"In Slowenien gibt es fast keinen Politiker, dem nicht nirgendwo nachgesagt wird, korrupt zu sein. Das war den Bürgern egal, solange das Volk gut verdiente, ein neues Auto fahren konnte und erfolgreichen Fußball und Basketball schauen konnte", sagt Klaus Schuster, ehemaliger Bank-Vorstand und erfolgreicher Managementbuch-Autor, der 2006 sein Beratungsunternehmen in Ljubljana gründete und dem er heute vorsteht. "Doch diese Zeiten sind vorbei."
Die Ratingagentur Moody's senkte Anfang August die Kreditwürdigkeit Sloweniens gleich um drei Stufen. Jetzt steht das Euro-Land nur noch zwei Stufen über dem "Ramsch"-Status. Auch Standard & Poor's und Fitch halten Slowenien nur noch für einen zweifelhaften Schuldner. Die Folge: Inzwischen muss das Land über sieben Prozent Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen berappen. Slowenien gilt als ernsthafter Kandidat für den Euro-Rettungsschirm – auch, weil politischer Stillstand die Republik lähmt.
Die Opposition im Lande hat eine Volksabstimmung über den Aufbau einer Bad Bank sowie eines Staatsfonds beantragt, der den Verkauf von Staatsbesitz vereinfachen soll. Der Antrag aber wurde vom Parlamentspräsidenten abgelehnt. Jetzt soll das Verfassungsgericht angerufen werden, um über die Frage der Volksabstimmung zu entscheiden.
Die größten Unternehmen Sloweniens
Petrol ist ein Mineralölkonzern, das über keine eigenen Produktionskapazitäten verfügt (Förderung, Raffinerie) sondern ausschließlich handelt. Dennoch ist es das umsatzstärkste Unternehmen Sloweniens. Dank seiner Marktführerschaft im Großhandel als auch im Tankstellengeschäft erwirtschaftete Petrol zuletzt einen Umsatz von 2,86 Milliarden Euro.
Die börsennotierte Handelskette musste 2011 einen Gewinnrückgang hinnehmen. Die Einnahmen brachen um 22,5 Prozent auf 23,5 Millionen Euro ein. Gleichzeitig stieg der Umsatz um 5,3 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro. Für Mercator, das Filialen in Kroatien, Serbien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Mazedonien, Bulgarien und Albanien unterhält, arbeiten fast 24.3000 Menschen, davon 9.959 in Slowenien.
Der staatliche Energiekonzern HSE (Holding Slovenske elektrarne) wurde erst im Juli 2001 gegründet. HSE erwirtschaftete 2011 mit 1,36 Milliarden Euro den drittgrößten Umsatz aller slowenischen Unternehmen. Das Unternehmen ist unter anderem auch in Bulgarien und Ungarn aktiv.
In Slowenien arbeiten viele Automobil-Zulieferer. Es gibt aber nur ein slowenisches Unternehmen, das Auto herstellt: Revoz. Die Aktiengesellschaft mit rund 2600 Mitarbeitern befindet sich zu 100 Prozent im Besitz von Renault. In der Stadt Novo mesto werden unter anderem der Renault Twingo II und der Renault Wind gebaut. Revoz machte 2011 einen Umsatz von 1,13 Milliarden Euro.
Das weltweit agierende Pharmakonzern wurde 1954 gegründet und nach dem slowenischen Fluss Krka benannt. 2010 beschäftigte die Aktiengesellschaft über 8000 Mitarbeiter und macht einen Umsatz von rund einer Milliarde Euro. Es ist damit das fünfgrößte slowenische Unternehmen, liegt aber mit einem Nettogewinn von 150,4 Millionen Euro (2011) in der Gewinn-Rangliste auf Rang eins.
"Die Möglichkeit, dass die Opposition das Referendum als Blockademittel einsetzt, erhöht die Ungewissheit, ob die Regierung von Janez Janša bei der Entwicklung und Umsetzung von Strukturreformen handlungsfähig bleibt", heißt es in einer Erklärung von Standard & Poor's. "Verzögerungen bei der Lösung der Probleme werden wahrscheinlich das Anlegervertrauen beschädigen und könnten zu steigenden Finanzierungskosten für Slowenien führen."
Dass Janez Janša überhaupt wieder an der Macht ist, verdankt er der zerstrittenen Opposition. Denn eigentlich wurde der 54-Jährige bei den Parlamentswahlen vor genau einem Jahr klar abgewählt. Doch Wahlsieger Zoran Janković konnte mit seiner Mitte-Links-Plattform "Positives Slowenien" keine mehrheitsfähige Koalition bilden. Janša wurde im Januar 2012 erneut zum Premierminister gewählt – obwohl international gegen ihn Korruptionsermittlungen laufen. Während seiner ersten Amtszeit als Premierminister von 2004 bis 2008 soll er in einen Schmiergeldskandal rund um die Beschaffung finnischer "Patria"-Panzer verwickelt gewesen sein. In mehreren EU-Staaten wird gegen Janša ermittelt. Zudem steht er in der Kritik, weil er wiederholt versucht haben soll, Einfluss auf Journalisten zu nehmen, um unliebsame Berichterstattung zu verhindern.