Damit bestätigen die US-Forscher den deutschen Ökonomen Arthur Salz, der 1932 im „Deutschen Volkswirt“, dem Vorgänger der WirtschaftsWoche, schrieb: „Die Wirtschaftsgeschichte lehrt, dass stärkster wirtschaftlicher Verfall in Zeiten steigender Preise fällt und dass wirtschaftliche Blütezeiten gerade durch sinkende Preise charakterisiert sind.“
Warum aber fürchten Zentralbanken und Regierungen dann die Deflation wie der Teufel das Weihwasser und setzen alles daran, dass die Preise weiter steigen?
Der Grund sind die hohen Schulden, die Staaten, Banken, Unternehmen und private Haushalte in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten aufgetürmt haben. Die Ausweitung des Sozialstaats, umfangreiche keynesianische Konjunkturprogramme und jüngst die milliardenschweren Bankenrettungen haben inden Industrieländern staatliche Schuldenberge aufgetürmt, die größer sind als die Wirtschaftsleistung eines gesamten Jahres. Ein Ende der Schuldenspirale ist nicht in Sicht.
Die Folgen der EZB-Niedrigzinspolitik
Werden die Zinsen künstlich abgesenkt, so verringert sich der Reformdruck auf Regierungen und Banken, ihre Haushalte beziehungsweise Bilanzen zu verbessern.
Ein künstlich tief gehaltener Zins verhindert, dass unprofitable Investitionsprojekte also Fehlinvestitionen aufrecht und befördert werden.
Künstlich tiefe Zinsen lösen (inflationäre) Spekulationswellen aus, führen zu „Boom-and-Bust“-Zyklen: überhitzte Situationen, in denen, wenn niemand mehr bereit ist, Kredite zu finanzieren, alles in sich zusammenbricht.
Künstlich niedrig gehaltene Zinsen befördern die Schuldenwirtschaft, insbesondere die der Staaten und der Bankenindustrie.
Dass es überhaupt dazu kommen konnte, ist eine Folge des Papiergeldsystems, das sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs durchgesetzt hat. Anders als im Goldstandard, in dem die Geldmenge an das Edelmetall gebunden war, können die staatlichen Zentralbanken zusammen mit den Geschäftsbanken im Papiergeldsystem Kredite und Geld aus dem Nichts schaffen. Für die Regierungen ist das eine Art Freibrief, die Staatsausgaben hemmungslos auszuweiten und durch neue Schulden zu finanzieren. Daher ist ihr Interesse groß an einer Inflation, die den riesigen Schuldenberg schleichend entwertet.
Käme es hingegen zu einer starken Deflation, würde auch das nominale Bruttoinlandsprodukt nach unten gedrückt. Der Schuldenstand in Relation zur Wirtschaftsleistung schösse dann nach oben. Dazu kommt, dass mit den Preisen die Umsätze der Firmen schrumpften, auf die der Fiskus Steuern erhebt. Zudem ließen sinkende Löhne die Einkommensteuerzahlungen erodieren. In den öffentlichen Kassen klafften dadurch immer größere Löcher, der Schuldenberg schwellte weiter an. Den Regierungen fiele es zunehmend schwer, Kreditgeber zu finden. Denn die steigende Kaufkraft des Geldes veranlasste die Sparer, ihr Geld zu Hause zu horten, statt es in Staatsanleihen zu stecken. Die Folge wären Staatsbankrotte und Bankenpleiten.