




Der griechische Ministerpräsident liebt plakative Worte. Als sich die staatliche Schuldenagentur PDMA jüngst nach vierjähriger Pause wieder an den Kapitalmarkt wagte und eine fünfjährige Anleihe über drei Milliarden Euro platzieren konnte, stellte Antonis Samaras triumphierend fest: „Griechenland hat es geschafft!“ Auch die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel fand bei ihrem Besuch vergangene Woche lobende Worte. Im Herbst 2012 war sie zuletzt in Athen gewesen; damals zitterte das Land um den Verbleib im Euro. Seither habe sich „sehr, sehr viel getan“, lobte die Kanzlerin nun.
Und in der Tat: Die Defizitquote ist von 15,6 Prozent 2009 auf 2,2 Prozent in diesem Jahr gefallen. Erstmals seit 1948 schrieb das Land 2013 in der Leistungsbilanz schwarze Zahlen. Rund 200 000 Stellen wurden im öffentlichen Dienst gestrichen (Ersparnis: acht Milliarden Euro), und ein Jahr früher als gefordert erzielte Athen 2013 im Primärhaushalt (ohne Schuldendienst) einen Überschuss. Nach sechs Jahren Rezession soll die griechische Wirtschaft 2014 wieder wachsen (siehe Grafik). Die Industrieproduktion legt seit drei Monaten zu. Das Wirtschaftsklima ist so günstig wie zuletzt 2008 vor der Lehman-Pleite. Die Talsohle sei durchschritten, sagt Premier Samaras, „die Märkte haben für Griechenland gestimmt“.

Langer Weg
Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Zwar war der Bond mehr als achtfach überzeichnet. Eine „Rückkehr zur Normalität“, wie Samaras behauptet, ist das aber noch lange nicht. Die Anleger rissen sich um die Anleihe, weil sie fast fünf Prozent Rendite bietet – bei überschaubarem Risiko. Denn die Rettungsschirme für Griechenland bleiben aufgespannt.
Die Rückkehr an den Kapitalmarkt bedeute daher nicht das Ende aller Probleme, warnt Euro-Gruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem: „Griechenland hat noch einen langen Weg zu gehen.“ Im Verlauf der Krise hat das Land ein Viertel seiner Wirtschaftskraft verloren. Die Arbeitslosenquote kletterte von 7,8 auf 27 Prozent. Trotz Sparkurs stieg die Schuldenquote von 130 auf 175 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
Von der Summe her ist die jüngste Emission zudem eher unbedeutend. Die drei Milliarden Euro erscheinen klein in Relation zu den Staatsschulden von 321 Milliarden – und auch gering im Vergleich zu den knapp 25 Milliarden, die Griechenland in diesem Jahr tilgen muss. Dafür stehen Hilfsgelder der Euro-Partner und des Internationalen Währungsfonds (IWF) zur Verfügung. Griechenland braucht die drei Milliarden also gar nicht, das Land ist für 2014 durchfinanziert.