Finnlands Regierung hat sich mit der Regierung in Madrid auf die Zahlung von Garantien in Höhe von 769,92 Millionen Euro im Gegenzug für ihre Beteiligung am europäischen Hilfsprogramm für den spanischen Bankensektor geeinigt. Das sind 40 Prozent des finnischen Beitrags. Das Geld wurde auf ein Garantiekonto gezahlt. Damit sollen die Risiken für die Steuerzahler begrenzt werden, so das Finanzministerium in Helsinki.
"Das ist die Lösung auch für Deutschland"
Diesen Weg sollte auch Berlin gehen, findet der Präsident des ifo-Instituts Hans-Werner Sinn. "Moody‘s hat Finnlands ,AAA'-Rating bestätigt, weil Finnland sich Pfänder für seine Rettungskredite hat geben lassen. Das ist die Lösung auch für Deutschland", sagte Sinn gegenüber der WirtschaftsWoche.
In der Tat: Die Deals mit Griechenland und Spanien sind der Hauptgrund, warum Moody’s den Ausblick für Finnland – anders als für Deutschland, Luxemburg und die Niederlande – nicht senkte. Hinzu kommt aber laut der amerikanischen Ratingagentur, dass das Bankensystem relativ klein und auf den Heimatmarkt fokussiert ist. Und: Die Finnen haben sich ihr Top-Rating durch eine solide Finanzpolitik verdient. Sie haben noch nie die in den EU-Verträgen festgelegte Defizitgrenze von drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts überschritten. Die Staatsverschuldung Finnlands ist somit auch vergleichsweise gering: Sie liegt bei 50 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung, in Deutschland bei mehr als 80 Prozent.
Europas Musterschüler
Slowenien ist eins von fünf Euro-Ländern, dessen Verschuldungsquote die Maastricht-Kriterien erfüllt: Sie soll Ende 2012 laut Prognose bei 54,7 Prozent des BIP liegen. Der Trend ist dennoch negativ: Nach einem Defizit in Höhe von 6,4 Prozent des BIP im Jahr 2011 steuert die Regierung in diesem Jahr auf 4,3 Prozent zu.
Ein Musterbeispiel für solide Haushaltsführung ist Finnland: Die Bruttoverschuldungsquote der Skandinavier liegt bei 50,5 Prozent und bewegt sich damit locker in dem Rahmen, den der Maastricht-Vertrag vorgibt. Auch die Haushaltszahlen können sich sehen lassen: In den vergangenen vier Jahren lag Finnlands Defizit nie über der Drei-Prozent-Marke. Im Jahr 2012 werden es nach Prognose von Eurostat gerade einmal 0,7 Prozent sein.
Auch die Slowakei weist eine niedrige Gesamtverschuldung auf: Die Bruttoverschuldungsquote liegt bei 49,7 Prozent des BIP. In den vergangen Jahren allerdings hatten die Slowaken zunehmend Probleme: Bei acht Prozent des BIP lag das Haushaltsdefizit im Jahr 2009, in diesem Jahr werden es laut Eurostat-Prognose 4,7 Prozent sein.
Geldsorgen sind in Luxemburg ein Fremdwort. Die Verschuldungsquote des Großherzogtums liegt bei niedrigen 20,3 Prozent. Der Regierung gelingt es in den meisten Jahren auch, mit den eingenommenen Steuermitteln auszukommen. In den vergangenen drei Jahren lag das Haushaltsdefizit stets unter einem Prozent des BIP. Die anvisierten 1,8 Prozent in diesem Jahr sind da schon ein Ausreißer nach oben.
Der absolute Haushalts-Musterschüler der Euro-Zone ist Estland. Das baltische Land hat eine Gesamtverschuldung, die bei extrem niedrigen 10,4 Prozent des BIP liegt - ein echter Spitzenwert. 2010 und 2011 gelang es der Regierung sogar, einen kleinen Haushaltsüberschuss zu erwirtschaften. In diesem Jahr läuft es etwas schlechter: Voraussichtlich wird die Regierung Kredite in Höhe von 2,4 Prozent des BIP aufnehmen. Die Maastricht-Kriterien halten die Esten damit aber immer noch locker ein.
Auch der Wirtschaft des Landes geht es gut – obwohl Finnland den Unternehmen mit seinen 5,4 Millionen Einwohnern nur einen sehr kleinen Markt bietet. "Die Wirtschaft ist stark vom Export abhängig. Trotz der schwachen Weltkonjunktur stieg das Bruttoinlandsprodukt aber im vergangenen Jahr um knapp drei Prozent. Auch in diesem Jahr soll es mit 0,8 Prozent immerhin noch schwach wachsen", erklärt Pauly. Dass die Wirtschaft weiter anzieht liegt auch daran, dass die Finnen – anders als die Deutschen – weniger als ein Drittel der Gesamtexporte in den Euro-Staaten absetzen. Die Staatsschuldenkrise und die mangelnde Nachfrage nach Gütern aus Südeuropa kann den nordischen Produzenten somit weniger anhaben als den deutschen. Die wichtigsten Handelspartner sind die Bundesrepublik, Schweden, das Baltikum und Russland.
"Die Finnen haben ein ambivalentes Verhältnis zu ihrem östlichen Nachbarn. Zwar sind noch negative Erfahrungen aus dem Zweiten Weltkrieg, an dessen Ende Finnland Gebiete im Osten an Russland verloren hatte, präsent. Aber seit dem Ende des Krieges hat sich ein pragmatisches Verhältnis entwickelt – insbesondere im wirtschaftlichen Umgang", weiß Finnland-Kenner Torsten Pauly. Die Folge: Heute gehört Russland nicht nur zu den drei wichtigsten Handelspartnern, auch für den Tourismus ist Russland mit 1,5 Millionen Gästen im Jahr der wichtigste Markt. Zum Vergleich: Gut 500.000 Deutsche und Schweden reisen jährlich nach Finnland.