Euro-Krise Sind Europas Banken noch zu retten?

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Reserven sind aufgebraucht

Krieg den Palästen. Protest vor der spanischen Krisenbank Bankia Quelle: dapd

Die geplatzte Immobilienblase hat auch in Spanien zuerst die Banken und dann den Staat in Bedrängnis gebracht. Zu Beginn der Finanzkrise galten die spanischen Institute noch als Gewinner, weil sie kaum in US-Subprime-Papiere investiert hatten. Darüber hinaus zwang die Banco de España, Spaniens Notenbank, die Geldhäuser schon während des Immobilienbooms zur Bildung von Rückstellungen. Dies bewirkte, dass der Sektor zunächst auch gegen die heimische Immobilienkrise gut gerüstet war.

Doch mittlerweile sind die Reserven aufgebraucht. Fast alle spanische Banken sind in eine Schieflage geraten. Insgesamt haben sie mehr als eine Billion Euro Immobilienkredite vergeben, der internationale Bankenverband IIF hält dafür Rückstellungen von insgesamt 260 Milliarden Euro für erforderlich.

Spanien plant eine Bad Bank

Um für ein Extremszenario mit einem hypothetischen Rückgang des BIPs um 6,5 Prozent in den nächsten drei Jahren gerüstet zu sein, bräuchten Spaniens Banken Kapitalhilfen in Höhe von 62 Milliarden Euro. Diese Summe, plus einen zusätzlichen Puffer, wird die Regierung nun aus dem EU-Rettungsfonds bekommen. Der genaue Betrag und die Kreditbedingungen werden bis zum Montag dieser Woche ausgehandelt. Fest steht, dass die EU-Gelder für die Schaffung einer Bad Bank eingesetzt werden, in die angeschlagene Ex-Cajas faule Immobilienkredite auslagern.

Damit ist die Reihe nicht zu Ende: In der vergangenen Woche galt Slowenien wegen Bankenproblemen als nächster Kandidat für Hilfen von EU und IWF. Dem Land, das den Euro erst 2007 eingeführt hat, liegt die Nova Ljubljanska Banka auf der Tasche. Der Staat musste das größte Institut mit 400 Millionen Euro stützen.

Europas Bankenblase. Höhe der Forderungen an Banken im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt

Weitere Länder drohen in den Strudel zu geraten. Frankreich hat mit BNP Paribas, Société Générale, Crédit Agricole und der 2009 aus der Fusion der Volksbanken und Sparkassen entstandenen BPCE gleich vier Großbanken. Diese haben ihr Engagement in den Schuldenstaaten inzwischen zwar kräftig reduziert. Allerdings besitzen sowohl Société Générale als auch Crédit Agricole Ableger in Griechenland. Die Emporiki ist für Crédit Agricole seit dem Erwerb 2006 ein Fass ohne Boden. Sorgen bereitet das Faible der BNP für Italien. Obwohl sie ihren Bestand an italienischen Staatsanleihen auf 11,6 Milliarden Euro nahezu halbiert hat, hält sie insgesamt noch Papiere in Krisenländern im Wert von 33,9 Milliarden Euro – und kontrolliert zudem die sechstgrößte italienische Banca Nazionale del Lavoro.

Investoren misstrauen Rom

Die eskalierende europäische Schuldenkrise hat sich mittlerweile auch zu den italienischen Banken durchgefressen. Sie haben viel Geld in Staatsanleihen ihrer eigenen Regierung gesteckt und bekommen zudem Probleme mit Krediten, die sie an Firmenkunden vergeben haben. Analysten glauben, dass Italien die Schieflage allein bewältigen kann, da der Bankensektor mit dem rund 2,3-Fachen der jährlichen Wirtschaftsleistung des Landes im Vergleich zu andern Staaten relativ klein ausfällt. Trotzdem misstrauen potenzielle Gläubiger und Investoren der Bonität italienischer Banken. Sie sehen deren Schicksal mit der schwindenden Finanzkraft Roms verknüpft.

Können sich ausgerechnet die deutschen Institute, die von der Subprime-Krise mit am härtesten getroffen wurden, dem Sturm entziehen? "Das wirtschaftliche Umfeld und die Marktbedingungen werden schwieriger", sagt Michael Kemmer, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken. Deshalb seien die Banken an einer zügigen Lösung der Krise interessiert. Vorerst sei "der deutsche Bankenmarkt robust". Die Banken hätten das Risikomanagement verstärkt, das Eigenkapital aufgestockt und Vergütungsstrukturen langfristig ausgerichtet.

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