Der Tag nach der Frankreich-Wahl Fillon zieht sich zurück

Frankreich hat gewählt: Macron und Le Pen ziehen in die Stichwahl. Die Märkte blickten genau auf den Ausgang der Wahl. Nach der Wahlniederlage zieht sich Fillon zurück. Die Ereignisse im Live-Ticker.

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Frankreich-Wahl: Le Pen erzielt bestes Front-National-Ergebnis aller Zeiten Quelle: dpa

Frankreich muss sich bei der Präsidenten-Stichwahl zwischen dem wirtschaftsfreundlichen Jungstar Emmanuel Macron und der Rechtspopulistin Marine Le Pen entscheiden. Der sozialliberale Ex-Minister Macron setzte sich in der ersten Runde mit knapp 24 Prozent durch, wie das Innenministerium am frühen Montagmorgen nach Auszählung fast aller Stimmen mitteilte. Die Europafeindin Le Pen kam auf rund 21,5 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei gut 78 Prozent.
Die Ereignisse am Tag nach der Wahl im Überblick:

+++ 18.25 Uhr+++
Dem offiziellen Endergebnis zufolge erreichte Macron am Sonntag einen Stimmenanteil von 24,01 Prozent, während Le Pen auf 21,3 Prozent kam.

+++ 17.49 Uhr+++
Der gescheiterte Präsidentschaftskandidat François Fillon führt die bürgerliche Rechte Frankreichs nicht in die Parlamentswahlen im Juni. Das kündigte der 63-Jährige am Montag vor dem Leitungsgremium der Republikaner in Paris an.

+++ 17.22 Uhr+++
Hacker haben Experten zufolge das Wahlkampfteam des französischen Kandidaten Emmanuel Macron angegriffen. Nach Erkenntnissen der IT-Sicherheitsfirma Trend Micro vom Montag versuchten Kriminelle der Gruppe "Pawn Storm", in das Netz der Wahlkämpfer einzudringen. Macrons Mitarbeiter sollten über gefälschte Mails dazu verleitet werden, Schadsoftware auf ihre Computer zu laden sowie Logins und Passwörter zu verraten.

"Pawn Storm" ist eine der ältesten Cyberspionagegruppen. Experten bringen die Gruppe, die auch unter den Namen "Fancy Bear", "Apt 28" und "Strontium" bekannt ist, mit dem russischen Militärgeheimdienst GRU in Verbindung. Hacquebord sagte, mit einer ähnlichen Technik wie bei Macrons Team hätten sich Hacker bereits in die Computer der unterlegenen US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton und der CDU eingeschlichen.

Wirtschaftspolitische Pläne von Emmanuel Macron

+++ 16.15 Uhr+++
Der scheidende Präsident Francois Hollande ruft die Wähler zur Unterstützung Macrons bei der Stichwahl in zwei Wochen auf. Frankreichs Platz in der Welt stehe auf dem Spiel. Die Rechtsextremen seien ein Risiko für das Land.

+++ 13.45 Uhr+++
Frankreichs Sozialisten wollen mit aller Macht den linksliberalen Kandidaten Emmanuel Macron unterstützen. Parteichef Jean-Christophe Cambadélis rief die Anhänger seiner Partei am Montag dazu auf, ihre Anstrengungen in den letzten zwei Wochen des Wahlkampfs vor dem Duell zwischen Macron und der Rechtspopulistin Marine Le Pen noch einmal zu verdoppeln. Es gelte, die Werte der Republik zu verteidigen und die rechtsextreme Front National zu verhindern. „Wir wollen, dass die Republik triumphiert“, sagte Cambadélis in seinem „feierlichen Appell“.

Wirtschaftspolitische Pläne von Marine Le Pen

+++ 13.00 Uhr +++
Bei den Präsidentenwahlen vom Sonntag haben die Franzosen nach Ansicht des Politologen Henrik Uterwedde viel Frust und Verdrossenheit zum Ausdruck gebracht. „Die Wähler haben gesagt: „Es muss sich grundlegend etwas ändern““, sagte der Politologe vom deutsch-französischen Institut in Ludwigsburg am Montag. „Der herkömmlichen Politik wird nicht mehr zugetraut, dass sie die Probleme in den Griff bekommen kann“, sagte Uterwedde. Die Wähler suchten Wege aus der derzeitigen Misere, darum werde es auch beim zweiten Wahlgang am 7. Mai gehen. Laut Wahlprognosen gilt Macron als Favorit für diesen Wahlgang.

