Anschlag in Stockholm Verdächtiger hat „wahrscheinlich“ Lkw gefahren

Ist der Täter von Stockholm gefunden? Er habe „wahrscheinlich“ den Lastwagen gefahren, sagt die Polizei über den Mann, den sie nach dem Anschlag verhört. Die Behörden bleiben aber in Alarmbereitschaft.

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Ein Polizist in der Nähe des Anschlagorts Quelle: AP

Der nach dem Anschlag in Stockholm festgenommene Mann hat der Polizei zufolge „wahrscheinlich“ den Lastwagen in eine Menschenmenge in der Innenstadt gesteuert. Das sagte ein Polizeisprecher am Samstag dem schwedischen Radiosender SR. Der Mann steht unter Terror- und Mordverdacht. „Wir können nicht ausschließen, dass weitere Personen festgenommen werden, aber wir sehen keine Hinweise, dass eine Gefahr für die Allgemeinheit besteht“, sagte der Sprecher. Bei dem mutmaßlichen Terroranschlag in der schwedischen Hauptstadt waren am Vortag vier Menschen getötet und 15 verletzt worden.

Der Täter war mit einem gekaperten Lastwagen am Freitagnachmittag erst in eine Menschenmenge in einer großen Stockholmer Einkaufstraße gefahren, dann in die Front eines Kaufhauses. Dort hatte der Lkw Feuer gefangen und der Täter war zunächst geflohen. Der am Freitagabend festgenommene Mann stimmt nach Polizeiangaben mit Beschreibungen einer Person überein, die sich in der Nähe des Tatorts aufgehalten haben soll. Er wird nach Angaben der Staatsanwaltschaft „terroristischer Verbrechen durch Mord“ verdächtigt. Er soll jetzt einen Verteidiger zur Seite gestellt bekommen.

Die Polizei hielt sich mit Details zu den Ermittlungen zurück und äußerte sich nicht zur Identität des Verdächtigen. Schwedischen Medien zufolge war der Mann in einem Geschäft in Märsta nördlich von Stockholm festgenommen worden. Dafür gibt es aber bislang keine offizielle Bestätigung. Auch für Berichte, nach denen es eine zweite Festnahme im Zusammenhang mit dem Anschlag gegeben haben soll und im Lastwagen eine explosive Flüssigkeit gefunden wurde, gab es am Samstagvormittag keine Bestätigung der Behörden.

Die Polizei wollte sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft um 13.30 Uhr auf einer weiteren Pressekonferenz zum Stand der Dinge äußern.

Der Anschlag hatte die Stadt am Freitag tief erschüttert, das öffentliche Leben kam weitgehend zum Erliegen. Augenzeugen berichteten von „Unmengen an Blut“ und Leichen auf dem Asphalt. Acht Erwachsene und ein Kind waren am Samstagmorgen nach Behördenangaben noch in verschiedenen Krankenhäusern in Stockholm.

Der Lastwagen war in der Nacht zu Samstag abgeschleppt worden und soll nun kriminaltechnisch untersucht werden. Der Tatort und die Umgebung blieben zunächst abgesperrt. Nachdem der U-Bahn- und Zugverkehr in Stockholm stundenlang stillgestanden hatte, rollten am frühen Morgen wieder Züge aus den Bahnhöfen.

Die schwedischen Behörden bleiben in Alarmbereitschaft. Zehn Tage lang sollen alle Ausreisenden an den Grenzen kontrolliert werden, kündigte Ministerpräsident Stefan Löfven am Freitagabend an. Innenminister Anders Ygeman sagte dem schwedischen Rundfunk, die Kontrollen könnten um weitere 20 Tage verlängert werden, um einen Täter oder gegebenenfalls Helfer an der Flucht zu hindern.

„Das ist ein furchtbares Attentat. Das, was zuvor in Nizza, Berlin und zum Teil in London geschehen ist, ist nun auch hier passiert“, so Ygeman am Samstag im schwedischen Fernsehen. „Wir müssen überlegen, welche Formen von Hindernissen wir für Autos haben können, die auf Straßen und Plätze fahren, und wie man Fußgänger schützen kann“, fügte er hinzu.

In der Einkaufsstraße Drottninggatan hatte es bereits im Dezember 2010 einen Anschlag gegeben. Damals explodierte dort ein Auto, während sich fast zur gleichen Zeit an einer anderen Straße im Zentrum Stockholms ein 28-jähriger Schwede irakischer Abstammung in die Luft sprengte. Zwei Passanten wurden leicht verletzt. Auch der Mord an dem damaligen schwedischen Regierungschef Olof Palme 1986 hatte sich ganz in der Nähe abgespielt.

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