




Die Technokratenwährung, auch Euro genannt, offenbart immer neue Konstruktionsmängel. Dabei ist nicht einmal der Euro das Problem. Das Problem sind die Euro-Rettungspolitiker, die zum Teil noch dieselben sind, die schon die Konstruktionsfehler des Euro mit zu verantworten hatten. Der Ausdruck "Euroskeptiker" ist deswegen auch irreführend, da sich die Skepsis zumeist gegen die Draghis, die Merkels, die Hollandes usw. richtet, gegen deren Handwerk, deren Krisenmanagement und nicht gegen ein paar Münzen und Scheine.
Und was ließe sich zu Gunsten der Euro-Krisenmanager ins Feld führen? Der Euro einigte Europa. Er verhinderte den Krieg in Europa. Er verhinderte einen nuklearen Schlagabtausch zwischen Frankreich und England. Und er machte, dass alle Europäer einander lieben. Ohne den Euro sei die Kriegsgefahr groß, dass der Hass unter den Menschen in Europa unermesslich und die Wirtschaft erst in den Euro-Krisenländern und dann im Norden der Euro-Zone und schließlich in Deutschland kollabieren würde. Jede Veränderung des Euros bedeutet Chaos, Katastrophe und Armut. Mit dem Euro dagegen, wird alles gut.
Der Euro: Opium für das Volk
Dies alles ist die klare, hier minimal überzeichnete Botschaft der Euro-Krisenmanager, die mit ihrem Rettungswahn, den Euro sowohl währungstechnisch als auch in seiner Rolle als massenpsychodynamischen Kristallisationspunkt hoffnungslos und zukunftsbelastend überfrachten. Der Euro als mentaler Freudenkitt der Europäer und als Urquell einer neuen europäischen Identität. Eine einfältige Währung soll die reale Vielfalt in Europa und die qualitativen Unterschiede der einzelnen Wirtschaftsregionen, die bestens mit ihren dazu gehörigen Währungen gefahren sind, zu einem monolithischen, ökonomischen Verbund zusammen kloppen, der auch in zehn Jahren noch mit einer Einheitswährung nicht funktionieren wird und mit astronomischen Transferleistungen weiter scheinegalisiert werden muss.
Das schöne Europa der "Vaterländer", wie Robert Schumann oder Charles de Gaulles, Konrad Adenauer und andere Gründerväter der europäischen Union es nach dem Krieg nannten, war Einigkeit in vitaler Vielfalt. Und diese vitale Vielfalt fand sich im kulturellen Bereich wie auch im Bereich der ökonomischen und fiskalischen Kulturen. Es gab und gibt auch eigene Rechts-Kulturen, die den unterschiedlichen Sprachen und den unterschiedlichen historischen Entwicklungen geschuldet und die in höchstem Maße vielfältig waren. Und das war gut so. Das war schön, das war interessant und anregend. Justitia fand ihren Weg zum Recht mit verbundenen Augen überall in allen Ländern der EU und dies im Ergebnis gleich befriedigend oder unbefriedigend.
Dass der Euro das Rückgrat, das Hirn und das Herz Einheitseuropas wären, also Conditio für den Fortbestand Europas, ist eine ebenso traurige wie einfältige Behauptung. Nicht einmal die Steuersysteme der 17 Euro-Länder als eine wichtige Grundlage der 17 nationalen Wirtschaftsordnungen in der Euro-Zone konnten bisher harmonisiert werden. Und nicht einmal das Mehrwertsteuerrecht, geschweige denn die Mehrwertsteuersätze, konnten einheitlich gestaltet werden, was wohl daran liegt, dass das Institut der Mehrwertsteuer in den unterschiedlichen Steuersystemen jeweils einen anderen Stellenwert hat und anderen Ideen folgt.