Emmanuel Macron vor US-Kongress Wenn Weltanschauungen aufeinander prallen

Emmnauel Macron und Donald Trump: Weltbilder treffen aufeinander Quelle: REUTERS

Emmanuel Macron richtet im US-Kongress so deutliche Worte gegen Donald Trumps Kurs, dass man meinen könnte, die beiden seien doch keine Freunde. Der wohl größte Streitpunkt ist das Atomabkommen mit dem Iran.

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Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat vor dem US-Kongress einen scharfen Gegenentwurf zu US-Präsident Donald Trumps Weltanschauung präsentiert. Höflich, respektvoll, aber resolut verdeutlichte Macron in seiner Rede seine Vision von globaler Führung - „gegen die Illusion des Nationalismus“. Den Unterschied zwischen seiner und Trumps Politik machte er an wichtigen Themen wie Klimawandel und Handel klar. Mit Blick auf einen Verbleib der USA im Iranabkommen zeigte er sich skeptisch.

Er habe keine Informationen aus dem Innern der US-Regierung, ob Trump aus dem Atomvertrag mit dem Iran ausscheiden werde, sagte Macron zum Abschluss seines dreitägigen Staatsbesuchs in Washington. Der Präsident habe aber deutlich gemacht, „dass er ihn (den Vertrag) nicht sehr eifrig verteidigt“. Macron hatte Trump dazu gedrängt, in dem Pakt von 2015 zu bleiben. Darin hatte sich Iran verpflichtet, auf die Technologie zur Entwicklung eigener Atomwaffen zu verzichten.

Macron erinnerte daran, dass ein US-Rückzug aus dem Abkommen ein altes Wahlkampfversprechen von Trump gewesen sei. Der US-Präsident hatte das Abkommen zuletzt am Dienstag kritisiert und es als „lächerlich“ bezeichnet. Bis zum 12. Mai will er bekanntgeben, ob die USA aussteigen werden.

Im Falle des Falles werde Frankreich den USA aber nicht folgen, hatte Macron zuvor bei einer Rede vor dem US-Kongress gesagt. Schwerpunkt der Ansprache war die Abschottungspolitik der Vereinigten Staaten - aus Macrons Sicht der falsche Weg: „Wir können uns für Isolationismus, Rückzug und Nationalismus entscheiden. Das mag als ein vorübergehendes Mittel gegen unsere Ängste verlockend sein“, so der französische Staatschef. „Aber die Tür zur Welt zuzuschlagen, wird die Entwicklung der Welt nicht aufhalten.“ Er warnte, dadurch würden bloß Ängste der Bürger geschürt. Extremer Nationalismus bringe eine Welt voller Hoffnung auf größeren Wohlstand zum Erschüttern.

Trumps „America first“-Politik fokussiert sich darauf, die USA im Hinblick auf internationale Abkommen, das Militär und Arbeitsmarkt- und Einwanderungspolitik an die erste Stelle zu setzen. Auf persönlicher Ebene war das Aufeinandertreffen von Trump und Macron herzlich. Die beiden gelten als gut befreundet.

„Es gibt keinen Planeten B“, sagte Macron angesichts des Klimawandels und dem Austritt der US-Regierung aus dem internationalen Klimaschutzabkommen von Paris. „In dieser Angelegenheit kann es vielleicht sein, dass wir Uneinigkeit zwischen den Vereinigten Staaten und Frankreich haben. So wie in allen Familien. Aber für mich ist das eine kurzfristige Uneinigkeit.“ Er zeigte sich zuversichtlich, dass die USA der Vereinbarung wieder beitreten würden. „Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, unseren Planeten wieder großartig zu machen und neue Jobs und neue Möglichkeiten zu schaffen, während wir unsere Erde schützen.“ Macrons Rede quittierten die US-Demokraten im Repräsentantenhaus oft mit Applaus und gar Standing Ovations, während die Republikaner vor allem mit Schweigen reagierten.

„Die amerikanische und die französische Bevölkerung haben ein Rendezvous mit der Freiheit gehabt“, sagte Macron. Er erinnerte daran, dass der große amerikanische Staatsmann und Wissenschaftler Benjamin Franklin und der französische Philosoph Voltaire bei einem Treffen in den frühen Tagen der US-Geschichte einander auf die Wange geküsst hätten. „Das könnte Sie an etwas erinnern“, sagte er, schmunzelte, und spielte damit auf seinen eher liebevollen Umgang mit Trump an.

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