Europäische Zentralbank Eine dieser drei Frauen könnte Chefin der EZB-Bankenaufsicht werden

Die EZB sucht eine neue Chefin für die Bankenaufsicht. Quelle: dpa

Die EZB sucht eine neue Chefin für die Bankenaufsicht. Das Rennen machen momentan offenbar drei Frauen, wenngleich keine von ihnen die Kandidatur bekanntgegeben hat.

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Die Europäische Zentralbank bereitet sich auf einen Wechsel an der Spitze ihrer Bankenaufsicht vor. Gleich drei Frauen werden als mögliche Nachfolgerinnen des Italieners Andrea Enria an der Spitze des sogenannten Aufsichtsgremiums gehandelt.

Offiziell hat noch keine der drei ihren Hut in den Ring geworfen, doch in informierten Zentralbankkreisen kursieren die Namen bereits. Es handelt sich jeweils um Vizechefinnen der deutschen, der spanischen und der irischen Notenbank, Claudia Buch, Margarita Delgado, und Sharon Donnery.

Laut den Notenbankern – von denen einige an der Entscheidung beteiligt sein werden – gibt es noch weitere potenzielle Kandidaten, und es ist bislang nicht klar, wer in die engere Wahl kommen wird und ob tatsächlich eine Frau ausgewählt wird. Vertreter der drei nationalen Zentralbanken lehnten eine Stellungnahme ab, ebenso wie ein Sprecher der EZB.

Die EZB hat in den letzten Jahren den Anteil von Frauen in Führungspositionen erhöht, am prominentesten an ihrer Spitze mit Präsidentin Christine Lagarde. Wer auch immer den Vorsitz des Aufsichtsgremiums übernimmt, wird sich mit Bankern auseinandersetzen müssen, die sich zuletzt wieder verstärkt über die ihrer Meinung nach zu strenge und zudringliche Aufsicht beklagen.

Enrias fünfjährige, nicht verlängerbare Amtszeit endet im Dezember. Er hatte sich 2018 gegen Donnery und den Franzosen Robert Ophele durchgesetzt. Seine Vorgängerin und erste Vorsitzende des Gremiums überhaupt war die Französin Daniele Nouy.

Buch ist eher Volkswirtin als Bankenaufseherin und bei der Bundesbank zuständig für die sogenannte makroprudenzielle Aufsicht, bei der es nicht um Risiken und Probleme einzelner Banken geht, sondern um Entwicklungen, die die gesamte Branche betreffen. Zuletzt war das etwa das Zusammenspiel von steigenden Immobilienpreisen und locker vergebenen Hypothekenkrediten. In dieser Rolle ist Buch auch für Kapitalpuffer zuständig, die die Banken zur Vorsicht zwingen sollen. Als einzige der drei möglichen Kandidatinnen ist sie nicht bereits im Aufsichtsgremium der EZB vertreten, da diese Funktion für die Bundesbank Joachim Wuermeling wahrnimmt.

Enria hat sich nicht nur Freunde gemacht

Donnery ist bei der irischen Zentralbank für Banken und Versicherungen zuständig. Auf europäischer Ebene ist sie vor allem dafür bekannt, dass sie früher die Task Force der EZB für notleidende Kredite leitete. Wegen der Maßnahmen in diesem Bereich wurde die EZB von Banken und einigen Politikern – vor allem aus Italien – kritisiert, weil sie damit angeblich ihr Mandat überschritt. Doch Donnerys harter Kurs half den europäischen Banken, ihren Berg an notleidenden Krediten abzubauen und sie auf eine stabilere Basis zu stellen.

Delgado kennt das Innenleben der EZB wahrscheinlich am besten, da sie zuvor als stellvertretende Generaldirektorin in der EZB-Aufsicht tätig war. Sie verteidigte die Beschränkungen der EZB für Bankdividenden während der Pandemie, eine ihrer bisher umstrittensten Maßnahmen. Sie räumte jedoch auch Grenzen der Bankenaufsicht ein, als sie in einem Interview mit Bloomberg im Jahr 2021 sagte, dass die Aufsicht nicht als Instrument der Klimapolitik eingesetzt werden sollte.

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Der asketische Italiener Enria hat immer wieder den Zorn der Banker auf sich gezogen, vor allem mit dem Dividendenverbot während der Pandemie. Bei der Deutschen Bank und der BNP Paribas hat er sich zuletzt mit seinem Fokus auf das riskante Geschäft der Leveraged Finance wenig Freunde gemacht. Allerdings hat er sich gegenüber der Branche während der Pandemie auch flexibel gezeigt, die Bankenunion vorangetrieben und Transparenz in Fragen wie der Behandlung von Fusionen und Übernahmen gefördert.

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