Die neue WiWo App Jetzt kostenlos testen
Download Download

Cameron oder Miliband? Kurz vor Schließung der Wahllokale steigt die Spannung

Cameron oder Miliband: Mit Spannung wird das Ergebnis der Wahl in Großbritannien erwartet. Letzten Umfragen zufolge wird es sehr knapp werden.

  • Artikel teilen per:
  • Artikel teilen per:
Diese Frauen und Männer wollen an die Macht
 David Cameron Quelle: REUTERS
 Ed Miliband Quelle: REUTERS
Nick Clegg Quelle: dpa
Nigel Farage Quelle: dpa
Natalie Bennett Quelle: dpa
Leanne Wood Quelle: REUTERS
Nicola Sturgeon Quelle: REUTERS

Wenige Stunden vor Schließung der Wahllokale in Großbritannien steigt die Spannung: Experten erwarten ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem konservativen Premierminister David Cameron und seinem Herausforderer Ed Miliband von der Labour-Partei. Ohne klare Mehrheiten im 650 Mitglieder starken Unterhaus könnten kleinere Parteien zum Zünglein an der Waage werden. Die Wahllokale schließen am Donnerstag um 23.00 Uhr (MESZ). Direkt im Anschluss werden erste Prognosen erwartet.

Die meisten Ergebnisse sollen in den dann kommenden Stunden am frühen Freitagmorgen veröffentlicht werden. Sollte es keine klaren Mehrheitsverhältnisse geben, könnte die Regierungsbildung danach Wochen in Anspruch nehmen. In Großbritannien hat rund 64 Millionen Einwohner, 50 Millionen waren für die Wahl registriert. Es deutete sich eine hohe Wahlbeteiligung an.

Wahl des Unterhauses

Regierungschef Cameron kämpft um seine Wiederwahl und damit um sein politisches Überleben. Er verwies im Wahlkampf vor allem auf die guten Wirtschaftsdaten, rückläufige Arbeitslosenzahlen und niedrige Zinsen. Darüber hinaus spielte das von Cameron versprochene Referendum über einen möglichen EU-Austritt Großbritanniens eine zentrale Rolle. Im Fall einer Niederlage muss er wohl auch den Vorsitz der Tories abgeben.

Labour versprach nach fünf Jahren eines strikten Sparkurses in den öffentlichen Haushalten eine Kurskorrektur. Miliband will Etateinschnitte abmildern, Steuern für die Reichen anheben und die Rechte geringverdienender Arbeiter schützen.

Die Liberaldemokraten, bisher Koalitionspartner der Konservativen, hoffen erneut auf die Rolle als Königsmacher. Ihr Chef Nick Clegg sagte, sowohl Cameron als auch Labour-Spitzenkandidat Miliband machten sich etwas vor, wenn sie sagten, alleine regieren zu können. Seine Partei sei die einzige, die eine „chaotische, instabile Minderheitsregierung“ verhindern könne.

Die Spitzenkandidaten gaben ihre Stimme bereits kurz nach Öffnung der Wahllokale ab. Cameron ging gemeinsam mit seiner Frau Samantha in seinem Wahlkreis in Oxfordshire an die Urnen. Miliband und seine Frau Justine wählten in Doncaster North in Nordengland. Rechtspopulist Nigel Farage von der U.K. Independence Party gab seine Stimme in South Thanet ab. Auch die Chefin der Schottischen National-Partei, Nicola Sturgeon, ging schon früh ins Wahllokal.

Das sind die wichtigsten Europakritiker
Nigel Farage Quelle: dpa
Frankreich Front National (FN) (70.000 Mitglieder) Marine Le Pen hat die 1972 gegründete Partei 2011 von ihrem Vater übernommen. Stark ist der FN in Südfrankreich, im Elsass sowie in den Regionen Lothringen und Nord-Pas-de-Calais. Er stellt mehrere Bürgermeister und ist mit rund 120 Abgeordneten in zwölf Regionalparlamenten vertreten. Wichtigste Forderung: Raus aus dem Euro und Neugründung Europas als Bündnis souveräner Nationalstaaten. Prognose für die Europawahl: Mit ca. 24 Prozent stärkste Kraft Quelle: REUTERS
Deutschland Alternative für Deutschland (AfD) (17.000 Mitglieder)Bernd Lucke gründete die Partei der Euro-Kritiker im Februar 2013. Der Einzug in den Bundestag wurde im Herbst 2013 nur knapp verpasst. Zuletzt präsentierte sich die ursprüngliche Professorenpartei stark zerstritten. Prognose für die Europawahl: 4 bis 7 Prozent Quelle: AP
Niederlande Partei für die Freiheit (PVV) (1 Mitglied)Geert Wilders ist Kopf und offiziell einziges Mitglied der niederländischen Rechtspartei. Nach der Schlappe bei den Parlamentswahlen 2012 (nur 10,1 Prozent) will er bei den Europawahlen durchstarten. Die Demoskopen halten einen Erfolg für wahrscheinlich. Die PVV weist derzeit die meisten Anhänger auf, die tatsächlich wählen gehen wollen. Prognose für die Europawahl: Stärkste Kraft mit 17 Prozent Quelle: AP
Italien Bewegung 5 Sterne (250.000 Mitglieder)Die Bewegung des Komikers Beppe Grillo mag zerstritten sein. Europa bietet seiner Anti-Establishment-Plattform aber reichlich Angriffsfläche. Grillo kann daher mit 16 Sitzen im Europäischen Parlament rechnen. Im italienischen Parlament stellt seine Fraktion 109 von 630 Abgeordneten. Prognose für die Europawahl: Mehr als 20 Prozent Quelle: REUTERS
Griechenland Syriza (ca. 40.000 Mitglieder)Spitzenmann Alexis Tsipras hofft auf eine Wiederholung von 2009: Das schlechte Abschneiden der konservativen Nea Dimokratia (ND) bei der Europawahl erzwang damals Neuwahlen, die zu einem Regierungswechsel führten. Premierminister Antonis Samaras will Neuwahlen um jeden Preis vermeiden. Im nationalen Parlament stellt Syriza aktuell 71 von 300 Abgeordneten. Prognose für die Europawahl: Stärkste Kraft mit 31,5 Prozent Quelle: AP
Finnland Die wahren Finnen (10 000 Mitglieder)Timo Soini, Chef der 1995 gegründeten Partei, ist vom Einzug seiner Partei ins Europaparlament überzeugt. Die Partei bezeichnet sich als patriotisch und EU-skeptisch. Seit 2011 ist sie mit 39 von 200 Abgeordneten im nationalen Parlament vertreten. Prognose für die Europawahl: Drittstärkste Kraft mit 17,5 Prozent Quelle: dpa Picture-Alliance

Sie bemüht sich selbst nicht um einen der 650 Sitze im Unterhaus, doch werden ihrer Partei große Zugewinne vorhergesagt. Das könnte die SNP zum Zünglein an der Waage machen.

Auch die dänische Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt tauchte in einem britischen Wahllokal auf - allerdings ohne eine Stimme abzugeben. In einem YouTube-Video war sie mit ihrem Mann Stephen Kinnock, einem Labour-Kandidaten für den Wahlbezirk Aberavon in Wales, zu sehen. Danach gefragt, wie es sei, einen Mann zu haben, der im Parlament eines anderen Landes sitze, sagte sie, sie sei glücklich für ihn, weil er einen harten Wahlkampf geführt habe. „Heute bin ich nur stolz.“ Ihr Mann und sie seien sehr gespannt auf das Ergebnis.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%