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Die gefährliche Ideologie des "Egalismus"

Bettina Röhl Publizistin

Egal ob Bildungs- oder Gender-Politik, Integration oder Euro-Rettung - die irrige Grundannahme, dass alle Menschen auf der Welt identisch und geradezu austauschbar seien, beherrscht den westlichen Mainstream.

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Die zehn größten Euro-Lügen
Ex-EZB-Chef Jean-Claude Trichet Quelle: dpa
Wolfgang Schäuble Quelle: dpa
Giorgios Papandreou Quelle: dpa
Wolfgang Schäuble Quelle: dapd
Chef der Eurogruppe Jean-Claude Juncker Quelle: dapd
Angela Merkel mit Draghi Quelle: dapd
Mariano Rajoy Quelle: REUTERS

Deutschland, Europa und der Westen insgesamt oder besser der politisch korrekte Mainstream, der diesen Teil der Welt erbarmungslos im Würgegriff hält, sind seit einigen Jahren schleichend und bisher nicht hinreichend erkannt, von einer neuen Volte der Verirrsinnigung erfasst worden. Der aktuelle Systemvirus soll hier Egalismus genannt werden. Es handelt sich um einen echten Ismus, einen grauenvollen Imperativ, um eine furchtbare und menschenverachtende Ideologie.

Die Vokabel Egalismus geistert inhaltslos und unbedeutend durch die Geschichte und auch durch das Internet. Zumeist mit einer dämlichen Bedeutung, zum Beispiel versehen als Synonym für "das ist doch egal" o.Ä. So gesehen ist der Begriff des Egalismus hier eine Art Wortneuschöpfung und mit einer neuen ganz eigenen Bedeutung zu verstehen.

Es geht um eine geradezu suchtartige, moralisch, legalistisch und auch verfassungsrechtlich pervers aufgeladene öffentliche Manie, um eine Ideologie nach der alle Menschen auf der Welt geradezu identisch seien.

Das Gleichheitsprinzip der Aufklärung

Im deutschen Grundgesetz ist festgeschrieben, dass alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind und auch die großen Weltreligionen sehen alle Menschen vor ihrer höchsten Instanz namens Gott gleich. Die Aufklärung hat diesem wertvollen Gleichheitsprinzip, die eine Errungenschaft der Menschheit ist, ihre moderne Schubkraft verliehen.

Aber dieses Gleichheitsprinzip bedeutet gerade nicht, dass alle Menschen identisch wären. Im Gegenteil: die deutsche Verfassung, die beispielhaft für die westlichen Rechtsordnungen steht, geht von der Realität aus, dass jeder Mensch ein Unikat, ein Individuum ist und mitnichten ein identisches Abziehbild aller anderen Menschen.

Wer die individuellen Entfaltungsrechte des Grundgesetzes sieht und nicht nur die Abwehrrechte, stellt fest dass die von der Verfassung anerkannte Realität eher von einer großen Diversifizierung der Individuen ausgeht, als von besonderer Ähnlichkeit. Die Menschen sind körperlich, geistig, seelisch, ihren Leistungswillen betreffend, ihre Glücksvorstellungen betreffend und in unendlich vielen anderen Hinsichten Individuen, die sich durchaus erheblich voneinander unterscheiden. Und doch sagt der westliche Mainstream heute, dass die Menschen mehr oder weniger geradezu identisch seien und behandelt jede andere Betrachtungsweise als ginge sie in Richtung Diskriminierung oder gar Rassismus.

Mit anderen Worten: der heutige Mainstream missversteht das Gleichheitsprinzip oder missbraucht es förmlich, in dem der menschenverachtende Irrsinn Platz greift, als bedeute die Tatsache, dass alle Menschen vor dem Gesetz und vor Gott gleich seien, dass die Menschen quasi identische Serienprodukte seien und deswegen austauschbar wären.

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