Athen im Wandel Krisenverarbeitung per Spraydose

Vom Epizentrum der Euro-Krise zur Szenestadt: Der Crash hat in Athen viele Läden und Plätze leer geräumt, die Athener füllten den Raum mit Streetart. Sie erzählt Geschichten über die Macht des Geldes und von mutigen Hunden.

Der Wein ist leer, die Party ist vorbei. So fühlten sich viele Athener in der Finanzkrise. Die Stadt hat das verwandelt. Während der Krise standen viele Ladenlokale und Häuser leer. Das zog Künstler und Kreative an. Der griechische Künstler Krah arbeitet gerne mit Motiven aus der griechischen Mythologie.
Die Krise ist in der Straßenkunst in Athen allgegenwärtig. Der Künstler INO nannte dieses Werk "snow-blind". Der Mensch ist so geblendet vom Geld, dass er nicht mal seine eigene Krankheit bemerkt, die durch den blauen Fleck symbolisiert ist. Das Graffiti entstand im Rahmen einer Aufmerksamkeitskampagne für Hepatitis-Krankheiten.
"All dogs go to heaven" heißt das Graffiti, für das drei Athener Künstler zusammenarbeiteten. Es zeigt den Straßenhund Loukanikos ("Würstchen"), der sich 2011 bei den Protesten gegen die Sparpolitik mit den Demonstranten anfreundete.
Loukanikos lief mit den Demonstranten in der ersten Reihe und kläffte die Polizisten an. Das brachte den Hund sogar auf die Titelseite des Economist. Der Hund wurde von einer Familie adoptiert. 2014 verstarb Loukanikos, angeblich an den Folgen des bei den Protesten eingesetzten Tränengases.
Wegen seiner lebendigen Kunstszene wird Athen gerne als "das nächste Berlin" betitelt. Die Athener haben dazu ihre eigene Meinung: "Berlin ist das neue Athen!", hat jemand an eine Hauswand neben einem Parkplatz gesprüht.
Noch immer gibt es in Athen viele Handwerker, die zum Beispiel ihre eigenen Möbel kreieren. Die meisten Touristen kaufen lieber maßgeschneiderte Ledersandalen.
Griechenland erlebt einen Touristenboom. 2018 kamen über 30 Millionen Reisende nach Griechenland. Und viele stoppen dabei in Athen, um einen Blick auf die Akropolis zu werfen.
Die Schattenseite: Mittlerweile vermieten viele Hausbesitzer ihre Wohnungen lieber per Airbnb an Touristen statt an Einheimische. Das treibt die Mieten und ruft Proteste hervor.
Trotzdem sind in der Innenstadt viele Altbauten unbewohnbar. Doch Renovierungen unterliegen strengen Regeln und sind teuer. Deshalb zerfallen viele Häuser langsam.
"Kein Graffiti, bitte." In Athen haben solche Bitten nicht allzu viel Erfolg.
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