Beschädigung der Nord-Stream-Pipelines Schweden meldet viertes Leck – Russland lanciert Terrorismus-Verfahren

Quelle: REUTERS

Drei Lecks in Nord Stream 1 und 2 wurden bereits gefunden, nun hat die Küstenwache ein viertes entdeckt. Angesichts der Beschädigung hat die EU einen Belastungstest für die kritische Infrastruktur in Europa angekündigt.

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Schwedens Küstenwache hat nach eigenen Angaben ein viertes Gasleck an den beschädigten Nord-Stream-Pipelines in der Ostsee entdeckt. Das bestätigte am Donnerstag eine Sprecherin der Küstenwache. An den russischen Nord-Stream-Pipelines waren Anfang der Woche innerhalb kurzer Zeit in dänischen und schwedischen Gewässern zunächst drei Lecks entdeckt worden. Die genaue Ursache ist unbekannt, es wird aber weitgehend von Sabotage ausgegangen. Litauens Präsident Gitanas Nauseda kündigte zusätzliche Maßnahmen an, um die Sicherheit der Flüssiggas-Importterminals des Landes zu gewährleisten. Zuvor hatte es Warnungen vor möglichen Anschlägen auf die kritische Infrastruktur in Europa gegeben.

Die 27 EU-Staats- und Regierungschefs würden auf ihrem informellen Gipfel kommende Woche in Prag über die Angriffe auf die unterseeischen Nord-Stream-Gaspipelines diskutieren, sagte ein EU-Beamter am Donnerstag. Er fügte hinzu, der Vorfall habe den Charakter des Konflikts in der Ukraine grundlegend verändert. Die EU vermutet Sabotage hinter den Lecks an den Unterwasserpipelines nach Europa und hat eine „robuste“ Reaktion auf jede vorsätzliche Störung ihrer Energieinfrastruktur angekündigt.Angesichts der Lecks in den Pipelines hat die EU außerdem einen Belastungstest für die kritische Infrastruktur in Europa angekündigt.

Auch Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte am Donnerstag, dass ein vorsätzlicher Angriff auf die Infrastruktur der Verbündeten mit einer entschlossenen Reaktion beantwortet werden würde. „Alle derzeit verfügbaren Informationen deuten darauf hin, dass es sich um vorsätzliche, rücksichtslose und unverantwortliche Sabotageakte handelt“, heißt es in einer Erklärung der Nato zu den Nord-Stream-Röhren.

Nord-Stream-Lecks

Das russische Außenministerium erklärte am Donnerstag, die Lecks an den Nord-Stream-Pipelines seien in einer Zone aufgetreten, die „von den US-Geheimdiensten kontrolliert“ werde, berichtete die russische Nachrichtenagentur RIA Novosti unter Berufung auf das Ministerium.

Zwei Lecks in schwedischen, zwei in dänischen Gewässern

„Zwei der Lecks liegen in der ausschließlichen Wirtschaftszone Schwedens, das größere oberhalb der Nord-Stream-1-Pipeline und das kleinere über der Nord-Stream-2-Pipeline „, so die schwedische Küstenwache in einer Erklärung. Die beiden anderen Lecks liegen in der dänischen Wirtschaftszone. Obwohl keine der beiden Pipelines zum Zeitpunkt der mutmaßlichen Explosionen in Betrieb war, waren sie mit Gas gefüllt, das seit den Brüchen vom Montag in die Ostsee strömt.

Russland hatte die Gaslieferungen durch die Nord-Stream-1-Pipeline schon vor Wochen gestoppt, nach eigenen Angaben aus technischen Gründen. Westliche Staaten halten dies für einen Vorwand. Die Bundesregierung lehnt das Angebot ab, alternativ die bisher nie in Betrieb genommene Nord-Stream-2-Pipeline zu nutzen.

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Die beiden Röhren landen in Deutschland an. Die Bundesregierung stimme sich eng mit Dänemark und Schweden ab, hatte ein Regierungssprecher in Berlin gesagt. Das Umweltbundesamt (UBA) äußerte sich unterdessen besorgt über Klimaschäden durch die Lecks und das austretende Methan-Gas. Man rechne mit Emissionen von etwa 7,5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten. Das entspreche etwa einem Prozent der deutschen Jahres-Gesamtemissionen. Da es keine Abschottungsmechanismen an den Pipelines gebe, entweiche aller Voraussicht nach der gesamte Inhalt der Röhren. Weil die Lecks in dänischem oder schwedischen Hoheitsgebiet liegen, dürften die Emissionen in der Klimabilanz voraussichtlich diesen Ländern zugerechnet werden.

Lesen Sie auch: Die Anschläge auf die Nord-Stream-Pipelines werfen bange Fragen über die Sicherheit kritischer Infrastruktur im Meer auf

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