Frankreichs Präsident - das mächtigste Staatsoberhaupt

+++ 12.30 Uhr +++
Russland will das Verhältnis zu Frankreich verbessern. „Wir sind Befürworter des Aufbaus guter zwischenstaatlicher Beziehungen“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag in Moskau laut Agentur Tass.

+++ 12.00 Uhr +++
Macron dürfte laut einer neuen Umfrage von Opinionway Le Pen in der Stichwahl klar besiegen. Er käme demnach auf 61 Prozent, seine Rivalin auf 39 Prozent.

+++ 11.30 Uhr +++
Le Pen wirft Macron vor, kein "Projekt zum Schutz des französischen Volks im Angesicht islamistischer Gefahren" zu haben. Beim Thema Terrorismus sei ihr Rivale schwach. Le Pen fügt hinzu, dass die Stichwahl ein Referendum über "unkontrollierte Globalisierung" sein werde.

+++ 11.00 Uhr +++
Die Erleichterung der Anleger über den Wahlausgang in Frankreich treibt den Dax in die Höhe. Der Leitindex übersprang am Montag seine bisherige Rekordmarke von 12.390,75 Punkten aus dem Frühjahr 2015 und stieg um 2,9 Prozent auf 12.398,05 Zähler.

+++ 10.25 Uhr +++

+++ 09.50 Uhr +++
Die in der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Frankreich abgeschlagenen Sozialisten sollen sich nach Ansicht ihres früheren Premierministers Manuel Valls neu aufstellen. Die Partei sei selbstzerstörerisch und müsse sich auf den Umbau freuen, sagte Valls am Montag im Radiosender France-Inter. „Wir befinden uns in einer Phase des Zerfalls, des Abrisses, der Dekonstruktion“, sagte er. Die Sozialisten hatten bei der ersten Wahlrunde am Sonntag eine klare Schlappe erlitten. Ihr Kandidat Benoît Hamon kam auf nur etwa sechs Prozent der Wählerstimmen - ein düsteres Ergebnis für eine Partei, die mit François Hollande zuletzt den französischen Staatspräsidenten gestellt hatte.

+++ 09.00 Uhr+++
Das sind die offiziellen Ergebnisse der ersten Runde der Frankreich-Wahl.

+++ 08.40 Uhr +++
Der FDP-Europapolitiker Alexander Graf Lambsdorff hat den Wahlerfolg des französischen Präsidentschaftskandidaten Emmanuel Macron begrüßt. „Für Europa ist der Sieg von Macron in dieser ersten Runde eine gute Nachricht“, sagte Lambsdorff am Montag im ZDF-„Morgenmagazin“.

