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Bankenstresstest EZB drängt Banken zu raschen Lösungen

Die Datensammlung der EZB setzt Europas Banken unter Druck. Im Oktober sollen die Ergebnisse der Tests veröffentlicht werden. Institute mit Kapitallöchern müssen dann rasch handeln.

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Mit welchen Maßnahmen Regierungen und Notenbanken Sparer attackieren können
Instrument: NiedrigzinsAusgestaltung: Notenbank kauft (über Banken, die günstig Geld bekommen) Staatsanleihen; Notenbank hält Leitzinsen unten negativ betroffen wären/sind: Konten, Anleihen, Lebensversicherung, Betriebsrenten, Versorgungswerke Eintrittswahrscheinlichkeit: läuft bereits; ••••• wie gefährlich für das Vermögen?: Inflation frisst Zinsen; Sparen lohnt sich kaum; ••••∘ Vorteil für Staaten: niedrige Zinslast auf eigene Schulden historische Vorbilder: USA • = unwahrscheinlich/ sehr niedrige Einbußen; ••••• = so gut wie sicher/ sehr hohe Einbußen Quelle: dpa
Instrument: Inflation zulassenAusgestaltung: Notenbanken schöpfen weiter Geld; Bürger verlieren Vertrauen; Umlaufgeschwindigkeit des Geldes steigt negativ betroffen wären/sind: Bargeld, Konten, Anleihen, Lebensversicherung Eintrittswahrscheinlichkeit: aktuell gering; langfristig wahrscheinlich; •••∘∘ wie gefährlich für das Vermögen?: Hohe Inflation kann sämtliche Geldvermögen entwerten; ••••• Vorteil für Staaten: Schulden werden nicht auf dem Papier, aber real drastisch verringert historische Vorbilder: Deutschland 1923; Frankreich 18. Jahrhundert; Zimbabwe 2009 Quelle: dpa
Instrument: NegativzinsAusgestaltung: Notenbank setzt negativen Leitzins fest; Banken legen negative Zinsen auf die Guthaben von Sparern um oder verteuern Gebühren/Kredite negativ betroffen wären/sind: Konten Eintrittswahrscheinlichkeit: ist bereits in der Diskussion; •••∘∘ wie gefährlich für das Vermögen?: Erspartes leidet nominal durch Negativzinsen und real durch Inflation ••••∘ Vorteil für Staaten: höheres Wachstum durch ausgeweitete Kreditvergabe erhofft historische Vorbilder: Schweiz 1964, 1970er; Schweden; Dänemark Quelle: dpa
Instrument: VermögensabgabeAusgestaltung: Staat schneidet sich von allen Vermögenswerten einmalig ein Stück ab negativ betroffen wären/sind: Konten, Aktien, Anleihen, Immobilien Eintrittswahrscheinlichkeit: wird diskutiert, aber starker Widerstand zu erwarten; ••∘∘∘ wie gefährlich für das Vermögen?: je reicher desto härter; ••••∘ Vorteil für Staaten: kann Schulden sofort drastisch senken historische Vorbilder: Deutschland 1918/19, 1952 Quelle: dpa
Instrument: ZwangsanleiheAusgestaltung: Staat zwingt Bürger, einen Teil ihres Vermögens in Staatsanleihen zu packen; wird (teilweise) zurückgezahlt negativ betroffen wären/sind: Konten, Aktien, Anleihen, Immobilien Eintrittswahrscheinlichkeit: wird diskutiert, aber starker Widerstand zu erwarten; ••∘∘∘ wie gefährlich für das Vermögen?: hängt von Rückzahlungen ab; •••∘∘ Vorteil für Staaten: verschafft Spielraum bis zum Rückzahlungsdatum historische Vorbilder: Deutschland 1914, 1922/23 Quelle: dpa
Instrument: Neue SteuernAusgestaltung: Vermögensteuer, zum Beispiel ein Prozent auf steuerpflichtiges Vermögen (nach Abzug von Freibeträgen) negativ betroffen wären/sind: Vermögen generell Eintrittswahrscheinlichkeit: politische Forderung; ••••∘ wie gefährlich für das Vermögen?: für Vermögende; •••∘∘ Vorteil für Staaten: weitere Einnahmen historische Vorbilder: Deutschland, wurde 1997 abgeschafft Quelle: dpa
Instrument: Neue SteuernAusgestaltung: Transaktionsteuer von 0,1 Prozent auf Aktien und Anleihen und 0,01 Prozent auf Derivate; fällig für jedes Geschäft negativ betroffen wären/sind: Aktien, Anleihen, Derivate; indirekt auch Fonds und Lebensversicherungen Eintrittswahrscheinlichkeit: politisch herrscht Konsens; ••••• wie gefährlich für das Vermögen?: drückt auch Rendite von Fonds und Versicherungen; •••∘∘ Vorteil für Staaten: weitere Einnahmen historische Vorbilder: Deutschland 1881–1991; Schweden 1985–1992 Quelle: dpa

