
Irland hat nach drei Jahren als erster Krisenstaat nun offiziell den Euro-Rettungsschirm verlassen. "Das ist nicht das Ende des Weges, aber es ist ein wichtiger Meilenstein", sagte Finanzminister Michael Noonan am Freitag in Dublin. "Wir müssen mit unserer Politik fortfahren." Kurz vor dem Ausstieg seines Landes aus dem europäischen Rettungsschirm kündigte Noonan eine nachhaltige Schuldenpolitik seines Landes für die nächsten Jahre an.
Irlands Schuldenquote werde im laufenden Jahr mit 124 Prozent des Bruttoinlandsproduktes ihren Höhepunkt erreichen, sagte Noonan am Freitag bei einer Pressekonferenz in Dublin. Er sei zuversichtlich, dass der Schuldenstand schnell gedrückt werden könne. Eine erneute Rekapitalisierung von irischen Banken hält er nicht für notwendig. Irland war 2010 als erstes Land unter den offiziellen Rettungsschirm geschlüpft und hatte günstige Kredite in Höhe von 67,5 Milliarden Euro erhalten.
Um die wegen Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen schwache Binnenkonjunktur zu beleben, erwägt Noonan eine niedrigere Einkommensteuer. "Wir werden in erster Linie prüfen, wie wir die Steuern als Instrument für Wachstum und Beschäftigung einsetzen können."
Irland musste vor drei Jahren mit 85 Milliarden Euro von EU und Internationalem Währungsfonds vor der Staatspleite bewahrt werden. Seither hat das Land harte Sparmaßnahmen verabschiedet, um die Finanzen wieder in den Griff zu bekommen. 2015 soll sich das Staatsdefizit nach Prognose der EU-Kommission mit drei Prozent wieder im erlaubten Rahmen bewegen. Bis dahin ist das nur 4,6 Millionen Einwohner zählende Land durchfinanziert, da es sich in den vergangenen anderthalb Jahren mit Geld am Kapitalmarkt eingedeckt hat.
Irland gilt als Vorbild für Griechenland, Portugal und Zypern, die ebenfalls mit vielen Milliarden vor der Pleite gerettet werden mussten. Zudem erhielt Spanien viel Geld, um seine maroden Banken zu sanieren. Von allen Krisenstaaten steht Irland am besten da. 2013 soll die Wirtschaft das dritte Jahr in Folge wachsen, wenn auch nur um magere 0,3 Prozent. Das Tempo dürfte sich 2014 auf 1,7 Prozent und 2015 sogar auf 2,5 Prozent beschleunigen, sagt die EU-Kommission voraus.