Die EU-Kommission nimmt die Ratingagenturen in den Schwitzkasten. Erstmals sollen Investoren, die durch fehlerhafte Ratings Geld verloren haben, gegen die Agenturen vor Gericht ziehen können. Das sagte EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier am Dienstag in Straßburg bei der Vorstellung von neuen Gesetzesvorschlägen. „Ratings haben einen direkten Einfluss auf die Märkte und die Wirtschaft und deshalb auch auf den Wohlstand europäischer Bürger“, sagte der Franzose. „Ratingagenturen haben in der Vergangenheit schwere Fehler gemacht.“
Keine "Gefälligkeitsratings" mehr
Die Abhängigkeit des Finanzsektors von Ratingagenturen solle sich verringern. Die Agenturen bewerten die Kreditwürdigkeit von Unternehmen und Staaten. Die Aufsichtsbehörde ESMA solle Standards für eine einheitliche Ratingskala erarbeiten, damit die Urteile vergleichbar werden. „Gefälligkeitsratings“ soll es nicht mehr geben: Bislang war es so, dass Ratingagenturen von den Unternehmen, die sie bewerten, ihr Geld bekommen - ein großer Interessenkonflikt. Künftig soll ein Auftraggeber eine Ratingagentur nur noch maximal drei Jahre in Folge beauftragen dürfen. Für Staaten gilt dies nicht. Die Unternehmen müssen auch ihre Preispolitik offenlegen.
Die jüngste Panne der Ratingagentur Standard & Poor's hat den Druck auf die Branche erhöht. S & P hatte irrtümlicherweise eine Mitteilung über die angebliche Herabstufung der Kreditwürdigkeit Frankreichs verschickt und damit für erhebliche Unruhe an den Märkten gesorgt. Frankreich hat bisher eine Einsernote. Barnier hatte die Panne als „schwerwiegenden Vorfall“ gebrandmarkt.