
Mögen es die Anleger zuletzt im Rausch steigender Börsen auch verdrängt haben, aber ein Verlust bleibt immer ein Verlust. Durch Tarnen, Täuschen und Verschleiern lässt sich diese bittere Wahrheit zwar hinauszögern, aber irgendwann taucht der Verlust wieder auf – wie jetzt bei der italienischen Banca Monte dei Paschi di Siena die Verluste aus alten Derivategeschäften.
Zwei Jahre konnte die drittgrößte Bank Italiens diese Verluste geheim halten, offenbar unter Mithilfe der in Italien für die Bankenaufsicht zuständigen Banca d’Italia. Diese sei nach Informationen des Finanzinformationsdienstes Bloomberg nämlich schon seit 2010 über die bilanziellen Unregelmäßigen bei der ältesten Bank der Welt informiert gewesen, blieb aber untätig. Besonders pikant an dem Skandal: Chef der italienischen Notenbank und damit oberster Bankenaufseher in Italien war zu dieser Zeit Mario Draghi, heute Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), die wiederum von 2014 an die Aufsicht über alle systemrelevanten Banken in Europa übernehmen soll.





Der Rettung der Monte dei Paschi di Siena, die dem italienischen Steuerzahler nach derzeitigem Stand knapp vier Milliarden Euro kosten dürfte, wurde von der Banca d’Italia inzwischen zwar genehmigt. Allerdings lässt sie sich politisch kaum noch umsetzen. Die italienische Öffentlichkeit ist kurz vor der Parlamentswahl zu aufgebracht.
Der Verbraucherschutzverband Codacons will den Bail-out der Bank mit einer Klage gegen Regierung, Wirtschaftsministerium und Zentralbank verhindern. Die Banc d’Italia soll wegen Verletzung ihrer Aufsichtspflicht auf Schadensersatz in Höhe der veranschlagten Rettungssumme verklagt werden. Diese Summe könnte sich noch erhöhen, sollten bei der drittgrößte italienische Bank noch mehr Bilanzleichen im Keller gefunden werden. Spekuliert wird bereits über einen weiteren Verlust in Höhe von etwa 500 Millionen Euro aus einem 2010 abgeschlossenen Verbriefungsgeschäft für Immobilienanleihen im Umfang von 1,5 Milliarden Euro.