
Warum hassen sie uns? Viele Deutsche werden angesichts immer neuer Rettungspakete und jahrzehntelanger Transferleistungen allmählich selbst einen nicht geringen Zorn gegen die Geretteten empfinden, die als undankbar und uneinsichtig erscheinen. Verständlich ist die antideutsche Wut in Südeuropa dennoch. Nicht gerechtfertigt, wie uns linke Demagogen wie Jakob Augstein weismachen wollen. Die krisengeplagten Südeuropäer wüten ja nicht so sehr gegen das böse System als solches oder den Kapitalismus. Sie schimpfen auf die EU und vor allem die Deutschen, die sie damit gleichsetzen. Und das ist nachvollziehbar - nicht aus ökonomischer, sondern aus historischer Perspektive.





Die naheliegende Erklärung ist das Ressentiment gegen den, der nicht die Schwächen zeigt, die man selbst hat. Die Deutschen haben, wie der britische Historiker Brendan Simms kürzlich schrieb, einige Fehler einfach nicht mitgemacht: „Anders als Iren und Spanier haben sie keine riesigen Immobilienanlagen für Privateigentümer aufgebaut, sondern begnügten sich damit, ihre Wohnungen wie seit eh und je zu mieten; anders als die Italiener haben sie ihre Politik nicht in einen Zirkus verwandelt, der das Vertrauen in die eigenen Staatsanleihen aufzehrte; und anders als die Griechen verfügen sie über ein politisches System, das - bei allen Mängeln - auf Ehrlichkeit und Transparenz beruht." Simms verfolgt in seinem Aufsatz dieses Fehlen von Fehlern bis in die frühe Neuzeit zurück. Im Gegensatz zu Deutschlands politischer und Ideengeschichte hat sich seine Wirtschaftskultur langfristig als große Erfolgsgeschichte erwiesen. Und den erfolgreichen Streber mag man eben nicht.
Gerade Deutschlands großzügige Hilfsbereitschaft sorgt für Neid. Nur ein romantischer Revolutionär wie Che Guevara konnte glauben, dass Solidarität "die Zärtlichkeit der Völker" sei. In der realen Welt erzeugen dauerhafte Abhängigkeiten nicht Völkerfreundschaft sondern Neid und wachsende Ansprüche.
Viel tiefer als dieses allzumenschliche Ressentiment des schwachen Hilfsbedürftigen gegen den starken Helfer reicht aber die (wirtschafts)kulturelle Demütigung, die eine von deutscher Wirtschaftskraft getragene EU für die Mittelmeeranrainer bedeutet.