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Eurokurs Draghi muss endlich liefern

Mario Draghi will den Euro drücken. Kann er das überhaupt? Die schärfste Waffe wird nicht zum Einsatz kommen. Die anderen Instrumente dürften wenig bewirken. Umso größer könnte die Enttäuschung sein.

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Paukenschlag: EZB-Zinssenkung im Juni?

Die Währungshüter haben ganze Arbeit geleistet: Mario Draghi, Chef der Europäischen Zentralbank, und seine Kollegen haben in den vergangenen Tagen mehr als deutlich gemacht, dass ihnen der Euro zu stark ist. Die Botschaft ist an den Märkten angekommen. Inzwischen zweifelt kaum noch jemand daran, dass die Notenbank den Wechselkurs drücken wird.

Doch darin liegt genau das Problem: Draghi wird seine Versprechen nicht einlösen können. Die Instrumente, die dazu in Frage kommen, werden wenig bewirken. Und seine schärfste Waffe darf Draghi nicht nutzen. Umso größer könnte die Enttäuschung sein.

Auf der Pressekonferenz nach der jüngsten EZB-Ratssitzung wurde Draghi sehr deutlich: Der starke Euro sei verantwortlich für die „bedrückend niedrige“ Inflation. Das Problem: Ein starker Euro gepaart mit sinkenden Preisen gefährdet die Erholung der Euro-Krisenländer. Im schlimmsten Fall führt der Weg zurück in die Rezession. Es droht eine Dauerkrise wie sie Japan seit Jahren durchlebt. Damit es nicht so weit kommt, will die EZB schon bald aktiv werden. Die Notenbank „fühle sich wohl damit, beim nächsten Mal zu handeln“, so Draghi. Beim nächsten Mal heißt konkret: Wenn die nächste Zinsentscheidung ansteht, also am 5. Juni.

Als wären Draghis Aussagen noch nicht klar genug gewesen, meldeten sich in den nächsten Tagen weitere führende Köpfe der EZB zu Wort. So erklärte etwa der Luxemburger Yves Mersch, man arbeite an einer breiten Palette von Instrumenten, „die sogar die blühende Fantasie von Journalisten und Analysten übertreffen könnten“.

Damit war die Fantasie erst recht angeregt, oder besser gesagt: eine gewisse Erwartungshaltung geweckt. Immer häufiger hört man von den Akteuren am Finanzmarkt den Satz: „Draghi muss liefern.“ Nach einer aktuellen Umfrage des Datenanbieters Bloomberg rechnen 47 von 52 befragten Experten damit, dass die EZB auf ihrer nächsten Sitzung eine Lockerung der Geldpolitik beschließen wird.

Auch bei den Spekulanten ist die Stimmung seit der vergangenen Woche gekippt. Die Wetten auf einen steigenden Euro haben sich innerhalb kurzer Zeit aufgelöst, stattdessen setzen Investoren jetzt mehrheitlich auf einen fallenden Euro. Das lässt sich an den sogenannten Netto-Long-Positionen an den Terminmärkten ablesen. Zuletzt gab es einen so deutlichen Stimmungsumschwung im November 2013 als Reaktion auf die letzte Zinssenkung.

Dass es eigentlich nicht im Auftrag der Europäischen Zentralbank liegt, eine aktive Wechselkurspolitik zu betreiben, scheint nur noch ein paar Vertreter der reinen Lehre zu interessieren.

Die meisten Experten gehen davon aus, dass die Notenbank höchstens einen Wechselkurs von 1,40 Dollar akzeptieren wird. „1,40 Dollar sieht schon jetzt nach einer Schmerzgrenze aus”, sagte Bruno Cavalier, Volkswirt bei Oddo Securities in Paris. Diesen Stand hatte der Euro Anfang Mai beinahe erreicht. Anschließend sorgten Draghi & Co. mit ihren Worten dafür, dass der Kurs bis auf 1,37 Dollar fiel.

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