Die Europäische Zentralbank (EZB) erwartet von möglichen Durchfallern bei den europaweiten Bankentests rasche Lösungen. Tun sich bei den Prüfungen Kapitallöcher auf, müssen die betroffenen Banken binnen zwei Wochen nach Veröffentlichung der Ergebnisse Pläne vorlegen, wie sie diese stopfen wollen. Diese Frist nannte die EZB am Donnerstag. Die Aufseher legten sich zugleich auf eine Veröffentlichung der Resultate von Bilanzcheck und Stresstest in der zweiten Oktoberhälfte fest.
Die Institute selbst würden erst kurz vorher über die endgültigen Resultate informiert, teilte die EZB in Frankfurt mit. Allerdings wollen die Aufseher im Laufe des Verfahrens vorläufige Erkenntnisse mit einzelnen der 128 Bankkonzerne diskutieren. Die EZB übernimmt am 4. November die zentrale Aufsicht über die größten Banken im Euroraum. Darunter sind - nach einer vorläufigen Liste der Notenbank - 21 deutsche Institute.

Die Leiterin der künftigen europäischen Bankenaufsicht, Danièle Nouy, versicherte in der Mitteilung, die Aufseher täten ihr Möglichstes, um bei dieser „harten und gründlichen“ Prüfung einen reibungslosen Prozess zu gewährleisten. In der Finanzbranche hält sich die Sorge, dass Ergebnisse vorab durchsickern und die Tests so nicht zu mehr Vertrauen in Banken, sondern zu mehr Verunsicherung führen.
Der Bilanzcheck (Asset Quality Review/AQR) ist nach Angaben der EZB bereits weit fortgeschritten und soll im August abgeschlossen sein. Darauf baut ein Stresstest auf, bei dem die Institute beweisen müssen, dass sie auch im Fall eines Konjunktureinbruchs und Verfalls der Immobilienpreise ausreichend Kapital haben, um ihr Geschäft fortzuführen. „Mittlerweile ist viel zur Sanierung der Bankbilanzen getan worden, und es ist ermutigend, dass diese Anstrengungen fortgeführt werden“, stellte EZB-Vizepräsident Vítor Constâncio in der Mitteilung vom Donnerstag fest. So hatte etwa die Deutsche Bank erst im Juni über eine Kapitalerhöhung 8,5 Milliarden Euro frisches Geld eingesammelt. Die italienischen Großbanken Unicredit und Intesa Sanpaolo hatten bereits in der Bilanz 2013 milliardenschwere Abschreibungen auf Altlasten vorgenommen.

Die Ergebnisse der Tests wird die EZB in standardisierten Tabellen veröffentlichen. Dabei wollen sich die Aufseher sowohl auf die Daten der einzelnen Häuser als auch auf eigene Hochrechnungen stützen. Die Resultate werden auf den Bankbilanzen von Ende 2013 basieren. Ergänzt werden die Daten um für die Kapitalbasis wichtige Entwicklungen aus den ersten neun Monaten dieses Jahres. So will die EZB ein möglichst vollständiges und aktuelles Bild vom Zustand der Banken liefern.

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