"Die Mitte ist stärker, als die Populisten glauben"
Nach Ansicht von Kanzleramtschef Peter Altmaier hat das französische Wahlergebnis gezeigt, dass "die Mitte stärker ist als die Populisten glauben". Er twittert: "Das Ergebnis für @EmmanuelMacron zeigt: Frankreich UND Europa können gemeinsam gewinnen!" Quelle: dpa
Linksfraktionschefin Sahra Wagenknecht hat das gute Abschneiden des sozialliberalen Präsidentschaftskandidaten Emmanuel Macron in Frankreich bedauert. Wäre der Linkspolitiker Jean-Luc Mélenchon in die Stichwahl gekommen, hätte die französische Bevölkerung eine echte Alternative, sagte Wagenknecht der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. „Der ehemalige Investmentbanker Macron dagegen steht für die Fortsetzung und Verschärfung genau jener Politik des Sozialabbaus und forcierter Privatisierungen, die den reaktionären Front National Le Pens erst stark gemacht hat und absehbar weiter stärken wird“, sagte Wagenknecht. Macron zieht Hochrechnungen zufolge mit der Rechtspopulistin Marine Le Pen am 7. Mai in die Stichwahl um das Präsidentenamt. Er gilt als Favorit. Wagenknecht gratulierte Mélenchon „zu seinem grandiosen Ergebnis“. Quelle: dpa
SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann sieht den Erfolg des linksliberalen Präsidentschaftskandidaten Emmanuel Macron im ersten Wahlgang in Frankreich auch als Auftrag für die Parteien in Deutschland. „Nach den Niederländern haben nun auch die Franzosen den Europafeinden mehrheitlich eine Absage erteilt: Europa wählt europäisch“, sagte Oppermann der Deutschen Presse-Agentur. Er sei sehr zuversichtlich, dass sich Macron auch in der Stichwahl in zwei Wochen durchsetzen werde. „Nun gilt es in Deutschland dafür zu kämpfen, dass die immer weiter nach rechts driftende AfD nicht in den Bundestag einzieht.“ Quelle: dpa
Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini hat den Wahlerfolg des französischen Präsidentschaftskandidaten Emmanuel Macron begrüßt. „Zu sehen, wie die Flaggen Frankreichs und der EU das Ergebnis von Emmanuel Macron begrüßen - das ist die Hoffnung und die Zukunft unserer Generation“, schrieb die Politikerin am Sonntagabend bei Twitter. Quelle: AP
AfD-Chefin Frauke Petry hat der Vorsitzenden der rechtsextremen Front National, Marine Le Pen, zum Einzug in die Stichwahl in Frankreich gratuliert. Die Abstimmung habe gezeigt, dass Frankreich ebenso wie Deutschland „den Mehltau aus Stagnation und übertriebener politischer Korrektheit eine deutliche Ablehnung erteilt und sich Alternativen wünscht“, meinte die nach dem Kölner AfD-Parteitag vom Wochenende angeschlagene Bundes- und sächsische Landesvorsitzende am Montag in Dresden. Viele Bürger hätten für Le Pen gestimmt, weil sie einen Umbau wollten. „Ich freue mich mit ihr zusammen über dieses klare Signal an die Spitzen der EU und auch an bundesdeutsche Politiker, dass ihre Politik des Ausgrenzens und Stigmatisierens der Wähler inzwischen als das gesehen wird, was es in Wahrheit ist: eine übermoralisierende Impertinenz“, sagte Petry. Quelle: dpa
Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner hat sich nach den ersten Hochrechnungen zur Präsidentenwahl in Frankreich optimistisch gezeigt. „Ein Signal für Europa, ein Signal der Erneuerung“, twitterte der Politiker am Sonntagabend nach ersten Hochrechnungen. „Emmanuel Macron macht auch Deutschland Mut.“ Quelle: dpa
„Ich bin sicher, er wird der neue französische Präsident“, sagte Außenminister Sigmar Gabriel am Sonntag in der jordanischen Hauptstadt Amman. „Er war der einzige pro-europäische Kandidat, der sich nicht versteckt hat hinter Vorurteilen gegenüber Europa.“ Macron sei ein „toller Präsidentschaftskandidat“, aber auch „ein ungeheuer sympathischer Mensch und ein guter Freund“. Quelle: dpa

+++ 08.00 Uhr +++
Der Wirtschaftsforscher Michael Hüther sieht im Ausgang der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Frankreich ermutigende Signale für Europa. „Die Achse Paris-Berlin kann wieder zu einem starken Motor werden. So ist das Schlimmste erst einmal verhindert worden“, erklärte der Direktor des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. „Freilich: die zweite Runde in 14 Tagen muss erst noch gewonnen werden“, hob Hüther hervor. „Und dann beginnt die Arbeit in einem wirtschaftsstrukturell schwach aufgestellten Land.“ Dabei werde Deutschland eine wichtige Rolle der Kooperation zukommen.

