Betreiber-Aktie stürzt ab Italien will Autobahnen verstaatlichen

Italien will Autobahnen verstaatlichen Quelle: dpa

Italiens Vize-Ministerpräsident Luigi di Maio hat den privaten Autobahnbetreibern gedroht, Italiens Straßen zu verstaatlichen. Darauf rutschte an der Mailänder Börse die Aktie der Autostrade-Mutter Atlantia ab.

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Nach dem Brückeneinsturz in Genua hat Italiens Vize-Ministerpräsident Luigi di Maio scharfe Kritik an den privaten Autobahnbetreibern geübt und mit einer Verstaatlichung der Straßen gedroht. Obwohl die genaue Ursache bislang unbekannt ist, warf di Maio am Donnerstag dem Betreiber Autostrade per l'Italia vor, die Sicherheit vernachlässigt und die Brücke nicht ausreichend gewartet zu haben. Der Aktienkurs der Autostrade-Mutter Atlantia ging um 25 Prozent zurück. Auch die Aktien anderer Autobahnbetreiber lagen im Minus. An der Unglücksstelle ging unterdessen die Suche nach Überlebenden und Opfern weiter. Die Polizei präzisierte die Zahl der Todesopfer auf 38. Zuvor war von 39 Toten die Rede.

Regierung schießt sich auf Autobahnbetreiber ein

Di Maio sagte im Rundfunk, wenn die Betreiber der Autobahnen nicht in der Lage seien, ihre Aufgabe richtig zu erfüllen, dann müsse der Staat die Autobahnen übernehmen. Es kann nicht sein, dass man Maut bezahlt und dann stirbt, sagte er. Jene, die für die Wartung zuständig seien, hätten ihre Arbeit nicht ordentlich gemacht. Die Brücke hätte geschlossen werden müssen. Viele Menschen ärgerten sich darüber, dass die Autobahnbetreiber als Monopolisten große Gewinne machten, erklärte der Vize-Ministerpräsident. Es hätte viel Geld in die Sicherheit investiert werden müssen. Stattdessen floss es in die Dividenden.

Die italienische Regierung machte bereits am Vortag den Autobahn-Betreiber für den Brückeneinsturz verantwortlich und will ihm die Lizenz entziehen. Das Unternehmen habe Milliarden Euro an Maut eingenommen, das Geld aber nicht wie vorgesehen eingesetzt, kritisierte Innenminister Matteo Salvini. Die Firma wies den Vorwurf zurück. Die aus den 1960er Jahren stammende Brücke sei gemäß den gesetzlichen Vorgaben alle drei Monate kontrolliert worden, erklärte das Unternehmen.

Nach dem Einsturz der Morandi-Brücke in der italienischen Hafenstadt Genua erläutert Heinrich Bökamp, Ingenieur und Experte für Brückenbau, die Sicherheitsmängel alter Brücken. Entscheidend seien Politik und Finanzen.
von Marius Wolf

Einschränkungen beim Warenverkehr zum Hafen Genua

Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte rief am Mittwoch den Ausnahmezustand für die Region aus. Er folge damit einer Bitte der örtlichen Behörden, sagte er. Noch nicht ganz absehbar sind die Folgen für den Warenverkehr über den Hafen von Genua, wo sich ein großer Container-Terminal befindet. Die Straße über die zerstörte Brücke verbindet Südfrankreich mit Norditalien. In den nächsten Monaten könnte es daher zu Engpassen kommen, hieß es in Schifffahrtskreisen. Ein Sprecher der weltgrößten Container-Reederei AP Moller Maersk sagte, die Erreichbarkeit von Genua werde in nächster Zeit eingeschränkt sein. Die Verbindungen über den benachbarten Hafen Vado und ins Hinterland werde dies aber nicht beeinträchtigen.

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