbritannien geborene Täter sei der Polizei bereits wegen Gewaltdelikten und unerlaubtem Waffenbesitz aufgefallen, teilte Scotland Yard mit. Er habe verschiedene Namen genutzt. Nach Angaben von Premierministerin Theresa May stand er vor einigen Jahren im Verdacht, ein gewalttätiger Extremist zu sein. Sie nannte ihn aber eine „Randfigur“.

Einer ihrer „Soldaten“ habe die Operation ausgeführt, erklärte das IS-Sprachrohr Amak im Internet. Der Angreifer sei Aufrufen gefolgt, Bewohner von Staaten der „internationalen Koalition“ anzugreifen. Damit ist die Anti-IS-Koalition unter Führung der USA gemeint, der unter anderem Großbritannien, Frankreich und Deutschland angehören.

Nur einen Tag nach dem Terrorakt ist möglicherweise in der belgischen Stadt Antwerpen ein Anschlag verhindert worden. Nach Angaben eines Polizeisprechers raste ein Mann mit seinem Fahrzeug durch die City. Menschen mussten zur Seite springen. Die Polizei nahm den Mann fest.

Bei Razzien in London, Birmingham und anderen Orten wurden acht Menschen festgenommen. In welcher Beziehung die Personen zum Attentäter von London stehen, teilte Scotland Yard nicht mit. Das Auto, mit dem er mordete, war in Birmingham gemietet worden.

„Dieser Anschlag passt genau in das Muster der Anschläge, die wir gesehen haben von Nizza und Berlin. Das ist genau die Art von Anschlag, die der IS promoted und anstiften will“, sagte der Terrorismusforscher Peter Neumann der Deutschen Presse-Agentur.

Neumann leitet das internationale Zentrum zur Erforschung von Radikalisierung (ICSR) am King's College in London und berät auch die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in Sachen Deradikalisierung von Islamisten. Bei den Anschlägen in Nizza und Berlin hatten die Täter Lastwagen in Menschenmengen gesteuert.

Der Attentäter von London war auf einer Brücke mit seinem Auto gezielt in Fußgänger gerast. Ein US-Amerikaner, der mit seiner Frau die Silberhochzeit in London feierte, und eine zweifache britische Mutter starben. Der Täter erstach danach einen Polizisten, der unbewaffnet gewesen sein soll. Die Polizei erschoss den Angreifer.

Fast 30 Menschen aus mindestens elf Ländern lagen am Donnerstag noch im Krankenhaus, darunter ist auch eine Frau aus Deutschland. Die anderen Patienten stammten unter anderem aus Großbritannien, Frankreich, Rumänien, Südkorea, Polen und Griechenland.

Der Chef des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, warnte vor einer Radikalisierungsoffensive des IS im Internet. Der IS verlagere „sich mehr und mehr in ein virtuelles Kalifat“. Allein in Deutschland habe die Salafisten-Szene schon knapp 10.000 Anhänger.

Der russische Präsident Wladimir Putin forderte eine engere Kooperation im Kampf gegen den Terrorismus.

Die Tat löste international Bestürzung und Anteilnahme aus. Die Queen sprach den Opfern ihr Mitgefühl aus. Das britische Parlament und Scotland Yard gedachten ebenso wie Abgeordnete in Deutschland der Opfer. Am Donnerstagabend war eine Gedenkveranstaltung auf dem berühmten Trafalgar Square in London geplant.

Der Terroranschlag verzögert nicht die Brexit-Zeitpläne der britischen Regierung. Premierministerin Theresa May wird wie geplant am kommenden Mittwoch (29. März) den Austritt ihres Landes aus der Europäischen Union beantragen. Das bestätigte ein Regierungssprecher am Donnerstag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.

Das schottische Parlament hatte wegen des Blutbads am Mittwoch die Abstimmung über ein neues Unabhängigkeitsreferendum hingegen verschoben. Nun soll am nächsten Dienstag abgestimmt werden.

"Wir stehen an der Seite Großbritanniens"
Königin Elizabeth II.Die britische Königin Elizabeth II. hat den Opfern des Terroranschlags von London ihr Mitgefühl ausgesprochen. „Meine Gedanken, Gebete und mein tiefstes Mitgefühl sind bei all denen, die von der gestrigen furchtbaren Gewalt betroffen sind“, erklärte die 90-jährige Monarchin in einer am Donnerstag vom britischen Königshaus verbreiteten Mitteilung. „Ich weiß, ich spreche im Namen aller, wenn ich meinen tiefen Dank und meine Bewunderung für die Mitglieder der Polizei ausdrücke und für all diejenigen, die so selbstlos daran arbeiten, andere zu schützen“, hieß es weiter. Quelle: dpa
Barack Obama zu Terroranschlag in London Quelle: REUTERS
Theresa MayDie britische Premierministerin Theresa May nannte den Anschlag „krank und verkommen“. Die Menschen in Großbritannien würden Terror niemals nachgeben, das Leben werde wie gewohnt weitergehen, sagte May am Abend. „Morgen früh wird das Parlament zusammentreten wie immer.“ Quelle: AP
Angela MerkelKanzlerin Angela Merkel hat bestürzt auf die mutmaßlichen Terroranschläge reagiert und den Briten Solidarität im Anti-Terror-Kampf zugesagt. „Auch wenn der Hintergrund dieser Taten noch präzise aufzuklären ist, bekräftige ich für Deutschland und seine Bürger: Im Kampf gegen jede Form von Terrorismus stehen wir fest und entschlossen an der Seite Großbritanniens“, erklärte Merkel am Mittwoch in Berlin. Quelle: AP
Frank-Walter SteinmeierDer neue Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den Opfern der mutmaßlichen Terroranschläge von London sein Mitgefühl ausgesprochen. „Die Nachrichten über den mörderischen Angriff in London erschüttern mich“, schrieb das deutsche Staatsoberhaupt in einer am Mittwoch in Berlin verbreiteten Erklärung. „In diesen Stunden sind wir Deutsche dem britischen Volk in besonderer Weise verbunden.“ Er sei in Gedanken bei den Opfern und Verletzten von London „und bei denen, die um einen nahen Menschen trauern oder fürchten. Ihnen gilt unser ganzes Mitgefühl.“ Quelle: dpa
Sigmar GabrielBundesaußenminister Sigmar Gabriel hat den mutmaßlichen Terroranschlag in London als Angriff auf das „Herz der Demokratie“ bezeichnet. „Es ist wahrscheinlich kein Zufall, dass dieses Attentat unter anderem in der Nähe des britischen Parlaments ausgeführt wurde“, sagte er am Mittwoch bei einem Treffen mit dem griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras in Athen. Es sei ein „Anschlag gegen uns alle“. Auch Tsipras versicherte den Briten seine Solidarität. Quelle: AP
Steffen SeibertDer deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert erklärt per Twitter: "Unsere Gedanken sind bei unseren britischen Freunden." Er hoffe, dass alle Verletzten wieder völlig gesund würden. Quelle: dpa
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