Brüssel „Ganz genaue Information“ über Anschlagrisiko

Brüssel ist nach Einschätzung der belgischen Regierung stark gefährdet, Ziel eines Terrorangriffs zu werden. Der belgische Ministerpräsident Charles Michel hatte am Samstag den Ausnahmezustand ausgerufen.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
So soll der Kampf gegen den Terror verschärft werden
Innenminister Quelle: dpa
Eifelturm Quelle: dpa
Italien Quelle: dpa
G20-Vertreter Quelle: dpa
Schweden Quelle: dpa
Belgien reagierte auf den Terror in Paris mit Pass- und Fahrzeugkontrollen an der Grenze zu Frankreich Quelle: dpa
SpanienIn Spanien wurde erwartet, dass an der 656 Kilometer langen Grenze zu Frankreich deutlich mehr Sicherheitskräfte eingesetzt werden. Schon nach Anschlägen in Tunesien und Kuwait hatte Madrid im Juni den Alarm auf die zweithöchste Stufe 4 angehoben. Seitdem gelten für Flughäfen und Bahnhöfe, Atomanlagen und Botschaften verschärfte Schutzmaßnahmen. Quelle: AP

In Belgien haben die Behörden für die Hauptstadtregion Brüssel die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen. Die U-Bahn blieb am Samstag in der belgischen Hauptstadt komplett geschlossen, nur Busse und Straßenbahnen fuhren. Stufe 4 bedeutet „eine ernste und unmittelbare“ Bedrohung, wie das nationale Krisenzentrum in der Nacht zu Samstag mitteilte. Vorausgegangen sei eine „neue Beurteilung“ der Lage. Die Hintergründe blieben zunächst unklar.

Nach der islamistischen Terrorserie in der französischen Hauptstadt Paris von vergangener Woche führen die Spuren auch nach Belgien. Der mutmaßliche Organisator der Attentate, Abdelhamid Abaaoud, war Belgier mit marokkanischen Wurzeln und lebte früher in der Brüsseler Gemeinde Molenbeek.

Ein Sprecher des Krisenzentrums sagte im belgischen Radio: „Die Empfehlungen an die Bevölkerung sind sehr einfach: Wir bitten darum, Plätze mit vielen Menschen in der Hauptstadtregion Brüssel zu vermeiden, also Konzerte, Großereignisse, Bahnhöfe, Flughäfen und den öffentlichen Personennahverkehr.“ Das Krisenzentrum riet auch, keine Fußballspiele der ersten und zweiten Liga an diesem Wochenende auszutragen.

Im Rest Belgiens gilt den Angaben zufolge weiter die Stufe 3, was einer „möglichen und wahrscheinlichen“ Bedrohung entspricht. Belgiens Premierminister Charles Michel rief für den Vormittag (09.00 Uhr)eine Sitzung des nationalen Sicherheitsrates ein, um über weitere Sicherheitsmaßnahmen zu beraten. Brüssel ist auch der Sitz der Einrichtungen der Europäischen Union und der Nato.

Der mutmaßliche Drahtzieher der Pariser Attentate, Abaaoud, war am Mittwoch bei einem Einsatz französischer Spezialkräfte in Saint-Denis nördlich von Paris ums Leben gekommen. Zudem fahndet die Polizei immer noch nach dem Terrorverdächtigen Salah Abdeslam, der in Brüssel wohnte. In den vergangenen Tagen gab es mehrere Anti-Terror-Razzien in Brüssel, gegen drei Verdächtige wurde inzwischen Haftbefehl erlassen.

Die Metro habe am Morgen nicht geöffnet, sagte die Sprecherin des Verkehrsbetreibers STIB, Françoise Ledune, im belgischen Radio RTBF. Dies werde den ganzen Tag so bleiben: „Die Metro bleibt geschlossen bis zum Ende des Betriebs.“ Danach werde mit den Behörden entschieden, ob am Sonntag wieder Metro-Bahnen fahren werden oder nicht.

Auch beim Zugverkehr gab es zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen. So patrouillierte das Militär in den großen Brüsseler Bahnhöfen sowie am Brüsseler Flughafen. Es ist nicht das erste Mal, dass in Belgien die höchste Terrorstufe gilt. Nach Angaben des RTBF wurde sie zuletzt im Mai 2014 nach dem Attentat auf das jüdische Museum, bei dem ein Islamist vier Menschen erschoss, für jüdische Einrichtungen ausgerufen.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%