
Drasko Veselinovic wollte nie etwas anderes als sein Land wirtschaftlich voranbringen. Ende der Neunzigerjahre gehörte der Ökonom aus Slowenien zu den Mitgründern der Börse in der Hauptstadt Ljubljana. Vor vier Jahren stand er an der Spitze der größten Staatsbank des Landes, der Nova Ljubljanska Banka (NLB). Doch schon nach wenigen Monaten warf er das Handtuch: Es gab Streit mit den anderen Managern des Instituts um die Kriterien bei der Kreditvergabe. "Ich wollte einen modernen Kapitalmarkt in Slowenien", sagt Veselinovic, "doch es war nichts zu machen."





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Heute lehrt der Slowene an verschiedenen Hochschulen des Landes. "Slowenien war eine Erfolgsstory", sagt der Ökonom, "doch wir haben unsere Zeit verschwendet und wichtige Reformen nicht vorgenommen." Wenn nicht schnell etwas geschehe, glaubt er, werde Slowenien die Troika aus Internationalem Währungsfonds, EU-Kommission und Europäischer Zentralbank um Hilfe bitten müssen.
Zuletzt warnte auch die EU-Kommission vor "makroökonomischen Ungleichgewichten". Ursache: die schwer angeschlagenen Banken. Die NLB hat im vergangenen Jahr zum vierten Mal in Folge rote Zahlen geschrieben. 2012 betrag der Verlust 275 Millionen Euro. Die großen Institute kämpfen mit notleidenden Krediten in Milliardenhöhe. Die OECD mahnt rasche Reformen wie Privatisierungen und die Entschuldung der Banken an. Der slowenische Wirtschaftsprofessor Joze Damijan bezifferte den Bedarf an frischem Geld zur Aufstockung des Kapitals und zur Ablösung fauler Kredite auf bis zu acht Milliarden Euro. Müsste Slowenien die Banken aus eigener Kraft rekapitalisieren, würde das slowenische Budgetdefizit auf 20 bis 28 Prozent des BIP emporschießen, rechnet der Ökonom vor.
Wie konnte es dazu kommen? "Die Bankenkrise in Slowenien ist eine politische Krise. Die drei größten Banken des Landes haben einen Marktanteil von über 40 Prozent - und Eigentümer ist der Staat. Das Problem ist, dass in der Regierung keine Manager sitzen", erklärt Klaus Schuster, ehemaliger Bank-Vorstand und Autor, der 2006 ein Beratungsunternehmen in Ljubljana gründete und dem er heute vorsteht.
Kenner des Landes wie Schuster und Veselinovic weisen schon lange auf strukturelle Probleme hin und meinen damit vor allem die enge Verbandelung von Wirtschaft und Politik. Angehörige der alten Nomenklatura haben im Zuge von Scheinprivatisierungen die Banken regelrecht ausgeplündert und in die eigene Tasche gewirtschaftet.