Mehrfach ist Intel-Chef Pat Gelsinger in den vergangenen Jahren durch Europa getourt, hat sich diensteifrig bei Staats- und Regierungschefs um ihre Gunst bemüht. Seine Avancen haben sich sichtlich gelohnt. Alleine für die Chipherstellung in Magdeburg wird Intel 6,8 Milliarden Euro an Subventionen kassieren. Rund 40 Prozent der gesamten Investitionssumme in Sachsen-Anhalt soll der deutsche Steuerzahler tragen.
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Gelsingers Charmeoffensive gepaart mit dem europäischen Drang nach „strategischer Autonomie“ hat europäische Politiker verblendet. Sie haben nicht ausreichend geprüft, wie es um das Unternehmen steht, dem sie Milliardenbeträge zukommen lassen. Gerade hat der US-Konzern seine Umsatzprognose für dieses Jahr um zehn Prozent zurückgenommen. In Kürze wird das Unternehmen wohl einen Jobabbau in größerem Stil bekanntgeben.
Lange bevor die deutschen Subventionen beschlossen wurden, haben Brancheninsider auf Gelsingers Kernkompetenz hingewiesen: das Abgreifen von staatlichen Hilfen. Ex-US-Arbeitsminister Rob Reich nennt Intels Vorgehen schlicht „Erpressung“. In Europa ist das ganz offensichtlich nicht in die Regierungsetagen vorgedrungen. Die Chipproduktion sollte nach Europa geholt werden, koste es, was es wolle.
Studenten der Volkswirtschaft lernen im Grundstudium, dass es der Politik selten gelingt, Gewinner auszuwählen. „Picking winners“ funktioniert nicht, der Markt kann dies besser. Intel ist ein erschreckendes Beispiel für die hohen Kosten von Industriepolitik.
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