Euro-Krise Wann knickt der Euro ein?

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Was passiert mit dem Euro in der Welt?

Yuan Quelle: dpa

Mit dem Euro-Start wurde auch die Hoffnung verbunden, Europa könnte sich aus der Dollar-Abhängigkeit befreien, und der Euro würde sich zu einem Gegengewicht zur US-Währung entwickeln. Bisher ist das nicht gelungen: Wichtige Güter wie Öl, Metalle, Rohstoffe und Agrarprodukte werden nach wie vor in Dollar abgerechnet. Zudem entfallen auf den Greenback mehr als 62 Prozent der globalen Währungsreserven, während der Euro nur auf 26 Prozent kommt. In der jüngsten Vergangenheit hat der Euro gegenüber dem Dollar an Bedeutung eingebüßt. Doch auch der Dollar ist nicht so stark wie er einmal war.

Konkurrenz dürften Dollar und Euro bald von den Chinesen bekommen. Carsten-Patrick Meier, Leiter des privaten Forschungsinstitut Kiel Economics, erwartet, dass China seine Währung schon bald als internationales Zahlungsmittel ins Rennen schicken könnte. Noch ist der Wechselkurs des Yuan fest an den Dollar gekoppelt, der Kapitalverkehr mit dem Ausland stark reguliert, der heimische Finanzmarkt erst im Aufbau, doch das könne sich in wenigen Jahren ändern.

Schafft es der Yuan, sich in einigen Jahren als große Leitwährung neben Dollar und Euro zu etablieren, und erlangen auch die Währungen aufstrebender Schwellenländer wie Brasilien mehr Gewicht, würde das Weltwährungssystem auf mehreren Stützpfeilern ruhen. Das könnte Wechselkursschwankungen eindämmen. Strömen Anleger in Krisenzeiten bisher in den Dollar, dürften sich die Kapitalströme künftig auf mehrere Währungsräume verteilen. In einem Währungssystem mit mehreren Leitwährungen kann kein Land mehr so maßlos über seine Verhältnisse leben wie derzeit noch die USA. Wenn sich die Anlage der weltweiten Ersparnisse auf mehrere Währungen verteilt, werden die exzessiven US-Handelsdefizite nicht mehr automatisch durch Auslandskapital finanziert. Das zwingt die USA und andere Länder in vergleichbarer Situation zu finanzpolitischer Disziplin und verhindert Konsumexzesse. Zudem sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass Kapitalzuflüsse Vermögenspreise in die Höhe treiben und Finanzkrisen erzeugen.

Fazit: Der Wettbewerb der Leitwährungen untereinander würde die Regierungen zu einer besseren Politik zwingen. Schlechte Wirtschaftspolitik würde die Investoren abschrecken und in andere Währungen treiben.

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