„Wir haben keinen Staatsfonds, aus dem wir so etwas bezahlen könnten“, sagt Sonja Munnix, „wir mussten uns schon etwas mehr einfallen lassen.“ Munnix leitet im niederländischen Wirtschaftsministerium die Abteilung für Elektromobilität. Nur acht Leute sind im Haus für dieses Thema zuständig. Doch schon beim Betreten der Ministeriumsgebäude in Utrecht wird klar, welcher Geist hier herrscht. Das Foyer wird beherrscht von einem Kunstwerk des britischen Bildhauers Roger Hiorns, das aus der Entfernung nur als blauer Klumpen zu identifizieren ist. Es ist ein alter Mercedes-Verbrennungsmotor, behandelt mit Kupfersulfit. Der Motor solle eine Mahnung sein, bewusster mit Energie umzugehen und sich an innovativen Techniken zu orientieren, schließlich wirke der Motor „wie das Fossil aus einer archäologischen Ausgrabung“.
Elektroautos im Kostenvergleich
Modell | Kraftstoff | Grundpreis | Kosten pro Monat | Kosten pro Kilometer |
BMW i3 | Strom | 36.150 Euro | 598 Euro | 47,8 Cent |
Mini Cooper S | Super Plus | 26.600 Euro | 542 Euro | 43,4 Cent |
Mini Cooper SD | Diesel | 28.300 Euro | 519 Euro | 41,5 Cent |
Quelle: ADAC
Modell | Kraftstoff | Grundpreis | Kosten pro Monat | Kosten pro Kilometer |
Citroën C-Zero | Strom | 19.800 Euro | 433 Euro | 34,6 Cent |
Citroën C1 Vti 68 | Super | 13.900 Euro | 388 Euro | 31,0 Cent |
Modell | Kraftstoff | Grundpreis | Kosten pro Monat | Kosten pro Kilometer |
Ford Focus Electric | Strom | 34.900 Euro | 665 Euro | 53,2 Cent |
Ford Focus 1.5 EcoBoost | Super | 25.500 Euro | 618 Euro | 49,4 Cent |
Ford Focus 2.0 TDCi | Diesel | 28.100 Euro | 623 Euro | 49,8 Cent |
Modell | Kraftstoff | Grundpreis | Kosten pro Monat | Kosten pro Kilometer |
Hyundai IONIQ Elektro | Strom | 33.300 Euro | 587 Euro | 47,0 Cent |
Hyundai i30 1.6 GDI | Super | 22.630 Euro | 562 Euro | 45,0 Cent |
Hyundai i30 1.6 CRDi blue | Diesel | 24.030 Euro | 548 Euro | 43,8 Cent |
Modell | Kraftstoff | Grundpreis | Kosten pro Monat | Kosten pro Kilometer |
Kia Soul EV | Strom | 28.890 Euro | 526 Euro | 42,1 Cent |
Kia Soul 1.6 GDI | Super | 19.990 Euro | 529 Euro | 42,3 Cent |
Kia Soul 1.6 CRDi | Diesel | 23.490 Euro | 539 Euro | 43,1 Cent |
Modell | Kraftstoff | Grundpreis | Kosten pro Monat | Kosten pro Kilometer |
Mercedes-Benz B250e | Strom | 39.151 Euro | 713 Euro | 57,0 Cent |
Mercedes-Benz B220 4Matic | Super | 34.076 Euro | 773 Euro | 61,8 Cent |
Mercedes-Benz B220d | Diesel | 36.521 Euro | 728 Euro | 58,2 Cent |
Modell | Kraftstoff | Grundpreis | Kosten pro Monat | Kosten pro Kilometer |
Nissan Leaf | Strom | 34.385 Euro | 632 Euro | 50,6 Cent |
Nissan Pulsar 1.2 DIG-T | Super | 22.290 Euro | 574 Euro | 45,9 Cent |
Nissan Pulsar 1.5 dCi | Diesel | 22.690 Euro | 535 Euro | 42,8 Cent |
Modell | Kraftstoff | Grundpreis | Kosten pro Monat | Kosten pro Kilometer |
Renault Zoë | Strom | 34.700 Euro | 580 Euro | 46,4 Cent |
Renault Clio TCe 90 | Super | 16.790 Euro | 433 Euro | 34,6 Cent |
Renault Clio dCi 90 | Diesel | 20.290 Euro | 454 Euro | 36,3 Cent |
Modell | Kraftstoff | Grundpreis | Kosten pro Monat | Kosten pro Kilometer |
Tesla Model S 60 | Strom | 71.020 Euro | 1206 Euro | 96,5 Cent |
Mercedes-Benz CLS 400 | Super | 63.427 Euro | 1198 Euro | 95,8 Cent |
Mercedes-Benz CLS 350d | Diesel | 62.178 Euro | 1156 Euro | 92,5 Cent |
Hinweis: Da Tesla selbst keine Autos mit Diesel- oder Benzinmotor verkauft, hat der ADAC zum Vergleich den Mercedes-Benz CLS herangezogen.
