Europäische Zentralbank Kann Weidmann EZB-Chef Draghi noch stoppen?

Seite 2/4

Gemeinsamkeiten und Gegensätze

Die zehn größten Euro-Lügen
Ex-EZB-Chef Jean-Claude Trichet Quelle: dpa
Wolfgang Schäuble Quelle: dpa
Giorgios Papandreou Quelle: dpa
Wolfgang Schäuble Quelle: dapd
Chef der Eurogruppe Jean-Claude Juncker Quelle: dapd
Angela Merkel mit Draghi Quelle: dapd
Mariano Rajoy Quelle: REUTERS

Auf der einen Seite: Jens Weidmann, der langjährige Wirtschaftsberater der Kanzlerin. Seit einem guten Jahr ist er Präsident der Bundesbank, jener Währungsbehörde, die wie vielleicht keine andere öffentliche Einrichtung in Deutschland für Stabilität und Solidität steht.

Wenn Weidmann in München, Düsseldorf oder Berlin unterwegs ist, dann fragen die Menschen, wann denn endlich Schluss sei mit dem ewigen Retten.

Wenn der Euro scheitern und die D-Mark wieder eingeführt werden sollte, dann wäre Weidmann noch einflussreicher als jetzt, und die Bundesbank hätte ihre alte Machtfülle zurück.

Auf der anderen Seite: Mario Draghi, ehemaliger Generaldirektor im italienischen Finanzministerium und Vizepräsident der Investmentbank Goldman Sachs, ausgebildet an amerikanischen Eliteuniversitäten, wo traditionell ein recht lockerer Umgang mit dem Geld der Zentralbanken gelehrt wird.

Wenn Mario Draghi in New York, London oder Tokio unterwegs ist, dann fragen ihn die Investoren, wann Europa endlich Ernst mache mit dem Retten.

Wenn der Euro scheitern sollte, dann wäre Draghi seinen Job los, und die Europäische Zentralbank würde abgewickelt.

Bundesbank in alter Herrlichkeit

Die Geschichte von dem sturen Deutschen und dem biegsamen Italiener ist einfach zu gut, als dass sie nicht erzählt würde. Es sei doch auffällig, dass Draghi immer dann aktiv werde, "wenn es in Italien mal wieder eng wird", sagte CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt am vergangenen Freitag. Und hat der Italiener nicht auf eine Abstimmung mit Jens Weidmann verzichtet, als er seine Rettungsabsichten vorvergangene Woche auf einer Investorenkonferenz in - ausgerechnet - London erstmals öffentlich machte?

Es sei doch klar, dass Weidmann der Bundesbank wieder zur "alten Herrlichkeit" verhelfen wolle, sagte dieser Tage ein europäischer Notenbanker. Hat sie nicht zwei Tage vor der Sitzung des Zentralbankrats ein Gespräch mit Helmut Schlesinger über die Rolle der Notenbanken auf ihre Website gestellt? Ausgerechnet Schlesinger, der wie kein Zweiter für monetäre Arroganz der Deutschen steht, weil er als Bundesbankchef in den neunziger Jahren ohne Rücksicht auf die wirtschaftliche Lage im Rest Europas die Zinsen in Deutschland erhöhte. In der Folge floss Kapital aus Italien und Frankreich ab, und die dortigen Währungen kamen ins Trudeln.

Aber stimmt die Geschichte von den beiden gegensätzlichen Bankern auch?

Köln, im September 2011. Jens Weidmann steht auf einer kleinen Bühne im Barcelo-Hotel, vor sich ein 23-seitiges Redemanuskript. Der Verband der Familienunternehmer hat ihn eingeladen. Die Familienunternehmer sind die freien Radikalen der deutschen Wirtschaft. Sie haben eine Allianz gegen den Rettungsschirm ESM ins Leben gerufen und fordern eine "ordnungspolitische Weichenstellung" auf dem Kontinent. Es ist nicht der Ort, um mit Europa zu punkten. Aber genau das versucht Weidmann. Er macht sich für die "Übertragung von finanzpolitischen Kompetenzen auf die europäische Ebene" stark - und schließt in einem zweiten Schritt die "Vergemeinschaftung bestehender Schulden" nicht aus.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%