Denkfabrik

Karl Marx hätte Freude an der EZB

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Planwirtschaftliche Steuerung der Wirtschaft

Die zehn größten Euro-Lügen
Ex-EZB-Chef Jean-Claude Trichet Quelle: dpa
Wolfgang Schäuble Quelle: dpa
Giorgios Papandreou Quelle: dpa
Wolfgang Schäuble Quelle: dapd
Chef der Eurogruppe Jean-Claude Juncker Quelle: dapd
Angela Merkel mit Draghi Quelle: dapd
Mariano Rajoy Quelle: REUTERS

Außerdem dürfte der politische Druck auf die EZB steigen, bald auch Hausbau-, Konsumenten- und Autokredite, ja vielleicht sogar verbriefte Buchkredite, die die Banken an Staaten vergeben haben, gegen neues Geld zu kaufen. Ein staatlicher Willkürakt könnte weitere nach sich ziehen. Mit seinen Entscheidungen, bestimmte Bankkredite aus bestimmten Euro-Ländern aus einzelnen Branchen zu erwerben und zu subventionieren, bestimmt der EZB-Rat, welche Industrien und Regionen gefördert und welche ihrem Schicksal überlassen bleiben. Die EZB würde so zu einer industriepolitischen Zentralinstanz in der Währungsunion. Die Käufe von Bankkrediten und die damit verbundene Verstaatlichung des Kredits laufen auf eine planwirtschaftliche Steuerung der Wirtschaft durch die EZB hinaus.

Mehr noch: Das zusätzliche Geld, das die Zentralbank in die Märkte pumpt, erhöht die Inflationsrisiken. Im Verlauf der Euro-Krise sind die Notenbanker zunehmend zum Erfüllungsgehilfen der Regierungen geworden, die in der überreichlichen Kredit- und Geldexpansion eine Rezeptur für Wachstum und Beschäftigung sehen. Die Politiker dürften daher ebenso wenig Widerstand gegen die Inflationierung leisten wie die wirkungsmächtigen Interessengruppen aus den Großunternehmen und der Finanzbranche.

Ihnen allen würde mehr Inflation angesichts der angehäuften Schulden Erleichterung verschaffen. Und mit wachsender Macht im Geld- und Kreditprozess wächst natürlich auch die Missbrauchsmacht. Mit ihren bisherigen Maßnahmen – allen voran dem Aufkauf von Staatsanleihen – hat sich die EZB auf einen Pfad begeben, der im Grunde keine Umkehr mehr vorsieht: Das Ausweiten der Zentralbankgeldmenge soll Zahlungsausfälle auf breiter Front verhindern.

Die Überlegung, demnächst Bankkredite an Unternehmen oder gar Forderungen der Unternehmen gegenüber den Regierungen zu kaufen und im Gegenzug die Geldmenge auszuweiten, ist eine logische Konsequenz auf dem bereits eingeschlagenen Weg. Noch mögen die offiziell ausgewiesenen Inflationsraten wenig von dem sich zusammenbrauenden Unheil künden. Doch die Geldentwertung wird kommen – und die mit ihr verbundene Verarmung breiter Bevölkerungsschichten wird die Menschen dem Sozialismus in die Arme treiben. Karl Marx hätte seine Freude an der EZB.

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