Euro Trauriger Geburtstag

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Vom Euro zum "Teuro"

Gewinner und Verlierer des neuen Europas
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Tschechien Quelle: dpa
Deutschland Quelle: dapd
Frankreich Quelle: dpa
Belgien Quelle: dpa

Auch wenn andere Güter wie Miete, Strom und Wasser im Preis stabil blieben und die Inflation zur Zeit der D-Mark im Durchschnitt über der Teuerungsrate des Euro lag (durchschnittliche Inflation zwischen 1989 und 1990: 2,4 Prozent; durchschnittliche Inflation zwischen 2000 und 2010: 1,5 Prozent), war die Wahrnehmung eine andere: bei mir, bei meinen Freunden, bei meinen Eltern. Nur drei Monate nach der Euro-Einführung, im Frühjahr 2002, hörte ich meine Mutter zum ersten Mal sagen: „Mit der D-Mark war es besser.“ Im Dezember wurde „Teuro“ zum „Wort des Jahres“ gekürt.

Zwei Jahre später zog ich nach Bremen, als Student hatte ich wenig Geld: ob Euro oder D-Mark spielte da nur eine untergeordnete Rolle. Wichtig wurde das Thema für mich erst wieder 2006, als ich für fünf Monate zum Studieren nach Kanada ging. Der Euro hatte seinen Tiefstwert gegenüber dem Dollar zwar schon am 26. Oktober 2000 mit 0,8252 US-Dollar pro Euro erreicht. Doch noch fünfeinhalb Jahre später, unmittelbar vor meinem Abflug nach Vancouver, stagnierte der Wert des Euro gegenüber dem Greenback bei 1,18 US-Dollar pro Euro – jenem Wert, den die Gemeinschaftswährung am 4. Januar 1999, dem ersten Tag des Börsenhandels in Euro an der Frankfurter Börse, hatte. Die Hoffnungen, der Euro könnte den Dollar als Weltwährung das Wasser abgraben, den Benzinpreis in Deutschland drücken und das Reisen und Einkaufen im Ausland dauerhaft verbilligen, erfüllten sich nicht.

Deutlich unterm D-Mark-Bestwert

Im Gegenteil: Flug, Studiengebühren und Lehrbücher verschlangen mein Kanada-Budget im Rekordtempo. An schneereichen Tagen stiefelte ich in Snowboardboots über den Campus, da ich mich entscheiden musste: Kaufe ich mir Winterstiefel oder gehe ich am Wochenende in den Bergen snowboarden.

Ich dachte an meine Mutter und ihren Satz, dass mit der D-Mark alles besser gewesen sei, und recherchierte am Computer. Ich fand heraus, dass die D-Mark im April 1995 ihren Höchstwert erreichte, als 1 US-Dollar 1,3455 D-Mark kostete – das entspricht umgerechnet 1,45361 USD je Euro. Einem Wert, den der Euro auch aktuell wieder deutlich unterschreitet.

Deine Anziehungskraft, lieber Euro, auf süd- und osteuropäische Länder hat in den ersten zehn Jahren deines Bestehens trotz aller Negativ-Erfahrungen nicht gelitten. Auch Griechenland (2001), Slowenien (2007), Zypern (2008), die Slowakei (2009) und Estland (2011) führten den Euro als neue Währung ein. Das Gemeinschaftsprojekt war fortan Zahlungsmittel in 17 europäischen Staaten: in kleinen wie großen Nationen, in Staaten mit boomender Wirtschaft wie in strukturschwachen Ländern.

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