Börsentrend Ärger für Börsenhüllen? EU-Aufsicht nimmt SPACs unter die Lupe

Auch in Deutschland sind SPACs auf der Suche nach Übernahmezielen. Quelle: REUTERS

Die EU-Wertpapieraufsicht schaut bei den immer beliebteren SPACs genauer hin. Eine Untersuchung soll klären, ob die Börsengänge über eine leere Hülle rechtens sind. Werden die Börsenvehikel bald schärfer reguliert?

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Die steigende Nachfrage nach leeren Börsenmänteln – sogenannte SPACs – ruft die EU-Finanzwächter auf den Plan. Die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA will diese aktuell populäre Art von Börsengängen genauer unter die Lupe nehmen, wie sie am Donnerstag ankündigte. Der Trend, solche „Special Purpose Acquisition Companies“ (SPAC) zu gründen, ist vor kurzem aus den USA nach Europa geschwappt. Die EU stelle sich nun die Frage, ob SPACs mit den existierenden Regularien im Einklang sind, sagte die designierte Exekutiv-Direktorin der ESMA, Natasha Cazenave.

SPACs sind börsennotierte Unternehmen, die kein eigenes Geschäft haben. Ihr Ziel ist es, ein anderes Unternehmen durch eine Fusion an die Börse zu bringen. Da die Investoren zunächst nicht wissen, welche Firma übernommen wird, werden SPACs auch „Blankoscheck-Firmen“ genannt. Den übernommenen Firmen bietet dieser Weg den Vorteil, mit weniger regulatorischem Aufwand an die Börse zu kommen. Kritiker bemängeln, dass Schwächen verheimlicht werden könnten.

Hinter einem SPAC stehen als Initiatoren meist bekannte und branchenerfahrene Manager, Banker oder Investoren. Darunter sind etwa der frühere Commerzbank-Chef Martin Blessing, Ex-Unicredit-Boss Jean-Pierre Mustier oder Start-up-Investor Klaus Hommels.

Auch die US-Finanzaufsicht SEC schaut sich SPACs genauer an. Sie prüft etwa, ob genügend Informationen in Pflichtmitteilungen gemacht werden und sammelt Daten zu Transaktionsvolumen, Gebühren und Risiko-Kontrollen. Bislang gab es in Europa zehn SPAC-Börsengänge mit einem Gesamtvolumen von 1,3 Milliarden Dollar. In den USA kamen seit dem vergangenen Jahr 522 solcher Börsenmäntel im Volumen von mehr als 300 Milliarden Dollar an den Markt.

Armin Heuberger, Leiter des Kapitalmarktgeschäfts der UBS in Deutschland, geht davon aus, dass es in diesem Jahr in Europa 30 bis 60 SPACs geben wird. „Investoren werden aber etwas vorsichtiger, und es wird sich die Spreu vom Weizen trennen.“

Sven Baumann, der Investmentbanking-Chef der US-Bank Citigroup in Deutschland, kann sich vorstellen, dass die Aufsichtsbehörden SPACs verbieten, mit weiteren Übernahmezielen zu verhandeln, sobald der erste Kandidat öffentlich gemacht worden ist. „Die europäischen und die amerikanischen Aufsichtsbehörden werden versuchen, die im Januar und Februar auf dem Markt festgestellten Übertreibungen zu begrenzen, indem sie die Geschäftspläne eingehender prüfen und die Berater auffordern, die Geschäfte sorgfältiger zu prüfen“, sagte Baumann.

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„Wir müssen verstehen, warum SPACs so beliebt sind, warum Menschen Geld nur auf der Grundlage der Namen der Sponsoren und der Ankündigung eines Projekts bereitstellen“, sagte Aufseherin Cazenave. Noch sei es aber zu früh, eine Entscheidung über eine angemessene Regulierung zu treffen.

Mehr zum Thema: Auf der Suche nach Wachstumswundern haben Investoren börsennotierte SPACs mit Milliarden aufgepumpt. Nun fahnden diese auch in Deutschland nach Übernahmezielen. Sie dürften sich schwertun.

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