Finanzmärkte reagieren erleichtert

+++ 07.45 Uhr +++
Die Ölpreise haben am Montag von einem schwächeren amerikanischen Dollar profitiert. Die Weltreservewährung Dollar gab deutlich nach. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juni kostete am Morgen 52,24 US-Dollar. Das waren 28 Cent mehr als am Freitag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Lieferung im Mai stieg um 24 Cent auf 49,86 Dollar. Händler begründeten die moderaten Preisaufschläge am Ölmarkt mit zwei Faktoren. Zum einen habe der deutlich schwächere Dollar die Ölnachfrage außerhalb des Dollarraums belebt, weil ein sinkender Dollarkurs Rohöl für diese Nachfrager verbilligt. Zum anderen wurde auf die größere Risikoneigung der Anleger verwiesen. Riskantere Anlagen, zu denen auch Rohöl gehört, seien infolge des Wahlausgangs in Frankreich begehrter, hieß es am Markt.

+++ 07.15 Uhr +++

Der sozialliberale Präsidentschaftskandidat Emmanuel Macron führt auch in der französischen Hauptstadt Paris, während seine rechtspopulistische Kontrahentin Marine Le Pen dort weit abgeschlagen ist. Laut Zahlen des Innenministeriums vom frühen Montagmorgen kam Macron auf 34,83 Prozent der Stimmen in Paris und lag damit vor dem Konservativen François Fillon, der 26,45 Prozent erreichte. Le Pen, die mit Macron in die Stichwahl am 7. Mai kommen wird, belegt nur Platz fünf mit 4,99 Prozent.

+++ 06.45 Uhr +++
Sollte Emmanuel Macron bei den Stichwahlen in Frankreich am 7. Mai erfolgreich sein, wäre dies ein gutes Zeichen für Europa, schreibt die „New York Times“ zum Ausgang der ersten Runde der Präsidentschaftswahl in Frankreich: „Aber das gute Abschneiden von Frau (Marine) Le Pen - die ein Referendum über das Verbleiben Frankreichs in der EU versprochen hat - ist ein weiteres Warnsignal für die steigende Gefahr: durch populistische rechte Politiker, in Europa und auf der ganzen Welt. Ihre fremdenfeindliche Front National wird stark bleiben, solange die Arbeitslosenrate in Frankreich im zweistelligen Bereich bleibt, und die vielen Franzosen, die glauben, dass die globalen Eliten sie fallen gelassen haben, nirgendwo anders Hoffnung finden.“

+++ 06.30 Uhr +++
Noch am Abend bedankte sich der unabhängige Kandidat Emmanuel Macron bei seinen Anhänger, vor allem aber bei seinen Konkurrenten aus dem linken Lager. Diese Stimmen wird er in der Stichwahl brauchen.

+++ 06.15 Uhr +++
An den Finanzmärkten ist der Ausgang der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahl mit Erleichterung aufgenommen worden. Es herrscht aber keine Euphorie. Der Euro stieg in einer ersten Reaktion auf den Wahlausgang bis zu knapp zwei Prozent auf den höchsten Stand seit knapp fünf Monaten. Da die Unsicherheit bis zur Stichwahl aber anhalten dürfte, gab die europäische Gemeinschaftswährung am Montagmorgen einen Teil der Gewinne wieder ab. Zuletzt kostete der Euro mit 1,0840 Dollar aber immer noch deutlich mehr als am Freitagabend. Der Ausgang der ersten Runde der Präsidentschaftswahl sei positiv für den Euro, hieß es in einer Studie der Unicredit.

+++ 06.00 Uhr +++
Die französische Rechtspopulistin Marine Le Pen hat in der ersten Runde der Präsidentenwahl nach Zahl der Stimmen das beste Ergebnis in der Geschichte ihrer Front National erzielt.

Vier Gründe für das starke Abschneiden der Extremen

Nach fast vollständiger Auszählung stimmten mehr als 7,6 Millionen Franzosen für Le Pen, wie das Innenministerium am Montagmorgen auf seiner Internetseite bekanntgab. Das sind deutlich mehr als die 6,8 Millionen Stimmen, die die Front National landesweit in der zweiten Runde der Regionalwahlen 2015 bekam - der bisherige Stimmrekord der rechtsextremen Partei.

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