
Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Francois Hollande haben eine noch engere Zusammenarbeit beider Regierungen verabredet. Dies sei essenziell, um die Krise in Europa zu überwinden, sagten beide am Samstag in Ludwigsburg in einer Feierstunde zum 50. Jahrestag der Rede des damaligen französischen Präsidenten Charles de Gaulle an die deutsche Jugend. Beide Länder hätten eine besondere Verantwortung in der Krise. "Wir haben keine andere Wahl als voran zu marschieren", mahnte Hollande.
In einer gemeinsamen Pressekonferenz kündigte Hollande eine sehr enge Absprache beider Regierungen beim Fusionsprojekt des EADS -Konzerns mit dem britischen Unternehmen BAE Systems an. "Wir waren uns mit Blick auf den EU-Rat im Oktober einig, dass sich Deutschland und Frankreich sehr eng abstimmen werden", sagte die Kanzlerin zudem mit Blick auf die anstehenden Debatten über weitere Integrationsschritte in der EU und der Euro-Zone. Man werde sich noch häufiger treffen.
Entscheidungen wurden bei dem Treffen in Ludwigsburg offenbar nicht getroffen - auch nicht zu dem Fusionsprojekt in der europäischen Rüstungsindustrie. "Entscheidungen sind nicht gefallen", sagte Merkel. Sie machte zudem deutlich, dass sie bei der von Frankreich forcierten Einführung einer europäischen Bankenunion eher auf Qualität als Geschwindigkeit setzen werde. "Es muss gründlich sein, eine gute Qualität haben und dann schauen wir, wie lange das dauert", sagte sie.
Hollande betont deutsch-französische Führungsrolle
"Deutschland und Frankreich haben eine außerordentliche Verantwortung. Wir bilden das Herz Europas", sagte Frankreichs sozialistischer Präsident als Begründung für die angekündigte Intensivierung der deutsch-französischen Kontakte. Im Wahlkampf hatte er noch exklusive bilaterale Abstimmungen in EU-Fragen kritisiert. In Ludwigsburg betonte er, dass man sicher nicht für die EU-Partner entscheide. "Aber wir müssen sie mitnehmen", sagte Hollande.
Es sei dringend nötig, die Voraussetzungen für Wachstum zu schaffen, die Euro-Zone zu stärken, die Finanzwelt besser zu kontrollieren und die wirtschaftspolitische Koordinierung zu stärken. "Statt die Flamme der Freundschaft nur am Brennen zu halten, ist es unsere Pflicht, sie jeden Tag neu zu entzünden", mahnte Hollande. Es gelte, sowohl eine Banken- und Wirtschaftsunion wie auch eine soziale und politische Union zu schaffen.
Auch Merkel betonte die Bedeutung der bilateralen Freundschaft. "Wir arbeiten an der nachhaltigen Gesundung Europas. Deutschland und Frankreich haben dafür eine ganz besondere Verantwortung", sagte sie. "Aber es braucht den politischen Willen dazu." Dies sei auch die Aufgabe der Jugend.
Merkel endete mit dem französischen Satz: "Vive la jeunesse franco-allemande, vive la jeunesse européenne." Hollande sagte auf Deutsch: "Es lebe die deutsch-französische Freundschaft."
De Gaulles Rede bildete damals zusammen mit dem Versöhnungsgottesdienst in der Kathedrale von Reims die Grundlage für die Aussöhnung beider Länder und den Abschluss des Élysée-Vertrages, der die deutsch-französische Zusammenarbeit festschreibt.