Es ist ein Relikt aus dem Ersten Weltkrieg: 1916 führte Deutschland zum ersten Mal die Zeitumstellung ein, schaffte sie allerdings schon drei Jahre später wieder ab, weil das Drehen an der Uhr höchst unbeliebt war. Schon damals wollten die Menschen sich nicht ohne Not zwei Mal im Jahr einem Mini-Jetlag aussetzen.
Heutzutage erweist es sich als sehr viel schwieriger, die Zeitumstellung zu stoppen. Immerhin hat das Europäische Parlament 2019 beschlossen, das Pendeln zwischen Sommer- und Winterzeit ersatzlos zu streichen. Doch passiert ist nichts. Die EU-Mitgliedsstaaten können sich auf keine Lösung einigen. Nordeuropäische Staaten favorisieren die dauerhafte Winterzeit, südeuropäische Staaten die Sommerzeit. Die Diskussion ist blockiert.
In Zeiten, in denen auf dem europäischen Kontinent Krieg herrscht, droht das Thema nun in Brüssel ganz von der Agenda zu gleiten. Dabei deuten neueste wissenschaftliche Erkenntnisse aus Italien und Irland darauf hin, dass eine dauerhafte Sommerzeit zu Energieersparnissen führen würde. Die kämen inmitten einer Energiekrise gelegen. Auch das Klima würde davon profitieren.
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Gefragt sind nun pragmatische Lösungen: Sollten sich die Nordeuropäer mit der Sommerzeit gar nicht anfreunden können, dann dürfen sie gerne ihre eigene Zeitzone gründen. Schon heute findet sich die EU in drei Zeitzonen von Portugal bis Griechenland wieder, Flugverkehr und Geschäftsbeziehungen funktionieren trotzdem.
Mit wenigen Themen könnten sich Politiker so schnell so viele Freunde machen wie mit der Abschaffung der Zeitumstellung. Auch wenn wir an diesem Sonntag alle eine Stunde hinzugewinnen, das Drehen an der Uhr nervt. Es ist Zeit, es zu beenden.
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