Euro-Krise Draghi schanzt Krisenländern billige Kredite zu

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Kein Weg an massiver Korrektur vorbei

Niedrigere Zinsen und weitere Liquiditätsspritzen für die Banken werden die Preisblasen weiter aufpumpen – auch an den Börsen Quelle: REUTERS

„Regierungen und Banken wären die großen Verlierer einer Deflation, die sogenannten Eliten, die vom Papiergeldstandard profitieren, würden entmachtet“, sagt Thorsten Polleit, Chefökonom von Degussa Goldhandel. Die staatlichen Zentralbanken werden daher alles tun, um eine Deflation zu verhindern. So wie die Bank von Japan, die angesichts der Überschuldung des Staates die Notenpresse angeworfen hat, um die Wirtschaft zu reinflationieren. Auch EZB-Chef Draghi werde nachlegen, glaubt Polleit. „Die EZB wird den Zins weiter Richtung null Prozent drücken und danach Staatsanleihen kaufen“, prophezeit er. Die Äußerungen von EZB-Chefökonom Peter Praet in der vergangenen Woche deuten bereits in diese Richtung.

Auslöser für eine neue Geldschwemme in Europa könnte die US-Notenbank Fed sein. Fährt sie ihre Anleihekäufe wie angekündigt zurück, dürften höhere Zinsen in den USA Kapital aus Europa anlocken. Das triebe die Zinsen auch hierzulande in die Höhe. Die Hoffnungen auf eine bessere Konjunktur und solidere Staatshaushalte in den Krisenländern wären dann Makulatur. Das dürfte die EZB auf den Plan rufen. Niedrigere Zinsen und weitere Liquiditätsspritzen für die Banken aber werden die Preisblasen weiter aufpumpen – erst an den Börsen, später auch am Gütermarkt.

Doch die Reinflationierung, die die Zentralbanken betreiben, legt die Saat für eine noch viel größere Krise. „Man kann die marktwirtschaftliche Bereinigung des Kreditbooms der vergangenen Jahre durch niedrigere Zinsen und das Drucken von neuem Geld allenfalls aufschieben, aber nicht verhindern“, sagt Polleit. Mittelfristig führe kein Weg an einer massiven Korrektur vorbei, die mit Schuldenschnitten und Deflation verbunden ist. „Je länger man diesen Prozess aufschiebt, desto zerstörerischer wird seine Wirkung“, sagt Polleit.

Ähnliches fürchtet IfW-Ökonom Kooths. „Der Versuch, durch Gelddrucken und Bankenrettung die Gläubiger vor Schuldenschnitten und Deflation zu schützen, untergräbt das marktwirtschaftliche Haftungsprinzip“, so Kooths. Damit aber legen Zentralbanken und Regierungen die Axt an die Wurzeln des Wohlstands.

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