




Spitzenvertreter der britischen Zentralbank treibt die Sorge vor wirtschaftlichen Schockwellen eines EU-Austritts um. Notenbank-Chef Mark Carney sagte am Dienstag vor einem Parlamentsausschuss, die Bank of England (BoE) habe deutlich gemacht, dass sie bei einem sogenannten Brexit kurzfristig mit viel Verunsicherung rechne. Auch weitere Mitglieder des geldpolitischen Komitees pflichteten Carney bei: Es sei wahrscheinlich, dass sich das Wachstum nach einem "Brexit" verlangsame. Zudem dürfte die Inflation angeheizt und der Pfund-Kurs gedrückt werden, sagte BoE-Führungsmitglied Gertjan Vlieghe. Sein Kollege Martin Weale befürchtet sogar, dass ein EU-Austritt das Risiko einer Rezession erhöhe.
Carney hatte jüngst davor gewarnt, dass ein "Brexit" die Wirtschaft auf der Insel deutlich schwächen und die Arbeitslosigkeit nach oben treiben könnte. EU-Kritiker warfen ihm daraufhin vor, parteiisch zu sein und die Märkte zu destabilisieren. Die Briten stimmen am 23. Juni über einen EU-Austritt ab.
In einer aktuellen Telefonumfrage des Instituts ORB unter 800 Wahlberechtigten lag das Lager der Anhänger eines EU-Verbleibs mit 13 Prozentpunkten klar vor den Befürwortern eines Austritts.
Wie aus der in der Zeitung "Telegraph" erschienenen Umfrage weiter hervorgeht, haben insbesondere ältere Briten, Männer und Anhänger der regierenden Konservativen mehrheitlich das Lager gewechselt: Diese drei Gruppen hatten noch im März für einen Ausstieg votiert, sind nun aber dagegen. Auch eine Mehrheit von 85 Prozent der deutschen Volkswirte ist gegen einen "Brexit". Wie das Münchner Ifo-Institut ermittelte, sind nur zehn Prozent dafür.