Euro-Krise Finnland zeigt's den Deutschen

Die Wirtschaft ist robust, der Staat gering verschuldet und die Bürger sind glücklich: Finnland ist einer der letzten Stützen des Euro. Doch der Staat weigert sich, den Süden dauerhaft zu alimentieren. Wie stabil ist Finnland – und taugt das Land als Vorbild für Deutschland?

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Finnland und Deutschland sind die wenigen Lichtblicke in der Euro-Zone. Dennoch ziehen sie aus ihre Stärke unterschiedliche Schlüsse. Welcher Weg ist besser: der deutsche oder der finnische? Quelle: dpa

In Finnlands Hauptstadt Helsinki gibt es gerade einmal zwischen zehn und 15 Sommertage, an denen die Temperatur über 25 Grad steigt. Die Olympia-Athleten liegen im Medaillenspiegel 2012 mit nur einer Silbermedaille auf Rang 55, noch hinter der Mongolei und Tunesien – und der einzige finnische Konzern mit Weltruf, Nokia, steckt tief in der Krise. Trotzdem sind die Finnen eines der glücklichsten Völker der Welt. Im diesjährigen "Happiness Report" liegt Finnland auf Rang zwei, nur hauchdünn hinter Dänemark.

"In Finnland, insbesondere in der Hauptstadt Helsinki, kann man sehr gut leben. Die Metropole ist kompakt, nicht sehr riesig – und hat dennoch viel an Kultur und Freizeitmöglichkeiten zu bieten. Und vor allem: Die Natur ist sehr schön. Ich kann verstehen, dass sich die Finnen wohlfühlen", sagt Torsten Pauly, der seit eineinhalb Jahren in Helsinki lebt und dort Repräsentant bei "Germany Trade & Invest" ist, eine Bundes-GmbH, deren Aufgabe das Marketing für den Standort Deutschland ist.

Wissenswertes über Finnland

Doch wie lange hält das Glück angesichts der Euro-Schuldenkrise? Die Ratingagentur Moody's droht Deutschland, den Niederlanden und Luxemburg mit dem Verlust des Top-Ratings. Finnland könnte als einziger Euro-Staat die höchste Bonitätsnote "AAA" behalten. Glücklich ist darüber im hohen Norden keiner. "In Finnland ist man zufrieden, dass man von der Ratingagentur Moody’s gut bewertet wurde. Aber die Bürger blicken auch mit Sorge auf die Schuldenkrise. Finnland ist ein kleines Land und weiß, dass es alleine die Krise nicht lösen kann", so Pauly.

Jutta Urpilainen hat genug von immer neuen Rettungspaketen

In Finnland geht die Angst um, dass die Nordstaaten den Süden dauerhaft alimentieren müssen und überfordert werden. Insbesondere Finnlands Finanzministerin Jutta Urpilainen hat genug von immer neuen Rettungspaketen und den Diskussionen um Eurobonds. Finnland sei nicht bereit, für die Schulden anderer Länder zu haften, sagte Urpilainen. Gegen den Ankauf von Staatsanleihen der Krisenländer durch den Euro-Rettungsschirm ESM werde Finnland sein Veto einlegen – oder dem Währungsverbund den Rücken kehren. "Wir sind auf alle Szenarien vorbereitet, auch auf einen Ausstieg aus dem Euro", drohte Urpilainen.

Mit ihren Euro-kritischen Äußerungen weiß Urpilainen viele Finnen hinter sich. Die Nordeuropäer fürchten, dass sich die Hilfen für die Krisenländer zu einem Fass ohne Boden entwickeln. Daher haben sie beim zweiten Hilfspaket für Griechenland bereits eine Sonderregelung durchgesetzt, die sie vor den Folgen einer Staatspleite Griechenlands schützt. Nun haben sie Ähnliches bei den Hilfen für Spanien vereinbart.

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