Auseinandersetzung auf der Krim Russland droht mit Kampfeinsatz auf der Krim

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Russland stellt bereits Pässe aus

US-Präsident Barack Obama hat in der Nacht zum Sonntag 90 Minuten mit dem russischen Präsidenten Putin telefoniert. Quelle: AP

Nach einer zeitweiligen Sperrung des Luftraums über der zur Ukraine gehörenden Halbinsel arbeitete der Flughafen der Hauptstadt Simferopol seit dem Mittag wieder plangemäß.

Nach Angaben russischer Medien sind auf der Krim ukrainische Soldaten massenhaft übergelaufen und hätten sich den neuen prorussischen Machthabern angeschlossen. Das russische Konsulat auf der Krim stellte sogar schon Pässe für ukrainische Sicherheitskräfte aus.

Die neue Regierung in Kiew hält die Krim-Führung insgesamt für illegitim. Russische Kräfte entwaffneten nach Angaben der Agentur Interfax einen Radar- und Trainingsstützpunkt der Marine und forderten die dort stationierten Soldaten dazu auf, sich auf die Seite der "rechtmäßigen" Führung der Krim zu schlagen. Zudem berichtete der Gouverneur der russischen Region Belgorod, Jewgeni Sawtschenko, Interfax von dem Versuch bewaffneter Gruppen, am Samstag die Verbindungsstraße zwischen Moskau und der Krim an der russisch-ukrainischen Grenze zu blockieren. "Bewaffnete Leute streifen in der Gegend umher... das ist wirklich sehr beunruhigend", erklärte Sawtschenko.

Internationale Empörung

Das russische Vorgehen auf der Krim sorgte auch international für Empörung. Die USA setzten ihre Teilnahme an Konferenzen zur Vorbereitung des G-8-Treffens im russischen Sotschi aus. Das teilte das Weiße Haus nach einem 90-minütigen Telefonat zwischen US-Präsident Barack Obama und Kremlchef Wladimir Putin am Samstag mit. Der Gipfel der G8 in Sotschi ist für Juni geplant.

Russland behält sich nach den Worten Putins das Recht vor, bei weiterer Gewalt im Osten der Ukraine und auch auf der Krim, seine Interessen und die Interessen der russischsprachigen Bevölkerung zu schützen. Dies betonte der Kremlchef auch in Telefonaten mit dem kanadischen Regierungschef Stephen Harper, dem französischen Staatschef François Hollande und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon.

Großbritanniens Außenminister William Hague zeigte sich vor seinem Besuch in Kiew „tief besorgt“ über die Entwicklung in der früheren Sowjetrepublik. Premierminister David Cameron sagte, es gebe „keine Entschuldigung“ für eine militärische Intervention Russlands in der Ukraine.

Außenminister Steinmeier sagte am Sonntag in Berlin: „Wir fordern Russland in aller Eindringlichkeit auf, jeden Verstoß gegen die Souveränität und territoriale Integrität der Ukraine zu unterlassen.“ Russland habe kein Recht, Militär jenseits der Regeln des Pachtvertrages über die russische Schwarzmeerflotte auf ukrainischem Hoheitsgebiet einzusetzen. Vor der russischen Botschaft in Berlin demonstrierten mehr als 200 Menschen am Sonntag gegen einen möglichen Kampfeinsatz Moskaus.

US-Außenminister John Kerry legte am Sonntag nach und kritisierte Russland ungewöhnlich scharf. Kerry warnte die Führung in Moskau sogar vor dem Verlust der G-8-Mitgliedschaft. Im US-Fernsehen sprach der Politiker zudem mögliche Sanktionen wie Visasperren, Beschlagnahmung von Vermögen und Handelssperren an.

Wegen der Moskauer Drohung mit einem Militäreinsatz auf der Krim steht der nächste G8-Gipfel im russischen Sotschi auf der Kippe. Die USA, Kanada, Großbritannien und Frankreich legten ihre Vorbereitungen für das Spitzentreffen im Juni auf Eis.

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