Banco Espírito Santo Pleitebanken machen Europa zu schaffen

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Fünf Milliarden Euro ist kein hoher Preis

Portugiesische Analysten sehen die Chancen für den Verkauf optimistischer. Sollte sich Portugals Wirtschaft weiter erholen und die Novo Banco in die Gewinnzone zurückkehren, erscheine angesichts eines Bilanzwerts von derzeit rund 70 Milliarden Euro ein Preis von 4,9 Milliarden Euro oder mehr realistisch, hofft Brito von der Bank Millennium BCP. „Knapp fünf Milliarden Euro ist kein hoher Preis für eine Bank dieser Größe“, so Brito. Ein Einstieg bei der Novo Banco könnte eine gute Gelegenheit für Investoren sein, einen Fuß in den portugiesischen Markt zu setzen.

Investoren abgeschreckt

Die spanische Bank Santander, die sowohl in Portugal als auch in Brasilien wichtige Standbeine hat, hatte bereits früher einen Einstieg prüfen wollen. Doch der Pleitefall hat die Spanier erst einmal abgeschreckt. Vielleicht stecken weitere unentdeckte Altlasten in den Büchern.

Falls aber eine Reprivatisierung nicht gelingt oder die Bank weiterhin massive Verluste macht, bleibt das Risiko aus der Novo Banco beim Rettungsfonds. Dieser hat dann aber kaum noch Reserven, um andere Banken, die in Schwierigkeiten geraten und abgewickelt werden müssen, zu unterstützen. Notfalls könnte die Regierung in Lissabon dann doch in die Lage kommen, den Fonds mit einem weiteren Kredit zu unterstützen. Zwei Milliarden Euro aus dem noch nicht restlos verbrauchten Euro-Rettungskredit stünden ihr dazu noch zur Verfügung. Dieses Geld bräuchten die Portugiesen allerdings auch, falls im Zuge der Bilanzprüfung und des Stresstests der EZB weitere portugiesische Banken Kapital benötigten.

Erst ab 2016 soll die Bankenrettung in der Euro-Zone nach völlig neuen Regeln funktionieren. Dann sollen nicht mehr Steuergelder zum Verlustausgleich herhalten. Gemäß der vereinbarten Haftungskaskade müssen dann nach den Aktionären auch die vorrangigen Gläubiger und Kunden mit ihren Einlagen von mehr als 100 000 Euro an den Verlusten beteiligt werden. Nach Einschätzung von Experten hätten diese beiden Positionen im Fall der BES rund 20 Milliarden Euro ausgemacht. Der Staat hätte dann zwar nicht die Steuerzahler mit der Rettung belasten müssen – auf jeden Fall aber die Sparer.

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