Modell | Kraftstoff | Grundpreis | Kosten pro Monat | Kosten pro Kilometer |
VW e-up! | Strom | 26.900 Euro | 472 Euro | 37,8 Cent |
VW up! 1.0 | Super | 14.255 Euro | 375 Euro | 30,0 Cent |
Derzeit hängen Munnix und ihre Kollegen ein wenig in der Schwebe. Schließlich hat sich gerade erst in der Hauptstadt Den Haag nach langem Ringen eine Regierung gefunden, deren Prioritäten noch vage sind. Allzu sehr aber sorgt Munnix das nicht: Die Förderung der Elektromobilität werde in dem Land niemand mehr grundsätzlich infrage stellen. Allerdings, 120.000 elektrisch betriebene Fahrzeuge gibt es inzwischen in den Niederlanden, genauso viele wie in Norwegen und doppelt so viele wie im ungleich größeren Deutschland, das vier Mal mehr Einwohner hat.
Man sollte daraus aber nicht schließen, die Niederländer seien eine Nation ökologisch motivierter Überzeugungskäufer. „Natürlich waren für den Durchbruch der Elektromobilität vor allem finanzielle Anreize ausschlaggebend“, sagt Munnix. Strategisch aber sind sie dabei völlig anders vorgegangen als in Deutschland oder Norwegen. Auch wenn ein paar Städte eigene kleine Prämien anbieten, einen staatlichen Zuschuss zum Kauf von Elektroautos gibt es in den Niederlanden nicht. Stattdessen setzen die staatlichen Subventionen in dem Marktsegment an, wo der Pragmatismus wohl am größten ist, bei den Dienstwagen. Als „Bijtelling“ ist in den Niederlanden geregelt, wie viel Prozent des Wertes Dienstwagenbesitzer als geldwerten Vorteil versteuern müssen, wenn sie diesen privat nutzen. Für ein Dieselauto werden da schnell 20 Prozent des Neuwerts fällig, elektrisch betriebene Fahrzeuge sind von der Steuer ausgenommen. Ein erstaunlich simples und mit Kosten von rund 700 Millionen Euro im Jahr für den Staat bisher auch halbwegs preiswertes Modell.
Trotzdem sagt Munnix: „Deutschland kann vom Beispiel der Niederlande nicht nur lernen, wie man Elektromobilität erfolgreich fördert, sondern auch welche Fehlanreize es zu vermeiden gilt.“ Um zu sehen, dass bei der Elektroautoförderung nicht von Beginn an alles rundlief, genügt schon der Blick auf die Zulassungsstatistik. Das bis ins vergangene Jahr am häufigsten verkaufte Auto mit elektrischem Antrieb war der Mitsubishi Outlander Hybrid, ein Wagen, den man hierzulande nur schwerlich jemals zu Gesicht bekommen hat.
Die entfallende Bijtelling ist nur ein Anreiz, um sich in den Niederlanden für ein elektrisch getriebenes Fahrzeug zu entscheiden. Zusätzlich werden die Fahrzeuge bei der Kfz-Steuer, die schon lange nach CO2-Ausstoß gestaffelt ist, massiv bevorzugt, bis 2016 galt hier für Hybridfahrzeuge wie für rein elektrisch getriebene Autos der gleiche Basiswert. Das aber hat ziemlich absurde Anreize gesetzt: Die größte Ersparnis ergab sich für Hybridkäufer in der Klasse der Fahrzeuge mit dem größten CO2-Ausstoß, den straßentauglichen Geländefahrzeugen (SUV). Dass die Hybridfahrzeuge in dieser Klasse, wie der 1,8 Tonnen schwere Outlander Hybrid, zu den ineffizientesten überhaupt gehören, spielte da keine Rolle mehr. Inzwischen ist der Fehlanreiz korrigiert, die volle Förderung sowohl bei der Steuer als auch bei der Bijtelling bekommen nur noch reine Elektrofahrzeuge.