Der Nachrichtenüberblick Der EU-Austritt und seine Folgen

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Forderung nach zweiter Volksabstimmung wird laut

+++10.37+++

Das britische Votum für einen EU-Austritt bricht aus Sicht der deutschen Linkspartei den europäischen Status Quo unumstößlich auf. „Dieses Votum zeigt die schwere Krise der EU“, erklärten die Fraktionschefs Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch sowie Parteivorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger am Freitag in Berlin. „Die EU-Technokraten und ihre neoliberale Austeritätspolitik haben Europa-Skepsis und Nationalismus den Boden bereitet.“ Nun sei der Kampf um eine neue soziale und politische Idee für ein Europa des Friedens und der Weltoffenheit neu entbrannt. Die Rechte der Menschen müssten dabei gegen die Interessen der Eliten verteidigt werden.

+++10.34+++

Die in Deutschland vertretenen britischen Unternehmen fürchten nach dem Brexit um ihr Geschäft und um Arbeitsplätze. Der Austritt werde negative wirtschaftliche Folgen haben, erklärte am Freitag der Geschäftsführer der Britischen Handelskammer in Deutschland (BCCG), Andreas Meyer-Schwickerath. Er betonte die wirtschaftliche Verflechtung mit Deutschland. Der Austritt werde aber auch den politischen Druck auf die EU für Reformen erhöhen, um ein Auseinanderbrechen der Union zu verhindern. Auch die Deutschen erwarteten nachhaltige Reformen.

+++10.33+++

Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA soll nach dem Willen des deutschen Pharmaverbands BAH wegen des Brexit-Votums von London nach Bonn umziehen. "Wir bedauern das Ergebnis der Abstimmung zutiefst und halten es für politisch wie wirtschaftlich verheerend", erklärte der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller am Freitag. "Wir fordern die Verantwortlichen auf Bundes- wie Landesebene daher auf, sich für Bonn als neuen Standort der EMA einzusetzen", sagte der stellvertretende BAH-Hauptgeschäftsführer Hermann Kortland.

+++10.26+++

Die Schweizer Notenbank hat nach dem Votum für den Brexit an den Finanzmärkten eingegriffen, um den Kurs des Schweizer Franken zu stabilisieren. „Die Schweizerische Nationalbank hat am Devisenmarkt eingegriffen, um die Situation zu stabilisieren und wird am Markt aktiv bleiben“, teilte die Notenbank in einer Stellungnahme per E-Mail mit. Nach dem Votum für den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union (EU) sei der Schweizer Franken unter Aufwertungsdruck gekommen. Ein zu starker Franken ist den Schweizern schon lange ein Dorn im Auge. Am Freitag legte der Franken kräftig zu. Im Gegenzug fiel der Eurokurs von über 1,10 Franken auf zwischenzeitlich bis zu 1,06237 Franken.

+++10.22+++

Zahlreiche Briten fordern nach dem knappen Sieg der Brexit-Befürworter eine zweite Volksabstimmung zur EU-Mitgliedschaft. Rund 60 000 Menschen unterzeichneten bis Freitagvormittag online eine entsprechende offizielle Petition. Die britische Regierung beantwortet alle Anliegen, die auf mehr als 10 000 Unterschriften kommen; bei mehr als 100 000 Unterschriften wird das Anliegen zur Debatte im Parlament vorgeschlagen. Die Unterzeichner fordern ein zweites Referendum, wenn bei einer Wahlbeteiligung von bis zu 75 Prozent keine Seite mindestens 60 Prozent der Stimmen erreicht. Im Referendum am Donnerstag sprachen sich 52 Prozent der Wähler für einen Brexit aus - die Wahlbeteiligung lag bei 72 Prozent. Die Petition war bereits Ende Mai gestartet worden, fand der Zeitung „Independent“ zufolge aber am Freitagmorgen Tausende neue Unterstützer.


+++09.54+++

Der Abschied Großbritanniens aus der EU kann sich der Ratingagentur Moody's zufolge auf die Kreditwürdigkeit des Landes auswirken. "Das Ergebnis bedeutet eine längere Zeit der politischen Unsicherheit, die auf der wirtschaftlichen und finanziellen Leistungsfähigkeit des Vereinigten Königreichs lasten wird", erklärte Moody's am Freitag zum Brexit-Referendum. "Die erhöhte Unsicherheit wird wahrscheinlich eine Delle bei den Investitionen und Vertrauen nach sich ziehen, die die Wachstumsaussichten dämpft." Das wiederum sei negativ für die Bonität. Moodys's bewertet die Kreditwürdigkeit Großbritanniens derzeit eine Note unter der Bestnote AAA. Wird das Rating herabgestuft, kann das höhere Kosten bei der Schuldenaufnahme zur Folge haben.

+++09.38+++

Bundeskanzlerin Angela Merkel wird sich um 11.30 Uhr mit den Fraktions- und Parteichefs der im Bundestag vertretenen Parteien treffen, um über die Brexit-Entscheidung zu beraten. Um 12.30 Uhr werde die Kanzlerin eine Erklärung abgeben, teilt die Regierung mit.

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