
Es heißt, das Erfolgsprinzip guter Kommunikation sei die Wiederholung. Die Potenzregel besagt, dass die Wirkung eines Satzes sich potenziert, je häufiger er wiederholt wird. Wer einen Satz beispielsweise dreimal sagt, erzielt die 27-fache (3x3x3) Wirkung. Gut möglich, dass Mario Draghi, der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) über Weihnachten einen Crashkurs in Kommunikationswissenschaften gemacht hat.
Stoisch wiederholte der Italiener, die EZB werde bei ihrem nächsten Treffen im März ihre Geldpolitik „überprüfen“ und „möglicherweise neu überlegen“. Übersetzt in die Sprache der Finanzmärkte heißt das so viel wie: wenn die Situation so schwierig bleibt wie jetzt, sind weitere expansive Maßnahmen im März sehr wahrscheinlich. Offenbar wollte Draghi etwas gutmachen, nachdem die Märkte nach dem vergangenen Zinsentscheid im Dezember enttäuscht waren, dass die Zentralbank nicht mehr lieferte.





Zumindest kurzfristig erzielte Mario Draghi auch die gewünschte Wirkung. Die Finanzmärkte reagierten deutlich auf die Rede des EZB-Präsidenten. Der Dax legte angesichts der Aussicht auf mehr billiges Geld um mehr als zwei Prozent zu, der Euro fiel um mehr als einen US-Cent auf 1,08 US-Dollar. Auf die eigentliche Entscheidung der EZB reagierten die Kurse dagegen kaum, wie erwartet beließ die Notenbank den Leitzins auf seinem Rekord-Tief von 0,05 Prozent, auch der Einlagenzins blieb bei minus 0,3 Prozent.
Daten: Eurostat // Stand: Januar 2016
Mehr als fraglich ist allerdings, ob Mario Draghi mit seiner Kommunikation und Politik auch langfristig die potenzierte gewünschte Wirkung erzielen wird. Das Problem der Notenbank ist klar: der niedrige Ölpreis lastet auf den Inflationsraten, es scheint, als sei die Geldpolitik dagegen machtlos. Nun besteht die Gefahr, dass Draghi sich bei seinen Entscheidungen zu stark an die niedrige Inflationsrate klammert.





„Positive Effekte, wie die Verbesserung auf der Kreditseite werden nicht so hoch bewertet, wie die Risiken auf der Inflationsseite“, sagt Ulrike Kastens, Volkswirtin bei Sal. Oppenheim. Anscheinend bewerte die EZB die Einkommenseffekte aus dem niedrigen Ölpreis nicht so hoch.
Seit der vergangenen EZB-Sitzung im Dezember ist der Ölpreis um rund 40 Prozent gefallen. Volkswirte sehen darin viel Positives. „Ein niedriger Ölpreis ist wie ein Konjunkturprogramm“, sagt Michael Klaus, Partner beim Bankhaus Metzler. Zu beachten sei, dass viele Länder Ölimporteure seien, und entsprechend stark von den gefallenen Preisen profitierten. Das gilt insbesondere für europäische Staaten.