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Eurokrise Stolperfalle für Draghi

Der Skandal um die italienische Banca dei Monte di Paschi könnte EZB-Präsident Mario Draghi den Job kosten. Er war in seiner Zeit als Chef der italienischen Notenbank für die Aufsicht der Bank verantwortlich.

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Im italienischen Bankenskandal gerät der Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, immer weiter unter Druck. Quelle: REUTERS

Mögen es die Anleger zuletzt im Rausch steigender Börsen auch verdrängt haben, aber ein Verlust bleibt immer ein Verlust. Durch Tarnen, Täuschen und Verschleiern lässt sich diese bittere Wahrheit zwar hinauszögern, aber irgendwann taucht der Verlust wieder auf – wie jetzt bei der italienischen Banca Monte dei Paschi di Siena die Verluste aus alten Derivategeschäften.

Zwei Jahre konnte die drittgrößte Bank Italiens diese Verluste geheim halten, offenbar unter Mithilfe der in Italien für die Bankenaufsicht zuständigen Banca d’Italia. Diese sei nach Informationen des Finanzinformationsdienstes Bloomberg nämlich schon seit 2010 über die bilanziellen Unregelmäßigen bei der ältesten Bank der Welt informiert gewesen, blieb aber untätig. Besonders pikant an dem Skandal: Chef der italienischen Notenbank und damit oberster Bankenaufseher in Italien war zu dieser Zeit Mario Draghi, heute Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), die wiederum von 2014 an die Aufsicht über alle systemrelevanten Banken in Europa übernehmen soll.

So laufen die Geschäfte im Investment-Banking
Europäische Banken – Credit SuisseDer Schweizer UBS-Wettbewerber Credit Suisse reklamiert die Vorreiterrolle in Sachen Strategie-Anpassungen gerne für sich. Denn auch die Credit Suisse schrumpft kräftig die eigene Bilanz, um sich den neuen Kapitalvorgaben von Basel III anzupassen. Allein in der Anleihesparte innerhalb der Investmentbank hat Credit Suisse das Volumen der risikogewichteten Aktiva innerhalb eines Jahres um 43 Prozent auf 131 Milliarden Dollar gekürzt. Quelle: REUTERS
Und die Umbauarbeiten gehen weiter: In der Investmentbank soll die Bilanz nochmals um zehn Prozent gestutzt werden. Das Einsparziel wurde von drei auf vier Milliarden Franken erhöht. Wie viele Jobs das kosten wird, darüber schweigt sich Bank-Chef Brady Dougan (Bild) indes aus. Trotz der Kürzungen haben sich die Umsätze dieses Geschäftsbereichs im Jahresvergleich im dritten Quartal verdreifacht - was Analysten als die positive Überraschung hervorstrichen. Quelle: REUTERS
Für Finanzchef David Mathers zeigt das Ergebnis, dass die Bilanzausdünnung nicht auf die Erträge durchschlagen muss. Credit Suisse erzielte im Investment-Banking im dritten Quartal eine Eigenkapitalrendite von knapp zehn Prozent. „Das wird die UBS wohl nicht erreichen, was den Druck auf das Management hoch halten wird“, sagt Christian Stark, Analyst bei Cheuvreux. Quelle: dapd
Logo der RBS Quelle: dapd
Die Investmentbank des Geldhauses soll also weiter schrumpfen. Dabei ist Vorstandschef Stephen Hester (Bild) bereits kräftig auf die Bremse getreten. Anfang dieses Jahres hatte Hester den Abbau von rund 4000 Arbeitsplätzen angekündigt. Die Bank zog sich aus großen Teilen des Aktiengeschäfts und einigen anderen Bereichen zurück und verkaufte den traditionsreichen Broker Hoare Govett. Quelle: REUTERS
Seit Hester Ende 2008 sein Sanierungsprogramm für das damals schwer angeschlagene Geldhaus auf den Weg brachte, hat er die Investmentbank der RBS um mehr als die Hälfte verkleinert. Einen völligen Rückzug hielte aber auch UKFI-Chef O'Neill für eine falsche Entscheidung. Zu wichtig seien die Dienste der Investmentbanker für das Wachstum und das Wohlergehen britischer Unternehmen. Quelle: dapd
Deutsche BankBei der Deutschen Bank müssen Tausende Investmentbanker um ihren Job fürchten. Jürgen Fitschen (l.) und Anshu Jain wollen sparen, um Ertragseinbußen im Zuge der Schuldenkrise und der härteren Regulierung aufzufangen. Das Investment-Banking dürfte zwar zuletzt wieder gut gelaufen sein. Doch das Geschäft gilt als sehr volatil - und Volatilität steht bei der Bank derzeit nicht hoch im Kurs. Quelle: dpa

Der Rettung der Monte dei Paschi di Siena, die dem italienischen Steuerzahler nach derzeitigem Stand knapp vier Milliarden Euro kosten dürfte, wurde von der Banca d’Italia inzwischen zwar genehmigt. Allerdings lässt sie sich politisch kaum noch umsetzen. Die italienische Öffentlichkeit ist kurz vor der Parlamentswahl zu aufgebracht.

Der Verbraucherschutzverband Codacons will den Bail-out der Bank mit einer Klage gegen Regierung, Wirtschaftsministerium und Zentralbank verhindern. Die Banc d’Italia soll wegen Verletzung ihrer Aufsichtspflicht auf Schadensersatz in Höhe der veranschlagten Rettungssumme verklagt werden. Diese Summe könnte sich noch erhöhen, sollten bei der drittgrößte italienische Bank noch mehr Bilanzleichen im Keller gefunden werden. Spekuliert wird bereits über einen weiteren Verlust in Höhe von etwa 500 Millionen Euro aus einem 2010 abgeschlossenen Verbriefungsgeschäft für Immobilienanleihen im Umfang von 1,5 Milliarden Euro.

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