Euro-Krise Target-Salden drängen Deutschland an den Abgrund

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Welche Folgen hat das für die Euro-Zone?

Italiener protestieren Quelle: dapd

Die Target-Salden beschleunigen den Weg in die Transferunion. Durch den uneingeschränkten Zugang der Kreditinstitute zum Zentralbankgeld der EZB können sie weiterhin die Importüberschüsse und die Kapitalflucht ihrer Länder finanzieren. Der Druck zu Reformen sinkt. So mangelt es in Italien noch immer an einer durchgreifenden Reform des Arbeitsmarktes. Die Lohnstückkosten sind dort – ebenso wie in Frankreich – bis zuletzt gestiegen. In Spanien hat die Regierung ihr Defizitziel für 2011 verfehlt, nun will sie die EU-Kommission dazu bewegen, die Zielvorgabe für dieses Jahr zu lockern.

Je mehr die Reformbereitschaft in den Krisenländern erlahmt, desto lauter dürften die Rufe nach Unterstützung durch Deutschland und die anderen Nordländer der Währungsunion werden. Deutschland kann sich dem umso weni-ger entziehen, je höher die Target-Forderungen ausfallen. Die Schuldensünder wissen, dass Deutschland bei einem Auseinanderbrechen der Währungsunion der Staatsbankrott oder der Währungsschnitt droht. „Wir sind durch die Krisenländer erpressbar geworden“, sagt ifo-Chef Hans-Werner Sinn.

Diagramm: Große Ungleichgewichte Quelle: Commerzbank

Um die geforderten Transfers zu finanzieren, wird die Bundesregierung mittelfristig die Steuern und Abgaben massiv erhöhen müssen. Das erstickt die Leistungsanreize und bremst das Wirtschaftswachstum. Die Bundesbürger müssen sich auf Wohlstandsverluste einstellen. „Die Deutschen werden von den Krisenländern ausgenommen wie die Weihnachtsgans“, fürchtet Sinn. Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, prophezeit, dass „die wirtschaftliche Entwicklung des Euro-Raums als Ganzes bald mehr der Italiens als Deutschlands gleicht“. Fragt sich nur, wie lange Deutsche, Niederländer und Finnen das mitmachen. „In den Geberländern dürfte Widerstand gegen eine Transferunion entstehen, Parteien mit einer antieuropäischen Gesinnung könnten an die Regierung gelangen“, warnt Krämer. Dann würde der Euro sein Ende an der Wahlurne finden.

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