
Wie die "Bild-Zeitung" unter Berufung auf das bisher unveröffentlichte „Weißbuch Rente“ der Kommission berichtet, soll der Rentenbeginn künftig automatisch an die steigenden Lebenserwartungen gekoppelt werden. Dann müsste auch das in Deutschland auf 67 Jahre angehobene Rentenalter künftig weiter steigen. Andere EU-Länder würde eine solche Neuregelung noch härter treffen. Ein Beispiel: Frankreich. Das Nachbarland hat relativ junge Rentner – 2010 wurde das neue Gesetz verabschiedet, das den Rentenbeginn von 60 auf 62 Jahre nach hinten verschob. Gehe es nach den jüngsten Plänen der EU-Kommission, müsste die arbeitende Bevölkerung Frankreichs ihren Eintritt ins Ruhestandsalter noch viel weiter nach hinten verlagern – entsprechend der gestiegenen Lebenserwartung der Menschen.
Verlockendes Wahlversprechen für Arbeitnehmer
Völlig anders sieht das der Sozialist, der aktuell gute Chancen auf das Präsidentenamt in Frankreich hat. Für die Rentner in seinem Land hat der Franzose ein lukratives Angebot als Wahlversprechen: „Alle diejenigen, die 60 Jahre alt sind und die ihre Beiträge an die Rentenversicherungen entrichtet haben, werden die volle Rente ab 60 genießen, sofort und mit vollen Rechten“, verspricht Hollande. Eine solche Rückkehr zur Rente mit 60 Jahren würde dem Staat bereits im ersten Jahr eine Milliarde Euro kosten.





In zahlreichen europäischen Ländern ist das Renteneintrittsalter in den vergangenen Jahren heraufgesetzt worden, doch noch sind solche Regelungen EU-weit äußerst unterschiedlich.
Im EU-Vergleich arbeiten beispielsweise die Schweden schon jetzt im Schnitt mit rund 40 Jahren am längsten. Sie gehen laut Untersuchung der Statistikbehörde Eurostat mit durchschnittlich 64,3 Jahren relativ spät in Rente. In die gleiche Richtung wie die EU-Kommission schlägt aktuell auch der schwedische Ministerpräsident. Er schlug in dieser Woche vor, das Renteneintrittsalter auf 75 Jahren heraufzusetzen. Seine Argumentation: die gestiegene Lebenserwartung.
So heißt es auch in dem aktuellen Medienbericht über das „Weißbuch“: Die Anbindung des Rentenalters an die Lebenserwartung könnte dazu beitragen, die „Balance zwischen Arbeitsjahren und Rentenjahren zu stabilisieren.“
Das sei von zentraler Bedeutung für die Zukunftsfähigkeit. Nach Berechnungen der EU-Kommission könnte durch die Koppelung die Hälfte der durch die alternde Bevölkerung erwarteten Belastungen der Rentenkasse eingespart werden. So argumentiert auch Schwedens Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt. Wollten die Menschen in seinem Land die gegenwärtigen Sozialleistungen erhalten, müssten sie deshalb auch länger arbeiten.